Nur zehn Monate im Jahr investiert sein ist eine Strategie. Und bringt zumindest statistisch mehr als die ganzen 12 Monate. Wieviel saisonale Effelte ausmachen, rechnet Fondsmanager Frank vor.
19. August 2024. FRANKFURT (pfp Adisory). Es war ein „idealtypischer“ Verlauf, auf den viele Aktionäre wohl gerne verzichtet hätten. Pünktlich zu Beginn des Monats August rauschte der DAX in die Tiefe, in nur drei Handelstagen verlor Deutschlands bekanntester Aktienindex rund 8 Prozent. Seinen „kleinen Brüdern“ MDAX, SDAX und TecDAX erging es ähnlich, wie auch vielen anderen bedeutenden Aktienindizes rund um den Globus.
Egal, ob die Auflösung von Carry-Trades um den japanischen Yen der Auslöser war oder der schwache Arbeitsmarktbericht in den USA, der Rezessionsängste aufkommen ließ, oder weil die Märkte etwas zu (KI-)euphorisch wurden und daher die Korrekturanfälligkeit auf ungesunde Höhen stieg: Fakt ist, dass sich im bisherigen Jahresverlauf das „idealtypische“ saisonale Muster zeigt, das in den Jahren seit der Einführung des DAX 1988 ungefähr so aussah: Ab Jahresbeginn bis in den Juli hinein streben die Aktienkurse aufwärts, gelegentlich unterbrochen durch kürzere Durchhänger im Mai und Juni. Um den Monatswechsel Juli/August beginnt bestenfalls eine Sommerflaute oder im schlechtesten Fall ein Gewittersturm, während der bzw. dem oft ein Großteil der zuvor erzielten Gewinne wieder verloren geht.
2024 folgte diesem idealtypischen Verlauf bisher fast mustergültig: recht gleichmäßiger Anstieg, bei gelegentlichen Rücksetzern vor allem im zweiten Quartal. Die einzige größere Abweichung war, dass der DAX sein (bisheriges) Jahreshoch bereits im Mai erreichte – anders als beispielsweise der S&P 500 und der Nasdaq Composite.
Leider scheinen sich die wichtigsten Aktienmärkte auch im August an das typische saisonale Drehbuch zu halten. Denn auf eines war in den vergangenen Jahrzehnten Verlass: Der August war deutlich volatiler und um einiges renditeärmer als der typische Durchschnittsmonat. Wer seit der Einführung des DAX im Jahr 1988 immer nur im August investiert gewesen wäre, hätte sein Kapital ungefähr halbiert. Die geometrische Durchschnittsrendite des Augusts von minus 2,2 Prozent wird nur vom noch schlechteren September unterboten. Ungewöhnlich ist auch die Bilanz zwischen Gewinn- und Verlustmonaten in diesen 36 Jahren, die mit 17 zu 19 sogar negativ ausfällt. Es war also wahrscheinlicher, im August Geld zu verlieren, als etwas zu gewinnen – angesichts des langfristigen Aufwärtstrends in diesem Zeitraum und den Relationen in den meisten anderen Monaten ein bemerkenswertes Phänomen. Nur zweimal lag die Monatsrendite deutscher Blue Chips seit 1988 im August über 5 Prozent, kein einziges Mal über 10 Prozent, aber fünfmal unter minus 10 Prozent.
„Überboten“ wird diese Bilanz des Grauens nur noch vom September. Wohlgemerkt: im Durchschnitt. Möglicherweise wurde durch den Rücksetzer im August 2024 aber auch schon so viel Druck aus dem Korrektur-Kessel abgelassen, dass der September gar nicht mehr so schrecklich werden muss. Die steile Erholung seit dem (bisherigen) August-Tief deutet zumindest an, dass die Bullen nicht kampflos aufgeben werden. So oder so sähe der idealtypische Saisonverlauf vor, dass meist im Oktober, spätestens aber ab November, wieder bessere Zeiten kommen. Denn im Durchschnitt der vergangenen 36 Jahre herrschte im Schlussquartal eitel Hausse-Sonnenschein. Und das wäre doch ein idealtypisches Drehbuch, mit dem die meisten Aktionäre einverstanden wären.
Von Christoph Frank, 22. Juli 2024, © pfp Advisory
Christoph Frank ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Roger Peeters verwaltet der Experte, der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktiv ist, den 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds DWS Concept Platow (LU1865032954) sowie den im August 2021 aufgelegten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Informationen unter www.pfp-advisory.de. Frank schreibt regelmäßig für die Frankfurter Wertpapierbörse.
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