Schwächelnde US-Regionalbanken, Seltene Erden-Streit, Frankreich-Krise – all das kann der Börse aktuell nicht viel anhaben. Die Kurse steigen wieder, der Preis der „Krisenwährung“ Gold sinkt. Viele rechnen mit einer guten Berichtssaison. An der Frankfurter Börse feiert thyssenkrupp den erfolgreichen Spin-off der Marine-Sparte TKMS.
20. Oktober 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Sorgen um Kreditausfälle bei US-Regionalbanken haben die Laune an den Börsen nicht lange belasten können. Für den DAX geht es zu Wochenbeginn wieder klar nach oben. Die US-Märkte hatten sich schon im Laufe des Freitags erholt.
Vergangenen Donnerstag hatten zwei kleinere US-Regionalbanken einen möglichen Kreditbetrug im Zusammenhang mit notleidenden Immobilienfonds gemeldet. „Dies weckt böse Erinnerungen an das Frühjahr 2023“, bemerkt Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Damals hatten die Pleiten der Silicon Valley Bank und der Signature Bank die Märkte weltweit nach unten gerissen.
Auch S&P senkt Daumen für Frankreich
Ungelöst bleibt zudem der Streit um Seltene Erden. China hatte für die Ausfuhr dieser wichtigen Metalle ein verschärftes Lizenzverfahren angekündigt, US-Präsident Trump daraufhin mit zusätzlichen Strafzöllen gegenüber China in Höhe von 100 Prozent gedroht. Auch aus Europa kommen schlechte Nachrichten: Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit Frankreichs von "AA-" auf "A+" abgestuft. Damit hat das Land nun bei zwei der drei großen Rating-Agenturen die Doppel-A-Einstufung verloren.
Im Moment scheinen die Sorgen aber verflogen. Der DAX steht am Montagmorgen bei 24.103 Punkten nach nur 23.831 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. Der Goldpreis hatte vergangene Woche noch das neue Allzeithoch von 4.363 US-Dollar erreicht, jetzt sind es nur noch 4.234 US-Dollar für die Feinunze.
„Gute Zahlen, besonders aus den USA“
Nach Einschätzung von Andreas Wex von der Commerzbank hängt nun einiges von der Entwicklung bei den US-Regionalbanken ab. „Auch dürfte der Zollstreit für Bewegung sorgen und die Gespräche über Verhandlungen im Ukraine-Krieg insbesondere die europäischen Märkte bewegen“, ergänzt er. Die angelaufene Berichtssaison für das dritte Quartal verläuft seiner Einschätzung nach bisher positiv. „Die Chancen stehen gut, dass dies auch so bleibt, da die Erwartungshaltung der Investoren recht niedrig ist“, ergänzt er.
„Der Start in die Berichtssaison ist auf beiden Seiten des Atlantiks gelungen“, meint Ulrich Kater von der DekaBank. Die US-Großbanken hätten die Prognosen überwiegend übertroffen, ebenso die beiden europäischen Index-Schwergewichte ASML und LVMH. „Wir erwarten unverändert eine gute Berichtssaison, insbesondere für die USA“, erklärt er.
Technik: „Raum für weitere Kursverluste“
Charttechnisch sieht es allerdings nicht gut aus, wie Ralf Umlauf von der Helaba feststellt. „Die technischen Perspektiven haben sich deutlich getrübt. Die Indikatoren stehen unisono auf Verkauf und/oder richten sich gen Süden“, erklärt er. Es sei Raum für weitere Kursverluste eröffnet worden, zunächst bis zum September-Tief bei 23.285 Punkten, darunter beim Juni-Tief von 23.052 Zählern. „Ob die gleitenden Durchschnitte wieder zurückerobert werden können, bleibt abzuwarten“, meint er.
Viele Quartalsberichte – und endlich die US-Verbraucherpreise
Diese Woche legen 81 Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 ihre Zahlen vor, wie die Deutsche Bank meldet, darunter UniCredit, SAP, MTU Aero Engines, Sanofi und Porsche. Aus dem S&P 500 berichteten 92 Unternehmen, unter anderem Coca-Cola, 3M, General Motors, Tesla und Intel.
Konjunkturdaten aus den USA gibt es diese Woche hingegen kaum, denn der Regierungsshutdown dauert noch an. Eine Ausnahme: die US-Verbraucherpreise. Das für die Verbraucherpreise zuständige Bureau of Labor Statistics hatte einige Mitarbeiter zurückgerufen, wie die Commerzbank berichtet. So könnten am Freitag die September-Zahlen für die Verbraucherpreisen veröffentlicht werden können, die eigentlich für den 15. Oktober vorgesehen waren.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Montag, 20. Oktober
9:00 Uhr. Frankfurt: Börsengang des Marineschiffbauers TKMS, einer Abspaltung von Thyssenkrupp.
Die Aktien des Marinebereichs sind heute Morgen zu 60 Euro in den Handel gekommen, notieren nach wenigen Handelsstunden bereits bei knapp 90 Euro.
4.00 Uhr. China: BIP drittes Quartal. Chinas Wirtschaft wuchs nach offiziellen Angaben im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent, wie die LBBW berichtet. Das sei eine Abkühlung im Vergleich zu den 5,2 Prozent im zweiten Quartal. Dennoch halte sich die wirtschaftliche Dynamik angesichts der ständigen US-Zollrisiken besser als noch im Frühjahr erwartet.
4.00 Uhr. China: Einzelhandelsumsatz/Industrieproduktion September. Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten der LBBW zufolge im September mit 3 Prozent den geringsten Anstieg seit Jahresanfang. Die Industrieproduktion bleibe hingegen robust.
Mittwoch, 22. Oktober
8.00 Uhr. Großbritannien: Verbraucherpreise September. Der DekaBank zufolge hat die Inflation im September mit 4 Prozent wohl ihren diesjährigen Höchststand erreicht. Getrieben werde die Teuerung unter anderem durch den Anstieg der Nahrungsmittelpreise.
Freitag, 25. Oktober
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Oktober. Insbesondere die europäische Industrie kann sich der DekaBank zufolge nur sehr langsam aus ihrer tiefen Krise befreien. Die Dienstleister hingegen leisteten ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung. Diese Entwicklung werde sich wohl auch in den Einkaufsmanagerindizes für Oktober widerspiegeln.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise September. Der Deutschen Bank zufolge wird mit einer Steigerung der jährlichen Teuerungsrate von 2,9 auf 3,1 Prozent gerechnet. Die Kernrate, die volatile Komponenten ausschließt, werde bei 3,1 Prozent verweilen.
Von Anna-Maria Borse, 20. Oktober 2025, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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