Mit dem Ende des statistisch schwächsten Börsenmonats September ist noch keine Trendwende in Sicht. Die bestehenden Risiken dominieren.
3. Oktober 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Schlechte Nachrichten belasten die Börsen auch zum Auftakt des Oktobers. „Horrormeldungen zur Inflationsentwicklung, Leitzinsanhebungen in großen Schritten und ausweglose geopolitische Verstrickungen dürften auch die Zutaten für den Oktober sein“, kommentiert Martin Hartmann von der Commerzbank. Allerdings seien das Sentiment schon stark gedrückt und Umpositionierungen institutioneller Anleger sind vielfach erfolgt. Das könnte eine Stabilisierung bedeuten aber noch keine Wende.
Der neunte Börsenmonat im DAX war insgesamt mit einem Minus von 7,2 Prozent zu Ende gegangen. Der S&P 500 in New York verlor auf Monatssicht 8,6 Prozent. „Das Beste, was es aus Anlegersicht über den September zu sagen gibt, ist, dass er vorbei ist“, beurteilt Hartmann den Börsenmonat.
Boden bei 12.000?
Das Schlussquartal gilt hingegen als statistisch starkes Jahresviertel an den Börsen. So ermittelte Christoph Geyer, technischer Analyst, dass der Oktober in 28 von 34 Jahren ein positives DAX-Ergebnis eingebracht hat. Die aktuelle Lage stelle sich allerdings nicht so hoffnungsvoll dar wie die Statistik. „Der deutsche Leitindex befindet sich weiterhin in einem steilen Abwärtstrend.“ Die leichte Erholung am Freitag und die untertägig Stimmungswende seien bereits mit der Nachbörse wieder zunichte gemacht worden. Die nächste Unterstützungszone sei bereits erreicht und die Indikatoren deuteten noch nicht an, dass diese gehalten werden könnte. „Eine wahrscheinliche Entwicklung könnte eine Bodenbildung auf einem Niveau unterhalb der 12.000er Marke sein.“
Geyer
Mit dem vierten Quartal beginne zwar eine im historischen Durchschnitt für Aktien eine sehr positive Phase, kommentiert auch Markus Reinwand von der Helaba. Doch Sorgen wie Wachstumsängste, Inflationsängste, Zinsängste, Sorgen um die Energieversorgung blieben. Aber: „Auf Basis der gängigsten Bewertungskennziffern Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis sowie Dividendenrendite beträgt der faire Wert des DAX derzeit 14.700 Punkte.“ Auf dem aktuellen Niveau seien deutsche Standardwerte damit unterbewertet. Er hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Erholung, die die Helaba prognostiziert, erst etwas später einsetze. „Wer allerdings bereit ist, dieses Risiko einzugehen, dem winken auf Sicht der kommenden Jahre überdurchschnittliche Renditechancen.“
Neue Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion, die auf Grund eines Basiseffekts auf Jahressicht ein Plus aufweisen dürfte, sollten nach Einschätzung von Ralf Umlauf von der Helaba nicht über die sich abzeichnende Konjunkturschwäche hinwegtäuschen. „Gaskrise, Stimmungseinbruch und steigende Zinsen belasten die deutsche Industrieproduktion im Herbst und Winter.“
Zugleich dürfte die Woche der Einkaufsmanagerindizes in Europa nach Einschätzung von Hartmann die rezessiven Tendenzen bestätigen. Anders hingegen in den USA: Zwar seien für die ISM-Indizes in den USA sowohl im Verarbeitenden Gewerbe (Montag) als auch im Dienstleistungssektor (Mittwoch) leicht sinkende Werte zu erwarten, sie könnten jedoch über der Expansionsschwelle von 50 liegen. Am Freitag sollte der US-Arbeitsmarkt erneut eine robuste Verfassung zeigen.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 3. Oktober 2022
10:00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes verarbeitendes Gewerbe September
Nach vorläufigen 48,5 Punkten sind ebenfalls 48,5 Zähler Konsens.
16:00 Uhr. USA: ISM-Index verarbeitendes Gewerbe September
Konsens ist ein Rückgang von 52,8 auf 52,2.
Mittwoch, 5. Oktober 2022
10:00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes Dienstleistungen September
16:00 Uhr. USA: ISM-Index Dienstleistungen September
Nach 56,9 wird nun im Konsens ein Rückgang auf 56,0 Punkte prognostiziert.
Freitag, 7. Oktober 2022
14:30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht September
Für den Arbeitsmarktbericht im September erwartet die DekaBank den schwächsten Beschäftigungsaufbau seit der Corona-Welle Ende 2020. Allerdings hält das Makroteam es für verfrüht, bereits einen Beschäftigungsabbau zu prognostizieren. Hierfür scheint die Grunddynamik am Arbeitsmarkt noch zu hoch zu sein.
von: Antje Erhard, 3. Oktober 2022, © Deutsche Börse AG
Antje Erhard ist Journalistin und Moderatorin mit den Schwerpunkten Börse, Wirtschaft und Finanzen.
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