Während beim Ölpreis durch die Beschlüsse der ölexportierenden Länder etwas Ruhe eingekehrt ist, hat sich der Preisanstieg vieler Industriemetalle fortgesetzt. Edelmetalle wie Gold und Silber gehören trotz jüngster Preiserholung in diesem Jahr zu den Verlierern.
5. August 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Rohstoffe sind dieses Jahr deutlich teurer geworden – das stellt jeder fest, der zur Tankstelle fährt, mit Renovierungsarbeiten zu tun hat oder gar baut. Der unterschiedliche Industriemetalle abbildende WisdomTree Industrial Metals (DE000A0KRKG7) ist vergangene Woche auf den höchsten Stand seit 2011 geklettert. Hintergrund sind Mehrjahreshochs von Industriemetallen wie Nickel oder Aluminium. Der Kupferpreis hat sich vom Mai-Rekordhoch bei 10.739 US-Dollar zwar deutlich entfernt und liegt jetzt „nur“ noch bei 9.426 US-Dollar. Allerdings ergibt das seit Jahresanfang immer noch ein Plus von über 20 Prozent.
Nicht nur vorübergehende Treiber
Analysten führen unterschiedliche Gründe an: der Konjunkturaufschwung nach den Lockdowns, auch angeschoben durch die massiven Konjunkturspritzen der Regierungen, zum Teil auch Produktionsengpässe. Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank geht davon aus, dass dies Effekte auslaufen und sich die Rohstoffpreise wieder normalisieren werden – allerdings mit Ausnahmen. Einige Rohstoffe, etwa Kupfer und Holz, würden für die Energiewende gebraucht. Der Preisanstieg spiegle somit auch einen langfristigen Trend wider.
ETC-Anleger sind überwiegend skeptisch und rechnen mit wieder fallenden Preisen. Jedenfalls wurden Industriemetall-ETCs in den vergangenen vier Wochen unter dem Strich abgestoßen, wie Mobin Tahir von WisdomTree meldet. Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt wiesen vor allem der WisdomTree Copper mit und ohne Währungssicherung (DE000A0KRJU0, DE000A1NZLL0) und der WisdomTree Nickel (DE000A0KRJ44) auf.
De La Rubia
„Ölpreis durch OPEC in Schach gehalten“
Auch von Öl-ETCs wollen Anleger nichts wissen, sie werden Tahir zufolge sogar im großen Stil verkauft. An der Börse Frankfurt ging es vor allem um den WisdomTree WTI Crude Oil (DE000A0KRJX4) und den WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (DE000A2BDEB6).
Der Ölpreis hält sich über der 70 US-Dollar-Marke für ein Barrel der Sorte Brent, auch wenn die Hochs von Anfang Juli bei über 77 US-Dollar nicht mehr erreicht wurden. „Die Ölpreise wurden durch den jüngsten Deal der OPEC+ in Schach gehalten“, stellt Tahir fest. Die OPEC+, also die OPEC und Partnerländern wie Russland, hatten sich Mitte Juli nach einigen Querelen dann doch geeinigt, die Produktion von August an schrittweise zu erhöhen.
Goldpreis steigt mit Inflationssorgen
Der Goldpreis ist zwar seit Jahresanfang gerechnet gesunken, zuletzt aber wieder etwas gestiegen. Die Feinunze kostet aktuell 1.810 US-Dollar nach 1.758 US-Dollar Ende Juni. „Bemerkungen des US-Notenbank-Chefs Powell lassen vermuten, dass eine geldpolitische Straffung vorerst nicht zu erwarten ist“, erklärt Tahir. Gleichzeitig seien die Inflationsraten in vielen Ländern deutlich gestiegen, in den USA zum Beispiel auf 5,4 Prozent im Juni. Eine geldpolitische Straffung mit höheren Zinsen würde Gold unattraktiver machen. Höhere Inflation stützt hingegen meist den Preis von Gold, das vielen als Inflationsschutz gilt.
Anders als in den Vormonaten waren Edelmetall-ETCs in den vergangenen vier Wochen wieder gefragt, WisdomTree meldet deutliche Zuflüsse. Der Bestand von Xetra-Gold bewegt sich mit aktuell 237 Tonnen weiter auf Rekordniveau. Xetra-Gold war in den vergangenen vier Wochen – wie immer – Umsatzrenner im ETC-Handel an der Börse Frankfurt. Weitere rege gehandelte Gold-ETCs sind der Invesco Physical Gold (IE00B579F325), der WisdomTree Physical Gold Individual Securities (DE000A0N62G0) und der währungsgesicherte Xtrackers IE Physical Gold Euro Hedged (DE000A2T5DZ1).
Erstes Halbjahr: Erstmals seit 2014 Nettoabflüsse aus Gold-ETCs
Im zweiten Quartal lag die Goldnachfrage weltweit in etwa auf Vorjahresniveau, wie der Branchenverband World Gold Council Ende Juli mitgeteilt hat. Von April bis Juni seien global 955,1 Tonnen Gold nachgefragt worden, nach 960,5 Tonnen im Vorjahreszeitraum. Die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen sei hingegen das vierte Quartal in Folge gestiegen. Auch die in der Pandemie geschrumpfte Nachfrage nach Goldschmuck zog an. Gold-ETCs verzeichneten im zweiten Quartal hingegen nur leichte Nettozuflüsse von 40,7 Tonnen. Das konnte die heftigen Abflüsse aus Gold-ETCs zu Jahresbeginn nicht ganz wettmachen. „Gold-ETCs erlebten erstmals seit 2014 im ersten Halbjahr Nettoabflüsse“, erklärt das World Gold Council.
Silber-ETCs (DE000A0N62F2) verzeichneten ebenfalls hohe Umsätze. Aktuell geht die Feinunze zu 25,40 US-Dollar über den Tisch, damit ist Silber – wie Gold – in diesem Jahr günstiger geworden.
von: Anna-Maria Borse, 5. August 2021, © Deutsche Börse AG