Anleger interessieren sich für den Nasdaq, Dow Jones Industrial, einzelne US-Technologiewerte sowie Varta. Die Goldpreisschwäche zieht Long-Positionierungen nach sich. Cannabis und sauberer Wasserstoff beflügelt die Fantasie.
12. März 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der Zinsanstieg lässt sich nicht mehr ignorieren: Schon Anfang der Woche war die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen auf über 1,60 Prozent geklettert, nach einem Rückgang während der Woche ist das Niveau jetzt wieder erreicht. Zum Vergleich: Anfang des Jahres waren es nur rund 0,9 Prozent. „Der Markt ist verunsichert“, erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. Er verweist auf das 1,9 Billionen US-Dollar schwere US-Konjunkturpaket, das Präsident Joe Biden diese Woche in Kraft gesetzt hat. Das Konjunkturpaket schürt aufgrund seiner Dimensionen Inflationsängste.
In Europa fällt der Zinsanstieg nicht ganz so deutlich aus: Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit minus 0,31 Prozent nach minus 0,60 Anfang des Jahres. Mit ihrer Ankündigung vom gestrigen Donnerstag hat die EZB bereits versucht, sich gegen den Aufwärtstrend zu stemmen: Sie will in den kommenden drei Monaten verstärkt Anleihen im Rahmen des PEPP-Programms (Pandemic Emergency Purchase Programme) kaufen.
„Bundrenditen dürften auf mittlere Sicht zulegen“
„Die EZB hat die Märkte mit ihrer Ankündigung, ‚signifikant‘ mehr Anleihen zu kaufen, positiv überrascht“, erklärt Anleihenanalyst Cem Keltek von der Commerzbank. Vorerst dürften die höheren Kaufvolumen die Kurse von Bundesanleihen stützen. Allerdings halte der Gegenwind aus den USA an, zumal sich die Fed auf ihrer Sitzung nächste Woche weniger besorgt über den Renditeanstieg zeigen dürfte. „Darum dürften die Bundrenditen auf mittlere Sicht trotz der Unterstützung durch die EZB eher wieder zulegen.“
Auch nach Ansicht des DekaBank-Chefvolkswirts Ulrich Kater wird es der EZB nur kurzfristig gelingen, ein zu starkes Ansteigen des Marktzinsniveaus zu vermeiden. Denn eine Orientierung, wie es in der Nach-Corona-Zeit mit der Geldpolitik weiter gehen soll, stellten die aktuellen Beschlüsse nicht dar. „Das wird den Aufwärtsdruck auf die Renditen bestehen lassen.“
Hohmann, Mutares und Grenke gefragt
Für Privatanleger ist der Renditeanstieg bei Staatsanleihen – vorerst – kein Thema. „Für sie sind Bundesanleihen auf dem aktuellen Niveau ohnehin uninteressant, egal, ob die Rendite bei minus 0,5 oder minus 0,3 Prozent liegt“, bemerkt Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
So geht die Suche nach attraktiven Unternehmensanleihen weiter. Gut nachgefragt ist die neue, fünfjährige Anleihe der Homann Holzwerkstoffe (DE000A3H2V19) mit Kupon von 4,5 Prozent, wie Brunner berichtet. Der Bond kam zu 100 Prozent an den Markt, jetzt liegt der Kurs schon bei 102,80 Prozent. Käufe meldet der Händler auch für die Anleihe der Beteiligungsgesellschaft Mutares (<NO0010872864>) mit Kupon von 6 Prozent und Fälligkeit 2024. „Dass Mutares seinen Anteil am Autozulieferer STS mit hohem Gewinn verkaufen konnte, hat den Kurs beflügelt.“
Außerdem legten laut Brunner Grenke-Bonds (<XS1910851242>, XS2155486942) zu. Die hatten sich nach dem neuerlichen Kursrücksetzer im Februar schon in den letzten Wochen erholt. Gewinnmitnahmen registriert der ICF-Händler hingegen für Papiere von PREOS Global Office Real Estate & Technology (<DE000A254NA6>). „Die stillen Reserven des Büroimmobilienkonzerns liegen deutlich niedriger als erwartet, das kam natürlich nicht gut an.“
Brunner
Auch FCR und Semper gesucht
Käufe in kleinerem Umfang meldet Gregor Daniel für die Anleihe von FCR Immobilien (<DE000A2TSB16>). „Die vorläufigen Zahlen zum Vorsteuergewinn 2020 haben die Prognosen übertroffen.“ Die Anleihe notiert immer noch unter 100 Prozent und rentiert aktuell mit 5,25 Prozent. Ebenfalls von Käufen berichtet der Händler für die Anleihe von Semper idem Underberg (<DE000A2YPAJ3>) mit Kupon von 4 Prozent und Laufzeit bis 2025. Auf dem aktuellen Kursniveau ergibt das eine Rendite von 3,18 Prozent.
Satte 8 Prozent Kupon bietet die neue Anleihe von Agri Resources (DE000A287088), für die die Zeichnungsfrist nun abgelaufen ist. Gehandelt wird das Papier unverändert um 100 Prozent, wie Daniel feststellt.
Beliebt bleibt außerdem die neue grüne Anleihe von Daimler (DE000A3H3JM4) mit Kupon von 0,75 Prozent und Laufzeit bis 2033, wie Brunner feststellt.
von: Anna-Maria Borse 12. März 2021, © Deutsche Börse AG