Immer neue Störfeuer, diesmal ist es die Trump-Ankündigung von Zöllen auf Stahl und Aluminium. Wirklich aus dem Tritt bringen lassen sich die Aktienmärkte aber nicht.
10. Februar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). US-Präsident Trump hält die Märkte weiter in Atem. Nun hat er Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent angekündigt. Außerdem will er „gegenseitige Zölle" verhängen, also Importzölle auf diejenigen Produkte, auf die ein anderes Land Zölle auf US-Waren verlangt.
Der DAX steht am Montagmorgen bei 21.833 nach 21.787 Punkten am Freitag zu Handelsschluss. Zuvor war er auf den neuen Rekord von 21.945 Punkte geklettert. Auch der Stoxx Europe 600 hat am Freitag ein neues Allzeithoch erreicht und steht jetzt leicht darunter. Die US-Märkte waren am Freitag mit Verlusten aus dem Handel gegangen, gute US-Arbeitsmarktzahlen dämpften Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen. Weit entfernt von ihren Allzeithochs haben sich Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq aber nicht. Auffällig ist weiter die Goldpreisentwicklung mit immer neuen Hochs, zuletzt bei 2.895 US-Dollar.
„Schwächephasen für Zukäufe nutzen“
Der DAX gehört im neuen Jahr zu den weltweit stärksten Indizes. „Treiber waren Hoffnungen auf Reformen nach der Bundestagswahl, die zuvor geringe Positionierung sowie einige verbesserte Konjunkturindikatoren“, stellt Joachim Schallmayer von der DekaBank fest. Zudem hätten einige Einzeltitel unterstützt, etwa mit starken Quartalszahlen. „Sollte US-Präsident Trump für die EU neue Zölle erheben, könnte das kurzfristig zwar belasten“, erklärt der Leiter Kapitalmärkte und Strategie. Die Bank rechnet nach einer Verhandlungsphase aber mit einer einvernehmlichen Einigung. Dennoch sei der DAX nun kurzfristig anfälliger für Gewinnmitnahmen. „Etwaige Schwächephasen bieten sich für Zukäufe an, aufgrund langfristig guter Aussichten, moderater Bewertungen und solider Dividendenrenditen.“
„Kurzfristig Rücksetzer, langfristig noch dynamischere Entwicklung“
Laut Martin Zurek von der Weber Bank hinterfragen die Märkte zunehmend die hohen Bewertungen von US-Computerchipaktien, die durch Chinas KI-Modell DeepSeek teilweise unter Druck gekommen sind. Er hält kurzfristige Kursrücksetzer bei Technologieaktien in den nächsten Wochen für wahrscheinlich. Mittelfristig sieht er jedoch weiteres Kurspotential – aufgrund guter Quartalsergebnisse und weiterhin positiver Wachstumsraten. Die neuesten Entwicklungen rund um DeepSeek seien ein wichtiger Evolutionsschritt in der KI-Entwicklung. Durch die gestiegene Effizienz sänken die Einstiegshürden, was mehr Wettbewerb und Innovation ermögliche. „Dies könnte langfristig zu einer noch dynamischeren Entwicklung in der Technologiebranche führen“, meint Zurek.
Technik: Vorzeichen einer anstehenden Korrektur?
Das charttechnische Bild ist gemischt, wie Ralf Umlauf von der Helaba erklärt: „Der Aufwärtstrend ist intakt, und indikatorenseitig wird dies unterstützt durch bestehende Kaufsignale bei MACD und DMI.“ Zudem liege der ADX auf hohem Niveau und steige wieder an. Allerdings hätten RSI und Stochastic die jüngste Bestmarke nicht mehr mit eigenen Hochs begleitet. „Diese negativen Divergenzen könnten Vorzeichen einer anstehenden Korrektur sein“, meint Umlauf.
Diese Woche sind datenseitig die Januar-Inflationszahlen aus den USA Höhepunkt, zudem geht die Berichtssaison weiter. Aus dem S&P 500 berichten 77 Unternehmen, wie die Deutsche Bank meldet, etwa McDonald’s, Coca-Cola, Applied Materials und Airbnb. Aus dem Stoxx Europe 600 legen 79 Unternehmen ihre Zahlen offen, darunter BP, Unicredit, Kering, Deutsche Börse, Siemens, Nestlé, Commerzbank und Hermès.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 12. Februar
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Januar. Die US-Inflationsrate im Januar ist der Commerzbank zufolge wohl von einigen schwer einzuschätzenden Sonderfaktoren beeinflusst worden, was die Unsicherheit erhöhe. Unter diesen Vorbehalten erwartet sie für die Verbraucherpreise sowohl insgesamt als auch ohne die volatilen Preise für Energie und Nahrungsmittel einen Anstieg um 0,3 Prozent gegenüber Vormonat.
Donnerstag, 13. Februar
8.00 Uhr. Großbritannien: BIP 4. Quartal. Nach Stagnation im dritten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal sogar leicht geschrumpft sein, meint die DekaBank. Sie rechnet mit einem leichten Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Freitag, 14. Februar
Freitag bis Sonntag. Deutschland: Münchener Sicherheitskonferenz. Neben US-Vizepräsident James David Vance und US-Außenminister Marco Rubio ist auch der neue Ukraine-Sonderbeauftragte Keith Kellogg eingeladen, wie die Deutsche Bank feststellt. Erwartet werde, dass Kellogg die Pläne von US-Präsident Trump für ein mögliches Ende des Russland-Ukraine-Kriegs umreißen wird.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Januar. Schwache Autoverkäufe belasten, meint die DekaBank und prognostiziert nur ein kleines Plus von 0,1 Prozent im Monatsvergleich.
15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Januar. Für die Industrieproduktion erwartet die DekaBank einen Schub für die Produktion der Versorger durch die kalten Temperaturen, insgesamt ein Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat.
Von Anna-Maria Borse, 10. Februar 2025, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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