Nvidia bleibt bei den Börsenumsätzen die klare Nummer Eins, die Aktie läuft trotz hoher Kursziele aber nur noch seitwärts. Die Kurse von Super Micro Computer und Intel werden von Spekulationen getrieben, LVMH leidet unter der Konsumzurückhaltung.
26. September 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die auf den Marktplätzen der Deutschen Börse mit weitem Abstand am häufigsten gehandelte Auslandsaktie bleibt der Chipkonzern Nvidia (<US67066G1040>). Die Zeit der großen Kurssprünge liegt bei dem ausgewiesenen KI-Profiteur allerdings schon einige Monate zurück. Seit Juni bewegt sich der Kurs seitwärts. Die Ende August vorgelegten Quartalszahlen lösten Gewinnmitnahmen aus, die von den Nvidia-Anhängern nach wenigen Tagen aber wieder zum Einstieg genutzt wurden. Auch die meisten Analysten sind mittelfristig positiv gestimmt. Über 90 Prozent der Banken voten bei Nvidia mit „Kaufen“, das Konsens-Kursziel liegt gut 20 Prozent über der aktuellen Notierung. Zurzeit befindet sich die Aktie aber noch im Konsolidierungsmodus.
Super Micro: Kursverluste nach Anschuldigungen
Eine solche Seitwärtsphase hätten die Aktionäre von Super Micro Computer (<US86800U1043>) für die vergangenen Monate wahrscheinlich blind unterschrieben. Das auf den Bau von High-End-Servern spezialisierte Unternehmen galt lange Zeit als größter Nvidia-Konkurrent. Zuletzt dominierten jedoch die Negativschlagzeilen. Ende August warnte der Shortseller Hindenburg Research unter anderem vor schwerwiegenden finanziellen Unregelmäßigkeiten, dubiosen Rüstungsgeschäften mit Russland, Schwierigkeiten bei Exportkontrollen und Qualitätsproblemen, die zum Verlust von Aufträgen wichtiger Kunden führen würden.
Kurz drauf verschob der Vorstand die Veröffentlichung des Jahresberichts, der bis heute nicht vorliegt. Für Torsten Tiedt von aktienfinder.net ist die seit Februar um über 60 Prozent gefallene Aktie von Super Micro trotz vermeintlich günstiger Bewertung derzeit reine Spekulation: „Sollten sich die Vorwürfe von Hindenburg Research in Luft auflösen, wird die Aktie deutlich zulegen. Sollte der verzögerte Jahresbericht die Vorwürfe jedoch im Wesentlichen bestätigen, kann es ebenso deutlich weiter nach unten gehen“.
Gefahr für Alphabet, Chancen bei LVMH
Wenig zuversichtlich ist der Experte für Qualitätsaktien auch für die Google-Mutter Alphabet (<US02079K3059>), die von den Anlegerinnen und Anlegern ebenfalls sehr rege gehandelt wird. Als problematisch bewertet er vor allem die Bedrohung der Suchmaschinendominanz durch Künstliche Intelligenz. „Wenn Antworten nicht länger gegoogelt werden, bricht langfristig das Werbegeschäft weg“. Diese Gefahr bezeichnet Tiedt mit Blick auf das Nutzerverhalten in seinem persönlichen Umfeld als „real“. Deshalb hält er die „moderate Bewertung der Aktie“ mit einem KGV auf den bereinigten Gewinn von 20 zurzeit auch für gerechtfertigt. „Ein Kauf drängt sich nicht auf“.
Anders sieht es seiner Ansicht nach beim Luxuskonzern LVMH (<FR0000121014>) aus, dessen Aktie nach einem Kursrückgang von über 30 Prozent seit Mitte März derzeit „so günstig wie seit über 2 Jahren nicht mehr“ ist. „Parallel zu den fallenden Kursen stieg die Dividendenrendite auf nun 2,2 Prozent, während sie Anfang 2022 bei unter einem Prozent lag. Auch das KGV von 20,6 deutet auf eine günstige Einstiegsgelegenheit hin“. Weil die aktuelle Konsumschwäche aber vermutlich länger andauern dürfte, bietet sich laut Tiedt zunächst der Kauf einer ersten Tranche an, auf die bei weiterer Kursschwäche Nachkäufe folgen sollten.
Nur ein Strohfeuer bei Intel?
Wieder zurück im Fokus vieler Anleger*innen ist die Aktie von Intel (<US4581401001>). Der früher führende Chiphersteller ist in den vergangenen Jahren gegenüber anderen Branchenplayern klar ins Hintertreffen geraten. Mit drastischen Sparmaßnahmen, denen unter anderem auch der geplante Bau einer Fabrik in Magdeburg zum Opfer fällt, will der Vorstand das Ruder nun rumreißen. Gleichzeitig zeigt der Konkurrent Qualcomm Interesse an einer Übernahme von Intel. Zwar halten Analysten die Genehmigung eines solchen Deals für unwahrscheinlich, der zuvor deutlich gefallene Aktienkurs konnte zuletzt dennoch profitieren. Warum Tiedt Intel trotzdem „weiter auf dem absteigenden Ast“ sieht und sich von der Aktie fernhält, hat er auf seiner Homepage aktienfinder.net erläutert.
Auch Tech-Experte Stefan Waldhauser befürchtet, dass die aktuelle Erholung der Intel-Aktie nicht nachhaltig ist. „Die fundamentale Lage des Unternehmens ist prekär. Jüngst mussten aufgrund der angespannten finanziellen Lage die Investitionspläne zusammengestrichen werden, obwohl der ehemals führende Chiphersteller technologisch derzeit nicht konkurrenzfähig ist“. Seiner Meinung nach ist bei der Aktie „mittelfristig eher ein weiterer Kursverfall zu befürchten“.
Palantir mit „extrem hoher Bewertung“
Ähnlich pessimistisch äußert sich der lange Zeit in der Softwarebranche aktive Aktienspezialist zu dem bei privaten Anlegerinnen und Anlegern sehr beliebten Datenanalyse-Anbieter Palantir(<US69608A1088>). Dessen Aktie wurde durch die Aufnahme in den S&P 500 gerade auf den höchsten Stand seit Anfang 2021 getrieben. Die „extrem hohe Bewertung“ stört Waldhauser aber ebenso wie die Tatsache, dass der Firmenlenker Alexander Karp zuletzt Gewinne mitgenommen und „im großen Stil eigene Aktien verkauft“ hat. Warum für ihn Palantir als Investment grundsätzlich nicht in Frage kommt, lässt sich in einer ganz aktuellen Analyse auf high-tech-investing.de nachlesen.
Von Thomas Koch, 26. September 2023, © Deutsche Börse
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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