Spätestens seit der Trump-Wahl geht es rund im Zertifikate-Handel. Gesetzt wird – neben DAX, S&P 500 und Nasdaq – oft auf Nvidia, Tesla oder Rheinmetall. Und neuerdings auch MicroStrategy.
21. November 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Aufgrund der starken Marktbewegungen nach der US-Wahl erfreuen sich Zertifikate reger Nachfrage. Vor der Wahl sei eher abgewartet worden, jetzt sei sehr viel los, wie Patrick Kesselhut von Société Générale berichtet. „Mehr Volatilität, mehr Volumen“, erklärt Markus Königer von der ICF Bank. Gerade die Kryptowährungen würden stark beachtet.
Der Bitcoin steigt immer weiter und kostet heute über 97.000 US-Dollar, vor der Wahl waren es unter 70.000 US-Dollar. Die US-Börsen hatten in den Tagen nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten neue Allzeithochs erreicht. Seit vergangener Woche geht es aber wieder nach unten. Der DAX ist mit aktuell 18.967 Punkten von seinem Mitte Oktober erreichten Allzeithoch von 19.675 Zählern ein ganzes Stück entfernt.
Laut Simon Görich von der Baader Bank werden vor allem DAX-Zertifikate gehandelt, aber auch viele Produkte auf US-Indizes, Öl sowie Rüstungs- und Tech-Werte. „Die Richtung ist nicht immer eindeutig“, stellt er fest. Beliebteste Basiswerte bei der ICF sind DAX, Nasdaq, Gold, Tesla, Dow Jones, Nvidia, Öl, Apple, S&P 500 und Rheinmetall. Bei Société Générale sieht ähnlich aus mit DAX, Nasdaq, Gold, Nvidia, Dow Jones, Tesla, Silber, Brent, S&P 500 und Rheinmetall. Dann folgen viele US-Tech-Werte wie AMD, Microsoft oder MicroStrategy.
MicroStrategy ist neu in der Runde. Der Kurs des US-Softwareanbieters hat sich seit Anfang September mehr als verdreifacht. Hintergrund sind die Bitcoin-Bestände des Unternehmens, die durch den Rekordlauf der Kryptowährung immer wertvoller werden.
Magnificent Seven“ mit Konkurrenz aus China
Einmal mehr sind Discount-Zertifikate Schwerpunkt im Geschäft mit Anlageprodukten auf Indizes, vor allem auf den DAX (DE000SW77XN4, DE000SY7SKZ2), wie Kesselhut feststellt. Meist seien es Produkte mit Cap zwischen 15.000 und 16.000 Punkten und Laufzeit bis Ende 2025. Ebenfalls beliebt: Hebelprodukte wie Open-End-Knock-Out-Puts auf DAX (DE000SJ1HZU6) und Nasdaq (DE000SU5VXS2) sowie KO-Puts auf Dow Jones (DE000SY2S1D6). Kesselhut zufolge sind auffällig viele Bären dabei. Auch bei der ICF geht es viel um Open-End-Knock-Outs auf DAX (DE000DQ1K3Y5), Nasdaq (DE000HS8JKH8) und Dow Jones (DE000PG9LAN5), mal bearish, mal bullish.
Sehr gut an kommt Kesselhut zufolge ein China-Zertifikat, der Index-Tracker auf Solactive China Dragons 7 (DE000SY59KE4). Der ist angelehnt an die US-amerikanischen „Magnificent Seven“ und bildet die sieben Pendants aus China ab, konkret Alibaba, Baidu, BYD, JD.com, Meituan, Tencent und Xiaomi.
Mit Coinbase auf Kryptos setzen
Nvidia, Tesla, MicroStrategy – bei den Einzelwerten dominieren weiterhin US-Tech-Aktien. Auffällig ist, dass auch Coinbase auftaucht. Wer auf Kryptowährungen setzen wolle, mache das oft über die Aktie der Kryptoplattform, erklärt Kesselhut. Was deutsche Aktien angeht, liege der Schwerpunkt auf Rheinmetall, SAP, Deutsche Bank, Commerzbank, Bayer und Deutsche Telekom. Die Autobauer, derzeit groß in der Presse, spielten hingegen keine besondere Rolle. Auch hier seien Discount-Zertifikate gefragt, etwa auf die Deutsche Telekom, Commerzbank oder Bayer. Bei der ICF ist ein Bonuszertifikat mit Cap auf Rheinmetall (DE000DQ9AGN7) umsatzstark.
Im Geschäft mit Hebelprodukten sind Kesselhut zufolge Faktor-Long-Optionsscheine mit Hebel 3 auf MicroStrategy (DE000SN06F28) gesucht, außerdem Call-Optionsscheine auf SAP (DE000SW7HYV7). Bezüglich Nvidia scheint weiter viel Optimismus zu herrschen – bei der ICF sind die fünf umsatzstärksten Produkte auf Nvidia alles Bullen, darunter Call-Optionsscheine (DE000HS75CE2) und Open-End-Knock-Out-Calls (DE000PG83RQ6). Die Nvidia-Aktie hat die Rücksetzer aus dem Sommer längst wieder wettgemacht und war zuletzt auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Auch bezüglich Rheinmetall dominiert Zuversicht (DE000PC8JHH2). Für die Aktie ging es zuletzt ebenfalls steil nach oben, seit Jahresanfang hat sich der Kurs verdoppelt, seit Anfang 2022 mehr als versiebenfacht.
Krypto-Zertifikate Umsatzrenner, auch Gold und Öl Thema
Umsatzstärkste Produkte überhaupt waren bei der ICF in den vergangenen vier Wochen allerdings zwei Krypto-Zertifikate: das Tracker-Zertifikat auf „Der Aktionär“ Krypto TSI (CH1171791515) und das Tracker-Zertifikat auf „Börse Online“ Best of Krypto (CH1171793321). Ebenfalls gesucht: ein Tracker-Zertifikat auf Dogecoin (CH1129855263), die Parodie-Kryptowährung, für die Elon Musk sich seit Jahren ins Zeug legt.
Der Goldpreis hatte schon Ende Oktober ein neues Allzeithoch markiert, seitdem zeigt er sich schwächer. Beliebt bei der ICF: Open-End-Knock-Out-Produkte auf den Goldpreis, oft bearish (<DE000HT0LY15>). Der Ölpreis schwankt weiter stark. Nach über 90 US-Dollar im April kostete die Nordseesorte Brent im September weniger als 70 US-Dollar und jetzt knapp 74 US-Dollar. Bei Société Générale wird mit dem Faktor-Long-Optionsschein auf Brent Crude Rohöl ICE Rolling mit Hebel 3 gesetzt (DE000SB3T5M4).
Von Anna-Maria Borse © 21. November 2024, Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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