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22.09.25 07:47:07

"ELTIFs – Demokratisierung privater Märkte oder doch nur alter Wein in neuen Schläuchen?"

Es kommen immer mehr Fonds auf den Markt, die privat Investierenden Zugang zu privaten Märkten bieten. „European Long-Term Investment Funds", kurz ELTIFs, eröffnen Investoren den Zugang zu nicht-börsennotierte Investments. Doch die Nachfrage bleibt hinter dem hohen Marketingaufwand der Anbieter zurück. Aus gutem Grund, meint Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Finanzdienstleisters envestor.

Anleger in öffentlichen und privaten Märkten leben in Parallelwelten: Für die meisten sind Aktien, Anleihen – ob als Wertpapier direkt oder über Fonds und ETFs – die klassischen Anlagevehikel. Einen ETF kauft man beim Broker der Wahl und sieht binnen Sekunden Stückzahl, Kosten und Preis im Depot – alles transparent, nahezu in Echtzeit. Private Märkte ticken anders: Hier sind meist Profis unterwegs. Nach dem sogenannten Yale-Modell (entwickelt von David Swensen) setzen Stiftungen und große Investoren auf alternative Investments abseits der Börse, zum Beispiel Immobilien, Infrastruktur und Private Debt. Ihr zentrales Prinzip: breite Diversifikation und ein hoher Anteil illiquider Assets für langfristigen Kapitalzuwachs.

Jetzt soll der elitäre Private-Market-Club demokratisiert werden – durch ELTIFs. 2015 eingeführt und 2024 neu aufgelegt, investieren diese regulierten Fonds langfristig in „illiquide Realanlagen“ – darunter Infrastruktur, Private Equity, Immobilien und Private Credit. ELTIFs sind semi-liquide: Rückgaben sind oft nur quartalsweise und im Rahmen von „Gates“ möglich. Wer kurzfristig Liquidität braucht, muss Rückgaben teils bis zu zwölf Monate im Voraus anmelden. Es gibt Ausnahmen, aber diesen Fonds ist gemein, dass sie eben nicht liquide gehandelt werden können wie Fonds, Aktien, Anleihen und ETFs.

ELTIFs versprechen den Zugang zu einem boomenden Markt der Infrastrukturanlagen, vor allem geht es um alternative Energien. Doch der Absatz läuft schleppend: Während Aktien- und Rentenfonds Milliarden anziehen, sammelten ELTIFs laut Expertenschätzungen im ersten Halbjahr nur etwa eine Milliarde Euro ein. Warum?

Was Produktanbieter als „Demokratisierung der Kapitalanlage“ anpreisen, erinnert viele eher an eine problembehaftete Anlageform: Offene Immobilienfonds, die in zwei Jahrzehnten gleich zweimal ins Straucheln kamen, weil Anleger illiquide Werte wie liquide Fonds handeln wollten. Viele Investoren haben zudem schlechte Erfahrungen mit geschlossenen Fonds gemacht. Auch wenn diese nicht direkt mit den heute wesentlich stärker diversifizierten ELTIFs vergleichbar sind: Die Frage der Liquidität bleibt zentral, wenn illiquide Assets im Spiel sind. Hinzu kommen weitere Bedenken rund um private Assets.

Private Equity befindet sich in einer schwierigen Lage: Der klassische Exit über Börsengänge klappt selten, die IPO-Pipeline stockt. Kritiker befürchten, dass Anbieter über ELTIFs schwer zu verkaufende Beteiligungen an Privatanlegerinnen und Privatanleger weiterreichen, die institutionelle Investoren verschmähen. Zwar existieren Mindeststandards durch Regulierung, doch Bewertungen illiquider Assets sind komplex und lassen sich durch klassische Fondsanalyse kaum erfassen. Hinzu kommt: Herkömmliche Fondsdatenbanken tun sich schwer, ELTIFs sinnvoll zu kategorisieren und Risikokennzahlen abzubilden.

Die Grundidee hinter ELTIFs – Privatpersonen langfristige Sachwert-Investments mit attraktiven Cashflows zugänglich zu machen – hat Charme. Wer langfristig denkt, kann auf tägliche Liquidität zugunsten stabiler Erträge verzichten. Die Realität ist jedoch oft anders: Viele handeln kurzfristiger, und die Bewertung von illiquiden Anlagen ist auch für Profis eine Herausforderung. 

Anbieter sollten also Geduld beweisen und langfristig Vertrauen durch langfristige Track Records schaffen. Anlegende wiederum, die sich für illiquide Investments interessieren, sollte sich dem Thema Schritt für Schritt nähern – Eile besteht freilich nicht.

Von Ali Masarwah, 22. September 2025, © envestor.de

Über den Autor

Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor.de, eine der wenigen Fondsplattform, die Cashbacks auf Fonds-Vertriebsgebühren zahlt. Masarwah analysiert seit über 20 Jahren Märkte, Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar. Seine Expertise wird auch von zahlreichen Finanzmedien im deutschsprachigen Raum geschätzt.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

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