Es sind vor allem US-Aktien, die überzeugen. Außerdem ist die Skepsis bezüglich Tech-ETFs wieder kleiner geworden. Auffällig: das Interesse an asiatischen Aktien jenseits von Indien.
24. September 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Entscheidung der US-Notenbank für eine kräftige Zinssenkung hat die Kauflaune auch am ETF-Markt beflügelt. Holger Heinrich von der Baader Bank meldet viel mehr Käufe als Verkäufe – bei leicht erhöhten Umsätzen. DAX, Dow Jones und S&P 500 hatten nach der US-Notenbanksitzung vergangene Woche neue Allzeithochs erreicht. Am Dienstagmittag steht der DAX bei 18.958 Punkten – nicht mehr weit unter dem Rekordstand von 19.045 Zählern.
„Am auffälligsten ist der Kauf verschiedener S&P 500-ETFs“, berichtet Heinrich (<LU1681049109>, <LU2009147757>). Auch gehebelte S&P 500-ETNs seien gesucht, etwa der WisdomTree S&P 500 5x Daily Leveraged (<XS2771643025>). Bei der ICF Bank geht weiter viel um in klassischen MSCI World-Trackern wie dem Deka MSCI World (<DE000ETFL508>) – mal Käufe, mal Verkäufe. „Wenn es hoch geht, wird gekauft, wenn es runter geht, verkauft“, berichtet ICF-Händler Frank Wöllnitz. Bei der Baader Bank wird meist zugegriffen bei klassischen MSCI World-ETFs, mit und ohne ESG-Bezug. „World-ETFs sind aber derzeit nicht so gefragt“, stellt Heinrich fest.
Auch Stoxx Europe 600-ETFs kommen Heinrich zufolge gut an, etwa der BNP Paribas Easy Stoxx Europe (<FR0011550193>) und der Amundi Stoxx Europe 600 ESG (<DE000ETF9603>). Der Stoxx Europe 600 liegt mit aktuell 516 Punkten noch leicht unter dem Rekord von knapp 527 Punkten. „Bei den länderspezifischen ETFs sind diesmal Deutschland (<FR0010655712>) und die Schweiz (<LU1681044993>) im Fokus“, erklärt Heinrich.
Asien: Nicht mehr nur Indiens Aktien gefragt
Indische Aktien sind weiter gesucht, wie Andreas Schröer von Lang & Schwarz feststellt. „Neu ist das gestiegene Interesse an China und an Asien generell“, erklärt der Händler. Der Grund: Chinas Zentralbank hat wegen der schwächelnden Wirtschaft weitreichende Konjunkturmaßnahmen angekündigt und damit Chinas Börsen heute in die Höhe getrieben.
Millenials als ETF-Fans, Boomer skeptisch
Dass die Nutzung von ETFs weltweit in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, ist keine Überraschung. Privat sind ETFs vor allem in der jüngeren Generation beliebt, wie Emittent SPDR nun auch durch eine Umfrage bestätigt. „Millennials sind die aktivsten Nutzer, während die Boomer-Generation am seltensten in ETFs investiert“, heißt es in dem vergangene Woche veröffentlichten „2024 Global ETF Impact Survey“. Hauptgründe für die Wahl von ETFs seien Diversifikation, niedrige Kosten und Flexibilität im Handel. Außerdem interessant: Unter institutionellen Investoren erwägen 89 Prozent aktiv gemanagte ETFs. „Damit könnte es eine verstärkte Entwicklung in diese Richtung geben“, kommentiert Markus Weis, Deutschland-Chef bei SPDR ETFs.
Tech-ETFs melden sich zurück
Im Handel mit Branchen-ETFs sind Tech-Tracker wieder beliebter, wie die Händler berichten. Gut an kommen Schröer zufolge etwa der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened (<LU1900066033>) und der Xtrackers MSCI World Information Technology (<IE00BM67HT60>). Bei der ICF beliebt: der VanEck Semiconductor (<IE00BMC38736>). Alle drei verzeichneten zuletzt Kurszuwächse. Die alten Hochs sind aber noch nicht wieder erreicht.
Rüstungsaktien: Nachgefragt ja, nachhaltig nein?
Gute Umsätze meldet Wöllnitz außerdem für ETFs, die die Rüstungsbranche abbilden, etwa den VanEck Defense (<IE000YYE6WK5>). „Es geht mittlerweile aber in beiden Richtungen, es sind nicht mehr nur Käufe“, stellt der Händler fest.
„Gehören Rüstungsaktien in nachhaltige Fonds?“ Sieser Frage hat sich das Fachmagazin „Das Investment“ gewidmet. Immerhin lasse der Krieg in der Ukraine die Rüstungsindustrie für viele in einem neuen Licht erscheinen. Das Magazin hat daher bei verschiedenen Asset-Managern nachgefragt, ob sich Rüstung mit ESG vereinbaren lasse. Die Antworten reichen von „Wir schließen Hersteller von geächteten Waffen aus“ (Swisscanto) über „Waffen sind notwendig, aber nicht nachhaltig“ (Union Invest).
Heraus aus Gold, hinein in Bitcoin
Im Handel mit Gold-ETCs sorgen immer neue Allzeithochs beim Goldpreis für Gewinnmitnahmen. „Wir sehen viele Verkäufe von Edelmetall-ETCs“, meldet Wöllnitz. Betroffen seien etwa der WisdomTree Physical Swiss Gold (<JE00B588CD74>) und der WisdomTree Physical Silver (<JE00B1VS3333>), aber auch der WisdomTree Physical Platinum (<JE00B1VS2W53>). Gekauft würden hingegen wieder Bitcoin-ETNs, meist der VanEck Bitcoin (<DE000A28M8D0>). Der Bitcoin hat zuletzt ebenfalls zugelegt und kostet aktuell wieder 63.365 US-Dollar.
Von Anna-Maria Borse, 24. September 2024, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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