Gold- und Silberprodukte bleiben die Lieblinge im ETC-Handel. Doch auch Platin zieht verstärkt Interesse auf sich – nach einem Preissprung auf ein Vierjahreshoch.
12. Juni 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Rohstoff-ETCs verzeichneten im vergangenen Monat leichte Mittelabflüsse. Vor allem Edelmetallprodukte standen verstärkt auf den Verkaufslisten. Zuvor hatte es hier allerdings auch sehr hohe Zuflüsse gegeben – insbesondere bei Gold. „Die Sorgen über die schlimmsten Handelsszenarien haben nachgelassen, seit Donald Trump einige seiner aggressivsten Positionen zurückgezogen hat. Das dürfte zu Gewinnmitnahmen bei Gold-Trackern veranlasst haben“, erklärt Mobeen Tahir von WisdomTree.
Gold bleibt als „sicherer Hafen“ gefragt
Trotz leichter Konsolidierung nach dem Allzeithoch Ende April behauptet sich der Goldpreis deutlich über der Marke von 3.000 US-Dollar. Ein wesentlicher Nachfragefaktor bleibt das anhaltende Kaufinteresse der Zentralbanken. „Der Weltgoldrat meldete im ersten Quartal solide Käufe von 244 Tonnen“, so Tahir. Auch die Nachfrage nach Barren, Münzen und börsengehandelten Produkten sei robust geblieben – ein deutliches Zeichen für die Rolle von Gold als defensive Anlage.
Für Carsten Fritsch von der Commerzbank steht fest: „Zollängste, geopolitische Spannungen und Sorgen über die steigende US-Staatsverschuldung treiben Anleger immer wieder in den sicheren Hafen Gold.“ Zudem deuteten aktuelle Zahlen der Schweizer Zoll- sowie der Hongkonger Statistikbehörde auf eine Belebung der Goldnachfrage aus China hin.
Silber mit kräftigem Kurssprung
Im Umsatzranking der Deutschen Börse für Mai dominieren weiterhin Gold- und Silber-ETCs. Spitzenreiter bleibt Xetra-Gold (DE000A0S9GB0), gefolgt von iShares Physical Gold (IE00B4ND3602), Invesco Physical Gold (IE00B579F325) und Xtrackers Physical Gold EUR Hedged (DE000A1EK0G3). In den vergangenen Tagen rückte jedoch Silber zunehmend in den Fokus. „Wir sehen starke Käufe beim Invesco Physical Silver (IE00B43VDT70)“, berichtet Ivo Orlemann von der ICF Bank. Der Silberpreis stieg zu Wochenbeginn auf rund 37 US-Dollar – der höchste Stand seit mehr als 13 Jahren.
Ivo Orlemann
Gold/Silber-Ratio überdurchschnittlich hoch
Fritsch sieht einen Hauptgrund für das zunehmende Interesse in der „klaren Unterbewertung von Silber gegenüber Gold“. Im April kletterte das Verhältnis von Gold zu Silber auf über 100 – ein Niveau, das zuletzt während der Corona-Krise erreicht wurde. Zwar sei das Verhältnis mittlerweile auf 93 gefallen, liege damit aber weiter über dem Fünfjahresdurchschnitt von etwas über 80. „Diese Diskrepanz zieht offenbar verstärkt Investments an“, meint Fritsch.
David Hartmann von Vontobel bestätigt das: Über 90 Prozent der bei Vontobel gehandelten Silber-Produkte seien Call-Optionen – also Produkte, mit denen Anleger auf steigende Kurse setzen. Besonders gefragt: ein bald auslaufender Discount-Optionsschein (DE000VD2BZM5), der den maximalen Betrag auszahlt, wenn Silber am finalen Bewertungstag über 35 Dollar notiert.
Platin: Comeback mit Ansage
Der Top-Performer der vergangenen Wochen am Rohstoffmarkt ist jedoch ein anderer: Platin. Seit dem Korrekturtief im April hat sich der Preis um rund 45 Prozent erholt – ein Anstieg, der das Edelmetall auf ein Vierjahreshoch gehoben hat. Auch hier sieht Fritsch die relative Bewertung als Auslöser: „Phasenweise war Gold dreieinhalb Mal so teuer wie Platin – ein historisch einmaliges Verhältnis, das offenbar zu einer Neubewertung geführt hat“.
Anleger entdecken Platin zunehmend als günstige Alternative zu Gold. Das zeigt sich unter anderem an der steigenden Nachfrage aus der Schmuckbranche sowie an deutlichen Zuflüssen in Platin-ETCs. Der WisdomTree Physical Platinum (JE00B1VS2W53) schaffte es im Mai sogar unter die Top 20 der umsatzstärksten Rohstoff-ETCs an der Deutschen Börse.
Von Thomas Koch, 12. Juni 2025, © Deutsche Börse
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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