Portfoliomanager Schlienkamp ist davon überzeugt, dass eine gute Unternehmensführung ein solides Fundament für nachhaltiges Wachstum bedeutet. Der Deutsche Corporate Governance Kodex bietet eindeutige Leitlinien.
31. Oktober 2024. FRANKFURT (GS&P). Corporate Governance ist nicht nur ein regulatorisches Muss, sondern ein wesentlicher Baustein für den nachhaltigen Unternehmenserfolg. Die Art und Weise, wie Unternehmen geführt und kontrolliert werden, wirkt sich maßgeblich auf ihre Effizienz, Transparenz und letztendlich auf ihre Marktposition aus. Der Deutsche Corporate Governance Kodex, kurz DCGK, liefert Unternehmen in Deutschland klare Handlungsempfehlungen und bewährte Best Practices, um genau diese Werte zu fördern und zu sichern. Doch wie wirksam sind diese Empfehlungen wirklich und wie sehr halten sich die Unternehmen in der Praxis daran? Dieser Frage möchte ich in diesem Beitrag nachgehen.
Die Bedeutung des DCGK im Unternehmensumfeld
Der DCGK wurde entwickelt, um das Vertrauen der Investoren in deutsche börsennotierte Unternehmen zu stärken. Gerade in der heutigen Zeit, in der internationale Investoren besonders kritisch auf die Governance-Praktiken der Unternehmen schauen, wird der Kodex zu einem unverzichtbaren Instrument und Leitmedium. Die Umsetzung der Empfehlungen hat meines Erachtens dabei eine zentrale Rolle eingenommen, da sie die Transparenz und Verantwortung fördern. Besonders die Themen Vergütung und Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat stehen dabei häufig im Mittelpunkt. Studien zeigen, dass transparente Vergütungspraktiken, ein kompetenter und diversifizierter Vorstand sowie ein starkes Risikomanagement Vertrauen bei den Investoren schaffen und langfristig zu stabileren Aktienrenditen führen können.
Die Herausforderung der Umsetzung
Eine Auswertung der Entsprechenserklärungen großer deutscher Unternehmen zwischen 2020 und 2023 (Quelle: Prof. Dr. Christina E. Bannier/Henry Flach: Wie hältst Du es mit der Corporate Governance? AG-Report 19/2024) zeigt, dass die Einhaltung der Empfehlungen des Kodex stetig zunimmt. Besonders im DAX sehen wir hohe Quoten, während im MDAX und SDAX mehr Abweichungen zu verzeichnen sind. Meines Erachtens liegt das vor allem an den unterschiedlichen Strukturen und Anforderungen der Unternehmen, die je nach Größe und Marktumfeld variieren.
Doch was mich besonders überrascht hat, ist die Tatsache, dass viele Unternehmen im Bereich der Vergütung – ein äußerst sensibles Thema für Investoren – nach wie vor Schwierigkeiten haben, die Kodex-Empfehlungen vollständig umzusetzen. Gerade die Leitlinie, variable Vergütungen über einen längeren Zeitraum an Aktien zu binden, wird häufig nicht befolgt. Dies zeigt meines Erachtens, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit und eine stärkere Auseinandersetzung mit den langfristigen Vorteilen notwendig ist. Ich würde erwarten, dass Unternehmen mit strengerer Corporate-Governance-Struktur geringere Schwankungen in ihrer Aktienperformance aufweisen und daher für Investoren attraktiver sind.
Transparenz als Schlüssel zum Erfolg
Transparenz ist meines Erachtens eines der größten Assets guter Corporate Governance. Unternehmen, die ihre Entsprechenserklärungen offen und nachvollziehbar gestalten und auch Abweichungen plausibel erklären, schaffen Vertrauen bei den Investoren. Gerade im globalen Wettbewerb wird dies zunehmend wichtiger, da internationale Investoren häufig strenge Governance-Praktiken erwarten. Auch hier würde ich erwarten, dass nationale und internationale Investoren mehrheitlich Transparenz und die Offenlegung von Governance-Maßnahmen als wesentlich betrachten, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Eine klare und verständliche Berichterstattung durch das Management stärkt das Vertrauen und die Investitionsbereitschaft der Anleger, was langfristig zu einer besseren Marktstellung führen kann. Transparenz und verantwortungsvolle Offenlegung sind daher nicht nur ein Indikator für gute Unternehmensführung, sondern auch eine strategische Komponente, um sich im Wettbewerb zu differenzieren.
Fazit: Corporate Governance als Zukunftsinvestition
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Corporate Governance nicht als bürokratische Hürde verstanden werden sollte, sondern als eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Meines Erachtens profitieren Unternehmen langfristig davon, wenn sie die Empfehlungen des DCGK ernst nehmen und nachvollziehbar und damit transparent umsetzen. Nur so kann ein stabiles Vertrauen am Kapitalmarkt aufgebaut werden, das für nachhaltigen Erfolg unabdingbar ist.
Unternehmen mit starken Corporate-Governance-Praktiken treffen nicht nur effizientere Investitionsentscheidungen und verbessern die Transparenz, sondern fördern auch das Vertrauen der Investoren – sei es durch eine klare Offenlegung, eine strategische Nutzung von Ressourcen oder die Einhaltung ethischer Standards. Corporate Governance ist somit weit mehr als ein Instrument zur Einhaltung von Standards. Sie ist ein essentieller Faktor für den langfristigen Unternehmenserfolg und die Stabilität auf den nationalen und internationalen Märkten.
Christoph Schlienkamp ist Portfoliomanager bei der GS&P Kapitalanlagegesellschaft S.A.
Von Christoph Schlienkamp, 31. Oktober 2024 © Deutsche Börse AG
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