BYD, Polestar, Nio – Chinas Autos sind auf unseren Straßen immer präsenter. In China selbst haben die heimischen Autobauer Adressen wie VW und – bei den E-Autos – Tesla längst abgehängt. Davon an der Börse zu profitieren ist aber nicht so einfach.
10. Mai 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). „Der Fortschritt kommt aus China“, schreibt der ADAC, „Weckruf für Mercedes, BMW und Co: Hier stiehlt China uns die Schau“ heißt es in der „Auto Bild“. Auf der gerade zu Ende gegangenen Messe „Auto China 2024“ in Peking zeigten über 700 Hersteller aus der ganzen Welt ihre neuesten Modelle – und Europäer und US-Amerikaner staunten über das, was aus China selbst kommt.
Längst gibt es in China viele Autokonzerne, die sich hinter den westlichen Marken nicht verstecken müssen, etwa BYD, Geely, Chery, Great Wall Motors oder SAIC. Und während Apple sich als Autobauer verabschiedet hat, sorgte der Smartphone-Hersteller Xiaomi für Furore mit einer Sportlimousine im Stil des Porsche Taycan. „Auch dieses Jahr feiern die chinesischen Autobauer wieder ein gigantisches Neuheiten-Feuerwerk, während es gerade aus deutscher Sicht mit Audi, BMW, Mini, Mercedes-Benz und VW nur wenige Höhepunkte gibt“, erklärte der ADAC.
BYD: Langer Seitwärtstrend
Chinas BYD-Konzern verkaufte 2023 über 2,5 Millionen Fahrzeuge auf dem Heimatmarkt und hängte damit den VW-Konzern ab, der nur auf 2,3 Millionen kam. Und US-Elektroautobauer Tesla hat im vierten Quartal 2023 seine Spitzenposition auf dem Weltmarkt für E-Fahrzeuge an BYD abgeben müssen. BYDs Vorteil: Der Konzern ist breit aufgestellt als Entwickler, Autobauer und auch Batteriehersteller. Er forscht zudem an einer Natrium-Ionen-Batterie ohne Lithium und Kobalt, die E-Mobilität deutlich billiger machen würde. Außerdem setzt BYD erfolgreich auf Kooperationen. Zuletzt hieß es, dass Chinas Autobauer Nio mit BYD einen Vertrag über die Lieferung von Batterien geschlossen hat.
Die von Marc Richter von der Baader Bank gehandelte BYD-Aktie (CNE100000296) tendiert seit ihrem Hoch 2022 zwar etwas schwächer beziehungsweise seitwärts. Seit Februar geht es aber aufwärts. Aktuell liegt der Kurs bei 26,55 Euro nach 22 Euro vor drei Monaten. Die US-Bank Morgan Stanley geht davon aus, dass die Aktien der chinesischen Autobauer im zweiten Quartal wieder an Anziehungskraft gewinnen. Favoriten sind allerdings Li Auto, XPeng und Nio. BYD wird lediglich auf „Halten“ gestuft. Der Grund: Morgan Stanley erwartet wegen der gesättigten Märkte in China weitere Abwärtskorrekturen der Konsensschätzungen für BYD.
Tesla-Kurs seit Hoch halbiert
Überhaupt nicht gut läuft es derzeit für Tesla (US88160R1014) an der Börse. Die von Walter Vorhauser von Oddo BHF gehandelte Aktie fiel dieses Jahr von 230 Euro auf aktuell 160 Euro. Von den Hochs weit über 300 Euro aus 2022 ist die Aktie ohnehin weit entfernt. Für das erste Quartal dieses Jahres meldete Tesla den ersten Umsatzrückgang seit rund vier Jahren.
Bezüglich Tesla herrscht viel Pessimismus. So stufen Bernstein Research, DZ Bank und JP Morgan die Aktie auf „Underperform“ oder „Verkaufen“, Barclays Capital, Deutsche Bank und UBS auf „Neutral“. Nur RBC Capital sieht den Autobauer als „Outperformer“. Bernstein nennt ein Kursziel von nur 120 US-Dollar (aktuell 178 US-Dollar). Zwar habe Tesla angesichts der gesunkenen Erwartungen überwiegend erfreulich abgeschnitten, Details zur angekündigten Einführung neuer Modelle auf der Basis bestehender Produktionslinien habe Tesla aber verweigert. Anders als BYD könnten die Amerikaner in diesem Bereich noch keine Erfolge vorweisen.
BorgWarner mit gutem Ausblick
Dass auch Autozulieferer einiges richtig machen können, zeigt das Beispiel BorgWarner. Der US-Konzern aus Auburn Hills in Michigan gehört zu den größten Autozulieferern der Welt und ist auch im Bereich Elektromobilität gut aufgestellt, etwa mit Getrieben für E-Autos. Auch BorgWarner setzt auf Kooperationen, etwa mit Polestar, dem gemeinsamen E- und Hybrid-Autounternehmen von Volvo Car Corporation und Chinas Autobauer Geely. Die von Baader Bank-Händler Richter gehandelte BorgWarner-Aktie (US0997241064) machte nach Veröffentlichung der jüngsten Zahlen einen Satz nach oben. Entscheidend war, dass der Ausblick deutlich angehoben wurde.
Die jüngsten Prognosen für die deutschen Autobauer fallen übrigens gar nicht so schlecht aus: So raten Bernstein Research, JP Morgan und die Deutsche Bank bei BMW zum Einstieg. Auch für VW und Mercedes votieren Deutsche Bank, Jefferies, Warburg Research und RBC Capital mit „Buy“.
Von Anna-Maria Borse, 10. Mai 2024 © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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