Wie bist Du an die Börse gekommen?
Persönliche Geldgeschichten machen Spaß und motivieren. Wir wollen in diesem Sommer von unserer Finanz-Bubble wissen, wie sie an die Börse und zu ihren ersten Investments gekommen sind.

Dirk, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ab 1995 studierte ich in Dresden Wirtschaftsingenieurswesen. Das war mehr Wirtschaft als Technik, Börsenthemen kamen im Studium aber kaum vor. Deswegen trat ich einem kurz zuvor gegründeten studentischen Börsenverein bei, der ‚Interessensgemeinschaft Börse an der TU Dresden‘. Wir wurden schnell mehr. Es war die Zeit der T-Aktie. Die Telekom machte Aktien für Jedermann greifbarer und Börse wurde zum Zeitgeist-Thema. Unser Verein war offen für alle und wir fingen an, erste Seminare zu geben. Börse für Nicht-Wirtschaftswissenschaftler.
1997 veranstalteten wir unseren ersten Börsentag in Räumen der Uni mit sechs lokalen Finanzdienstleistern als Aussteller und zehn Vorträgen. Über den Dachverband der studentischen Börsenvereine organisierten wir gemeinsam mit anderen Vereinen den ersten bundesweiten Börsentag. Einen Tag der offenen Tür an allen Regionalbörsen, so entstand auch der Name Börsentag. Jeder Verein hatte vor Ort die organisatorische Hoheit. Dresden war übrigens die einzige Stadt darunter ohne eigene physische Börse. So ein einheitlicher Börsentag war eine super Idee, aber schwierig in der Umsetzung. Die wenigsten Aussteller haben sechs Messestände. Außerdem schwankte das Engagement der einzelnen Vereine stark.
In Dresden leisteten wir ziemlich viel Vorarbeit und gründeten 2001, mit gehörigem Auftrieb durch den Neuen Markt, eine Veranstaltungsagentur, um weitere Börsentage zu veranstalten. Blauäugiger kann man nicht in die Selbstständigkeit gehen. Rückwirkend war die darauffolgende Marktkrise eher gut für uns, denn so konnten wir mit kleinen Brötchen anfangen und langsam wachsen. Inzwischen veranstalten wir alle Börsentage im deutschsprachigen Raum, außer den Hamburger. "Mich motiviert, neben dem Spaß am Organisieren, dass ich etwas für die Aktienkultur tue. Inzwischen habe ich bestimmt ganz schön viele Leute an die Börse gebracht.“
Dirk Mahnert ist Geschäftsführer der B2MS GmbH mit Sitz in Dresden.
Moritz, wie bist Du an die Börse gekommen?
Als ich sehr, sehr jung war, kaufte und verkaufte ich Dinge, die zumindest theoretisch mehr wert waren als ihr Preis. Silbermünzen zum Beispiel. Der Schritt zu Aktien war logisch, wegen ihrer höheren Volatilität und der täglichen Wertfeststellung. Bei Aktien fand ich mehr „falsche“ Preise als bei Münzen.
Meine erste Aktie war Nel Asa kurz vor dem Wasserstoff-Hype. Ich hatte damals noch weniger Ahnung als jetzt. Die 30 Prozent Gewinn innerhalb weniger Wochen waren reines Glück. Momentan beschäftige ich mich mit Smallcaps. Erfasse Geschäftsberichte und versuche, den tatsächlichen Wert anhand verschiedener Kriterien zu ermitteln. Dabei spielen bei meiner Analyse nicht nur Zahlen eine Rolle, sondern auch qualitative Kriterien wie das Management. Ich versuche so, unterbewertete Aktien zu entdecken. Wenn ich nicht gerade in einer Prüfungsphase bin, beschäftigt mich das gerne drei Stunden am Tag.“
Moritz Thietz studiert International Finance an der UAS und ist aktiver Stock-Picker.

Caroline, wie bist Du an die Börse gekommen?
Ich habe Ende der 90er Jahre eine Bankausbildung absolviert und war die einzige Frau, die danach in den Wertpapierhandel wollte. Alle anderen Kolleginnen zog es in das Kreditgeschäft. Ich fand das Thema Börse viel spannender. Nebenher arbeitete ich im Service eines Restaurants. An einem Tag erzählte ich einem Stammgast, ein Kursmaklerstellvertreter im Frankfurter Aktienhandel, dass ich unbedingt an die Börse wollte. Und er reagierte mit: „Dann komm halt mal nach Frankfurt aufs Parkett.“
Nach meinem Börsenbesuch war es um mich geschehen. Zuerst ging ich in der Neuer-Markt-Phase zu Cortal Consors, einem der ersten Online-Broker überhaupt und später in den Wertpapierhandel der damaligen Schmidtbank. Dort führte ich Wertpapier-Orders institutioneller Kunden direkt über die Maschine oder über Broker aus. Später wechselte ich auf die Buy-Side zu DJE Kapital AG in den Handel bzw. Portfolio-Management. Heute bin ich bei Universal Investment im Handel für verschiedene Anlageklassen zuständig.
An der Börse fand ich von Anfang an spannend, nicht zu wissen, was am nächsten Tag an den Märkten passiert, geopolitische Themen verfolgen, Unternehmensmeldungen beachten, wissen, was Menschen geldtechnisch bewegt. Allerdings ist es heute viel unpersönlicher als früher. Manchmal fehlt mir der persönliche Austausch über die Märkte mit anderen Marktteilnehmern. Die Volatilität ist gestiegen, Algorithmen und jetzt die KI haben vor allem die globalen Aktienmärkte verändert.
Caroline Bachmat arbeitet als Multi-Asset-Traderin bei Universal Investment in Frankfurt.

Lucie und Anna, wie seid ihr an die Börse gekommen?
Lucie: „Ich habe mich für ein Praktikum bei der Börse entschieden, um einen einzigartigen Einblick in die Abläufe des Finanzmarktes zu erhalten. Ich möchte mein Interesse an Finanzen mit dieser lehrreichen Erfahrung vertiefen und praktische Einblicke in die weltweiten Handelsaktivitäten gewinnen. Außerdem erhoffe ich mir wertvolle Einblicke in die Unternehmenskultur und die Möglichkeit, mein theoretisches Wissen in der realen Geschäftswelt anzuwenden. An der Börse fasziniert mich die Bewegung, die man selbst nicht beeinflussen kann. Ich möchte das Risiko eingrenzen, dafür braucht man jedoch viel Erfahrung."
Anna: „Die Börse und die Wertpapiermärkte üben eine faszinierende Anziehungskraft auf mich aus, weshalb ich begonnen habe, in ein virtuelles Depot zu investieren. Mein Interesse gilt besonders den Zahlen sowie dem gesamten Mechanismus des Kaufs und Verkaufs. Die Analyse von Charts finde ich äußerst spannend. Ich möchte meine Leistung beim Investieren beobachten, sei es hinsichtlich des Gewinns oder des Verlusts, und mich kontinuierlich verbessern. Bedauerlicherweise mangelt es mir an praktischer Erfahrung, deswegen dachte ich, der beste Weg, mein Wissen zu vertiefen, sei an der Börse. Aus diesem Grund absolvierte ich mein Schulpraktikum bei der Deutschen Börse. Es gibt viele Facetten, die mir an der Börse gefallen, insbesondere der Handel hat es mir angetan. Beim Marketing-Team habe ich mich auch sehr wohlgefühlt."
Anna, Lucie und Arik (im Bild links) haben in der Online-Redaktion für @boersefrankfurt ein Schulpraktikum gemacht.

Thomas, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Im Nachhinein betrachtet war mein erster „Gang an die Börse“ eine Weichenstellung für mein weiteres Leben, die ich damals bei Weitem nicht absehen konnte. Ich hatte nach dem Abitur mein erstes eigenes Geld verdient. In Zeiten vor der flächendeckenden Verbreitung von Internet und iPhone – ja, die Zeiten gab es – waren Börsenpostillen, auch Boulevardblätter für möchte-gern Börsianer genannt, als Werbehauswurfsendungen durchaus an der Tagesordnung.
Ein heißerer Tipp nach dem anderen übertraf die schon zuvor sehr heißen Tipps. Was mir im Verlaufe meiner anfänglichen „Börsenkarriere“ dann noch so manche der Gier geschuldete Bruchlandung bescheren sollte. Am 6. Januar 1983 startete ich eher konservativ mit Deutscher Bank, Klöckner und Kaufhof – aus heutiger Sicht bei letzterer Aktie durchaus ein heißer Ritt.
Der Erfolg stellte sich jedoch ziemlich schnell ein und die Aktienanlegerkarriere setzte sich weiter fort, nach einiger Zeit auch mit kanadischen Ölwerten, die damals real hot stuff waren. Und, wie konnte es anders sein, kam ich auch an den Verheißungen des Neuen Marktes nicht vorbei. Der Rest ist bekanntlich Geschichte! Dadurch habe ich aber nach dem Studium den Weg in die Finanzindustrie gefunden und bin heute überzeugter langfristiger ETF-Anleger, mit meist unspektakulären, aber nachhaltigen Erfolgen.“
Thomas Meyer zu Drewer arbeitet heute nach vielen Stationen sowohl im aktiven als auch passiven Fondsmanagement für Amundi ETF.

Celine wie bist du an die Börse gekommen?
"Tatsächlich durch mein erstes Finanzbuch, das ich mit 16 Jahren im Zuge eines Praktikums geschenkt bekommen habe, wie sollte es in meinem Fall auch anders sein.
Auch davor war ich bereits eine leidenschaftliche Büchereule, aber 'Rich Dad Poor Dad' von Robert T. Kiyosaki war mein erstes zu diesem Themenbereich und eröffnete mir eine bis dahin völlig unbekannte Welt.
Ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee der finanziellen Freiheit und der strikten Unterscheidung zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten. Entsprechend nahm ich mir vor, sukzessive Vermögenswerte anzuhäufen. Mit 16 Jahren gestaltet sich das aber etwas schwerer als heute mit 26. So bat ich damals meinen Vater noch, von meinem ersparten Geld aus einem Ferienjob ein Depot zu eröffnen und meine ersten Aktien zu kaufen. Etwas unstrukturiert wählte ich Siemens, weil all unsere Küchengeräte das Logo trugen, und war ab diesem Moment erstmals Aktionärin.
Nach nunmehr über 700 verschlungenen Sachbüchern gehe ich bei meinen Investments selbstverständlich gewissenhafter vor, aber das war mein Start an der Börse.
Heute kann ich nur allen jungen Menschen raten, sich möglichst früh mit der Thematik auseinanderzusetzen. Umso mehr Zeit bleibt nach hinten heraus für den Zinses-Zins-Effekt und umso geringer sind wahrscheinlich die Beträge, auf die man am Anfang unweigerlich Lehrgeld zahlt."
Celine Nadolny ist Gründerin von "Book of Finance", einem Buch- und Finanzblog. Mit über 700 bereits gelesenen und über 400 rezensierten Sachbüchern gilt sie als eine der einflussreichsten Sachbuchkritikerinnen Deutschlands.

Volker, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Wer kennt noch die DTB? Nein, nicht den Deutschen Tennis Bund. Gemeint ist die Deutsche Terminbörse, die Mitte der 90er Jahre die Börse für den Handel von Finanzderivaten war. Es war die erste elektronische Börse in der Bundesrepublik – und ich war dabei. Als Student. Ich gebe zu, es war gewagt, was ich mit meinem Nachbarn in dessen Keller immer mal wieder handelte. Wenn auch nur mit kleinem Geld. Beide waren wir Studenten. Und natürlich hatten wir eine Börsensoftware parat: TAI-PAN. Wir waren zwar nicht wirklich erfolgreich, dafür stolze „Börsenhändler“.
Dann folgte die Zeit der japanischen Optionsscheine. Eine verrückte Zeit. Man kaufte einen klassischen Call auf ein unaussprechliches Unternehmen. Aber egal. Alles ging irgendwie hoch. Das erfuhr ich übrigens zumeist erst tags darauf im Kursteil des Handelsblattes. Crazy. Das Handelsblatt war übrigens damals meine Pflichtlektüre. Ich erinnere mich auch noch an den Kauf von Optionsscheinen über eine Filialbank in meinem Studienort Köln. Aus heutiger Sicht unfassbar mühsam und teuer.
Nun, so kam es letztlich, dass ich zwei Leidenschaften verbinden konnte: jene für das Schreiben und jene für die Börse. Auch ohne DTB heute noch so spannend wie damals."
Volker Meinel ist Certified Financial Manager, Ökonom und Journalist, arbeitet als Marketing Manager für die BNP Paribas.

Lothar, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Am ersten Tag meines Studiums, 1989, marschierte ich stramm in die FH, um festzustellen, dass an dem Tag nur ein Gottesdienst stattfand. Da ich schon mal da war, setzte ich mich in die Reihen. Meine beiden Nachbarn plauderten die ganze Zeit über Aktien. Das hat mich sofort fasziniert und ich kam mit den beiden ins Gespräch. Am Abend rief ich meinen Vater an und bat um Geld, um an der Börse zu spekulieren. Mein Vater kaufte mir stattdessen einen PC und eine Software des Börsenpfarrers Uwe Lang. Fortan habe ich täglich das Handelsblatt gekauft und die Kurse eingetippt.
Durch diese Handarbeit habe ich ein gutes Gefühl bekommen, wie sich Aktien verhalten. Irgendwann hatte mein Vater Einsicht und gab mir ein Darlehen von 10.000 D-Mark. Von den Gewinnen wollte mein Vater in Urlaub fahren, Verluste durfte ich selbst covern. Diesen Deal hoben wir dann irgendwann auf, ich hatte meine ersten Gewinne gemacht. Sony und Royal Dutch waren meine ersten Werte.
Mein Interesse wurde immer größer und so las ich Bücher aus den USA und setzte meine Erkenntnisse mit professioneller Software um. 1991 machte ich dann als einer der ersten Deutschen meinen CTA, Commodity Trading Advisor. Die ganzen Rules und Regulation der CFTC und NFA zu büffeln, war deutlich härter als Studium. Zu der Zeit war auch die DTB, die Deutsche Terminbörse, noch recht neu, aber ich kaufte und verkaufte schon ziemlich aktiv Optionen. Parallel arbeitete ich beim Optionsschein Report, zuerst durfte ich Unternehmensmeldungen aus den Zeitungen ausschneiden und im Archiv einkleben und abheften. Wenig später war ich Chefredakteur. Danach folgten Stellen beim Terminmarkt Magazin und bei Axel Springer Finanzen, bis ich schließlich 2001 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte."
Lothar Albert ist Herausgeber des Magazins Traders´ und der Organisator der World of Trading.

Dirk, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ich begann mich für Aktien zu interessieren, als ich Mitte der 1990er Jahre für die Daimler-Benz AG als Programmierer arbeitete. Damals wurden uns Mitarbeiteraktien angeboten und ich fand sehr schnell heraus, dass das Programm leider völlig unattraktiv war. Mir schienen auch die Sparzinsen sehr niedrig, was aus heutigem Erfahrungshorizont natürlich absurd erscheint.
Es war damals auch die Zeit, als das Internet seinen kommerziellen Durchbruch erlebte. Hier vermischte sich berufliches mit privatem Interesse, als ich auf einem Computer im Büro erstmals mit dem Netscape Navigator in Kontakt kam und dann bei Consors ein Depot eröffnete, um als meinen Einstieg in die Börse die Aktie der Netscape Communications zu kaufen.
Ich schaute mir jeden Tag die Telebörse mit Katja Dofel und Markus Koch an und lernte viel über das Wirtschaftsgeschehen und die Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Auch mein Aktienhandel lief anfangs per BTX noch über den Fernseher. Ich war damals ein eher kurzfristig orientierter Investor. Angesichts der teilweise aberwitzig hohen Bewertungen vieler Unternehmen und des folgenden Kursdebakels zur Jahrtausendwende war das wohl auch ganz gut, denn das Kapital, das man erstmal vernichtet hat, kann man auch nicht mehr vermehren. Meinen Job als IT-ler gab ich auf, an der Börse bin ich geblieben.“
Dirk Hagemann ist Investor und als Sprecher für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. tätig.

Oliver, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Während meiner Ausbildung Ende der 80er bei M.M. Warburg war ich als Junior auch auf dem Parkett an der Hamburger Börse zwischen all den gestandenen Börsenhändlern. Ich wollte mich beweisen und ging an jedes Telefon, das klingelte. Und nach der kurzen Zeit war klar: Mein Herz schlägt für Börse. Der Handelschef bekam dann einen Tipp, sprach mit mir und regelte meine Übernahme direkt mit der Personalabteilung.
Anfang der 90er Jahre kam ich vorübergehend als Vertretung nach Frankfurt, was für mich natürlich ein Highlight war. Dienstwohnung im Westend und die Finanzmetropole Frankfurt mit dem damals noch extrem turbulenten Parketthandel. Die Börse hat für mich ihren Reiz bis heute nicht verloren, auch wenn ich mich über Optionstheorie, Algo-Themen und Computerhandel zu Managementpositionen weiterentwickelt habe. Das Reizvolle an der Börse ist für mich der Widerspruch vom Teamwork der Individualisten in der Hektik und unter dem Entscheidungsdruck.
Der damalige Parketthandel, mit so vielen Menschen, die sich praktisch alle kannten und auch außerhalb der Arbeitszeit viel gemeinsam machten, war etwas Besonderes. Natürlich beeindruckte mich auch die Verantwortung für viel Geld. In Frankfurt bin ich überwiegend geblieben, mit meiner heutigen Station bei der ICF BANK AG.“
Oliver Szabries ist im Vorstand der ICF Bank AG, deren Spezialisten u.a. auf dem Frankfurter Parkett Aktien, Anleihen, ETPs, Fonds und Zertifikate handeln.

Lisa, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Im Rahmen meiner Ausbildung zur Fachinformatikerin bin ich 2011 eher zufällig zu meiner ersten Aktie gekommen. In der Firma wurde ein Mitarbeiteraktienprogramm angeboten, an dem ich teilnahm, ohne wirklich zu wissen, was eine Aktie überhaupt ist. Heute bin ich sehr dankbar für diesen Zufall, denn er war der Grund, mein erstes Depot zu eröffnen und mich mit dem Thema Börse zu beschäftigen. Dazu trug auch bei, dass kurze Zeit später die erste Dividende auf meinem Verrechnungskonto landete.
Meine erste „selbst gekaufte“ Aktie war knapp ein Jahr später neben einem monatlichen Fondssparplan die Commerzbank AG. Ich dachte mir, mit einer Bank im Depot kann man nichts falsch machen. Allerdings habe ich nicht weiter hingeschaut und einfach blind gekauft. Ein Fehler, dem noch viele folgen sollten. Das hat mich aber nicht davon abbringen können, mich weiter damit zu beschäftigen.
Je früher man an der Börse anfängt, desto größer ist die Chance, dass die Fehler, die man vielleicht am Anfang macht, langfristig nicht so sehr ins Gewicht fallen. Denn wer in jungen Jahren beginnt, hat wahrscheinlich noch keine großen Summen zur Verfügung. Somit fallen auch Fehlentscheidungen weniger ins Gewicht. Am Anfang macht man sowieso nicht alles perfekt, aber das muss man auch nicht. Wichtig ist, langfristig zu denken und zu verstehen, was man tut, indem man sein Wissen Stück für Stück aufbaut."
Lisa Osada ist Fachinformatikerin, Finfluencerin bei Aktiengram und Buchautorin.

Wie bist Du an die Börse gekommen, Oliver?
"Über Wolfgang Steubing, der mich als Rookie einstellte. Kennengelernt habe ich ihn im Fußballverein Rot-Weiss Frankfurt, ich war einer von drei Spielern, die er Ende der 80er Jahre an die Börse holte.
An der Arbeit mag ich die offene Art der Kommunikation. Und die Möglichkeiten wirtschaftlicher Natur, Geld zu verdienen. Alle, die jemals an der Präsenzbörse mit Börsenhandel vor und hinter den Schranken auf dem Parkett gearbeitet haben, vermissen das sehr. Ich finde aber, dass sich im Grunde wenig geändert hat. Die Atmosphäre ist immer noch freundschaftlich, offen und ehrlich im Umgang miteinander."
Oliver Roth ist Ex-Profifussballer und betreut heute als Handelschef und Genralbevollmächtigter bei Oddo BHF Corporates & Markets die Orderbücher von rund 5.000 Aktien an der Börse Frankfurt.

Hana, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Schon mit 14 Jahren war die Börse mein Traum. Ich hatte einen Roman über die Börse gelesen und mir war klar: „Das ist mein Beruf, das will ich machen." Ich bin in Prag aufgewachsen. Dort gab es damals, vor der Wende, noch gar keine Börse. Später hatte ich im Rahmen eines dualen Studiums einen Job bei der Zentralbank in Prag und ging nach Frankfurt, um Deutsch zu lernen. Erst für acht Monate, dann bot mir Wolfgang Beck von Scheich und Partner, wie das Bankhaus Scheich damals noch hieß, ein dreimonatiges Praktikum an.
Seit 1992 hat Prag auch eine Börse, aber ohne Parkett, ein rein elektronischer Handelsplatz. Da wollte ich hin. Aber es kam dann anders. Ziemlich zügig konnte ich die damals noch richtig schwere Händlerprüfung absolvieren. Die Arbeit bei Scheich im Handel machte mir riesigen Spaß. Erst als Rentenhändlerin, dann auf der Aktienseite und im Eigenhandel. Die Schnelligkeit der Bewegungen, hoch, runter, zack. Ich war von Anfang an fasziniert. So bin ich geblieben.
Inzwischen kümmere ich mich, nach einem weiteren Studium, um die Compliance. Die Aufgabe bietet mir eine gute Kombination aus der Erfahrung im Handel und das regulatorische Wissen. Der Handel von damals fehlt mir aber. Ich vermisse die Atmosphäre an der Börse. Mit drei Telefonen vor der Schranke des Kursmaklers stehen, zwischen zehn anderen. Am rechten Ohr ein Kunde, der für 50 Millionen geben will und links einer, der für 100 Millionen kaufen will. Es ging es darum, blitzschnell auszurechnen, wie der Bestand ist und die richtige Zahl zu rufen. „Von Dir, an Dich“ – drei Stunden am Tag, von 10 bis 13 Uhr, totale Anspannung. Das war die schönste Zeit."
Hana Meyer ist Head of Compliance beim Bankhaus Scheich.

Peter, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ich habe schon immer Radio gemacht. 1984 erst für die Mainwelle in Bayreuth, ein Privatradio, eine Sendung über Computer, damals als die Monitore noch grün waren. Einmal war ich auf der Cebit bei einer Pressekonferenz der Mobilcom, die später 1997 ihren Börsengang am soeben gegründeten Neuen Markt hatte. Da saßen auf der linken Seite vom Raum die IT-Journalisten und rechts die Wirtschaftsjournalisten. Für mich war das ein Aha-Effekt. Es gibt ja noch mehr als Computer.
1995 ist das Börsenradio auf Sendung gegangen. Meine Vision dahinter: Börseninformationen nur eine Fingerspitze weit entfernt. Aber es war natürlich technisch viel schwieriger als heute. Sie erinnern sich vielleicht an die 4bit-Modems und WAV-Dateien. MP3-Format gab es noch nicht.
Unser Angebot hat sich nach und nach entwickelt, wir haben auch an öffentlich-rechtliche Sender beliefert. 1999 habe ich die Börsenradio AG gegründet. Bis heute sind 42.000 Interviews entstanden und online verfügbar."
Peter Heinrich ist Gründer und Vorstand der Börsen Radio Network AG.

Herr Ludwig, wie sind Sie an die Börse gekommen?
"Natürlich über eine Banklehre, das war damals Grundvoraussetzung. Ich machte meine in Wiesbaden, durchlief alle Bereiche und fand zwei Themen spannend: Die Kreditseite und die Börse. Da blieb ich anstandshalber noch ein Jahr und wechselte dann zur Berliner Handels-Gesellschaft nach Frankfurt, damals eine sehr bedeutende Bank, die in der Industriefinanzierung tätig war.
Aber Börse hat mich immer gereizt. Das ist was, da muss ich hin. Und so fing ich 1968 bei einem Kursmakler auf dem Frankfurter Parkett im Anleihehandel an, Klaus Koch. Erst arbeite ich als Kursmaklerstellvertreter, aber schon bald, ab 1979, als Kursmakler. Als junger Mann bekam man den Schund, Optionsscheine. Das war zu der Zeit ein echtes Trauerspiel mit wenig Geschäft. Bis wir auf die Idee kamen, das Aufgeld und die Hebel der US-Scheine aufzulisten und das an die Presse zu verteilen. An die Wirtschaftswoche und an Capital zum Beispiel. Mit einem Begleitschreiben zu Risiken und Chancen.

Und dann ging es los. Mitte der 80erJahre bewältigten wir das größte Geschäft an der Börse mit diesen Scheinen, die damals begleitend zu Anleihen von Unternehmen wie BASF oder Hoechst herausgegeben wurden. Ich arbeitete an manchen Tagen von 7 bis 23 Uhr. Auf Drängen meiner Frau, ich hatte drei kleine Kinder zuhause, kehrte ich dann wieder zu den Renten zurück und handelte DM-Auslandsanleihen. In denen wurde damals einmal am Tag ein Kassakurs festgestellt.
Mit der Einstellung des Präsenzhandels haben ich aufgehört, ich wollte kein andere Art von Geschäft mehr machen. Börse war für mich immer sehr lebendig und menschlich gewesen. Nahe am Markt und mit toller Atmosphäre. Man sah an den Gesichtern, ob es gut lief oder nicht. Heute schauen alle in ihre Monitore und man weiß nicht mehr, mit wem man Geschäft macht."
Walter Ludwig ist geschäftsführender Gesellschafter der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank und war rund 30 Jahre auf dem Frankfurter Parkett als Kursmakler tätig.

Simone, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Dass ich direkt nach dem Studium bei einem Vorgängerunternehmen der Deutschen Börse gelandet bin, war zwar nicht nur, aber auch dem Zufall geschuldet. Bereut habe ich das all die Jahre nie, denn die Börsenwelt hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Ob ich eine Schnittstelle programmiert habe oder ein Regelwerk geschrieben, mein Anspruch war immer, das dahinter stehende Produkt genau zu verstehen.
Und dafür muss man in unserem Job auch Wertpapiere kaufen und verkaufen, eigenes Geld investieren. Private Anlegerinnen und Anleger von strukturierten Wertpapieren überzeugen kann schließlich nur, wer das magische Dreieck der Geldanlage versteht sowie Freud und Leid der Hebelwirkung selbst erfahren hat.
Angefangen habe ich natürlich nicht mit Hebelprodukten, sondern mit Einzelaktien, ETFs gab es Anfang der 90er leider noch nicht. Mein Parkett im Wohnzimmer erinnert mich an den Neuen Markt, denn ich habe es aus einem Kursgewinn finanziert. Dass es dafür mehr als zwei Jahrzehnte brauchte, bis meine ebenfalls zu Zeiten des Neuen Markts erworbenen Qiagen-Aktien wieder im Plus waren, verdränge ich an der Stelle gern.
Dankbar bin ich meinem ehemaligen Arbeitgeber für eine solide Weiterbildung, die am Anfang meines Berufslebens auch den sich damals noch über diverse Samstage erstreckenden Börsenhändler-Lehrgang beinhaltete. In der Prüfung mussten wir noch vor den strengen Augen amtlich bestellter Kursmakler am Flipchart Kurse rechnen. Ich war zwar schnell, aber Xetra ist doch schneller."
Simone Kahnt-Eckner ist Geschäftsführerin der Tradegate Exchange.

Irmgard, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Über eine ganzseitige Anzeige in der FAZ. „Wollen Sie Mann oder Frau der ersten Stunde sein?“. Dahinter verbarg sich die DTB, die Deutsche Terminbörse, die 1990 von deutschen Banken gegründet wurde, um den Handel mit Optionen zu elektronisieren. 1998 ging die DTB in die Eurex über. Damals diskutierte ich mit meinem Mann, ob das was Seriöses sei. Zu der Zeit arbeitete ich im Devisenhandel der BHF Bank. Es war eine tolle Zeit – Teamarbeit pur. Es gab noch alle europäischen Währungen und wir rechneten Währungspositionen noch per Hand. Das war schneller als jedes System. Aber ich sah meine Zukunft einfach nicht in einer täglichen Profit/Loss-Tabelle. Bei meinem Vorstellungsgespräch fragte mich der damalige Geschäftsführer der DTB, Jörg Franke: „Sie kommen aus dem Devisenhandel, was wollen Sie bei einer Börse?“ Neulich erinnerte er mich daran, dass ich damals prompt konterte: „Sie wollen mich nur nicht, weil ich eine Frau bin.“
Ich habe den Schritt nie bereut. Wir waren ein echtes Start-up zu der Zeit. Und wow, was ist inzwischen nach fast 35 Jahren daraus geworden. In meiner Zeit bei der Deutschen Börse war ich in vielen Bereichen, bei der Deutsche Börse Clearing, dem Vorgänger von Clearstream, oder in den Bereichen Primary Markets und Xetra. Aber einmal Eurex, immer Eurex.“
Irmgard Thiessen ist Pressesprecherin für Eurex und Eurex Clearing bei der Deutschen Börse AG.

Christoph, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Je älter ich werde, desto früher verorte ich die Schlüsselerlebnisse für das „an die Börse kommen“. Die entscheidenden Erfahrungen dafür passieren ja lange vor der ersten Orderaufgabe. Und so war es bei mir vielleicht das Helfen als Kind beim Einräumen der Regale im Lebensmittelgeschäft der Großeltern (rückblickend wohl protestantische Kaufleute in Reinform). Als Jugendlicher hat mich das Verhandeln des Cousins auf allen möglichen Märkten fasziniert.
Der erste eigene Trade, ganz realwirtschaftlich, war dann in der 7. oder 8. Klasse der Verkauf eines NKOTB-Fanartikels an eine Mitschülerin. Und mit meinem Schulfreund Torsten wägte ich alle möglichen verrückten Geschäftsideen.
Meine Mutter brachte uns Kinder immer wieder mit Unternehmern zusammen und übergab mir dann schließlich ein Sparbuch aus dessen Anlage wohl 1995 die erste Wertpapierorder resultierte. 1999 unterschrieb ich dann meinen ersten Arbeitsvertrag als Wertpapierhändler (eternal gratitude to Tradegate!)."
Christoph Boschan ist CEO der Wiener Börse.

Stefan, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Ich durfte 1984 an einem Schüleraustausch in USA teilnehmen und lernte schnell, dass es dort schon damals in der Erwachsenenwelt immer um die gleichen Themen ging: Die US-Sportarten Football, Baseball und Basketball sowie um die Frage, in welchen Aktien man investiert sein sollte. Mich faszinierten diese Gespräche über das Mitunternehmer-Dasein dieser Aktionäre, obwohl ich als Sprössling einer deutschen Beamtenfamilie nicht mitreden konnte. Denn bei uns zuhause gab es damals Bausparverträge und keine Aktien.
Ich war offenbar aus der Art geschlagen (wie mein Vater zu sagen pflegte) und mir wurde immer klarer, dass mich die Welt der Wirtschaft und Finanzen so sehr interessierte, dass ich Wirtschaftsmathematik studieren wollte. In einer der ersten Vorlesungen fragte der BWL-Professor im prall gefüllten Hörsaal die versammelten Erstsemester, wer mindestens eine Aktie besitze. Von mehr als 500 Studenten meldeten sich weniger als eine Handvoll. “Sehen Sie und genau hier liegt das Problem in unserem Land”, reagierte der Professor. “Wenn ich die gleiche Frage in einem amerikanischen Hörsaal gestellt hätte, dann wären jetzt mindestens drei Viertel aller Hände hochgegangen.”
Dieser Auftritt hat mich motiviert, es den Amerikanern endlich gleichzutun. Also hob ich meine kleinen Ersparnisse wenige Tage später vom Sparbuch ab, eröffnete als 19-jähriger ein Depot bei der örtlichen Sparkasse und kaufte 1987 – gerade rechtzeitig vor dem damaligen Börsencrash – meine ersten Aktien.
Ich war vom ersten Tag an im positiven Sinne mit dem Börsenvirus infiziert, der mich in den 36 Jahren bis heute nicht mehr losgelassen hat.“
Tech-Investor Stefan Waldhauser ist Co-Founder von aktien.guide, führt das Wikifolio High-Tech Stock Picking. Außerdem bloggt er über Tech-Werte auf high-tech-investing.de.

Marile, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ich bin zu Börse gekommen, wie die Allermeisten – nicht auf dem direkten Weg. Nach einer Banklehre und kurzen Stationen als Berufsanfängerin konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, mein Arbeitsleben bei einer Bank zu fristen. Dann kam praktischerweise mein Sohn auf die Welt, ich habe umgesattelt und täglich ab 6 Uhr morgens auf dem Münchner Viktualienmarkt mit Begeisterung Obst und Gemüse verkauft.
Das Stellenangebot der Börse München war ein glücklicher Zufall und hat jäh meine Karriere als Standlfrau beendet. So bin ich seit 1990 Börsianerin, und habe in der Zeit viel Handel und Wandel miterlebt. Immer, wenn ich über den Markt gehe, denke ich auch gern an sonnige Samstage in der Kirschenzeit zurück."
Marile Glöcklhofer ist im Business Development der Münchner Börse tätig und engagiert sich für mehr Finanzbildung.

Rüdiger, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ersten Kontakt bekam ich durch meinen Vater, der privat in Aktien investierte. Schon als Schüler, so um 1990, hatte ich ein Buch darüber gelesen, wie man Geld verdienen könnte, und tatsächlich gab es darin ein Kapitel über die Börse, welches mich begeistert hatte. Da gab ich meinem Vater etwas Geld und bat ihn, ein paar Aktien für mich mit zu kaufen. Wir schauten uns die Entwicklung gemeinsam an, was mir unheimlich großen Spaß bereitete.
Als Student dann handelte ich auf eigene Faust, zunächst nach Gefühl und Wellenschlag. Kurse gab es im Ticker auf n-tv. Aber es war noch sehr mühselig, denn als Privater landete man damals noch in der Schlussauktion, wenn man den Auftrag nicht rechtzeitig vor 12 Uhr bei seiner Bank durchbekam. 1993 bekam ich dann endlich Internet und konnte mit dem Day-Trading deutscher Aktien anfangen. Zusammen mit einigen Kommilitonen machte ich eine kleine Firma auf und wir handelten bzw. besuchten die Vorlesungen abwechselnd.
1998 fing ich dann mit dem Handel an der Eurex an und gründeten dazu eine neue Firma. Eigentlich waren wir reine Prop-Trader, aber auf Drängen eines Freundes gründeten wir DerivateCheck, eine Internet-Seite zu eben diesem Thema und auf Nachfragen starteten wir damals dann auch mit Seminaren zum Thema Trading. Na wer? Der am meisten gequatscht hat und das war offensichtlich ich. Dieser Weg in die Öffentlichkeit führte uns dann auch in den professionellen Handel für andere.
Mein Fazit: gehe mit Demut ans Trading ran und erwarte nicht, dass Du übermorgen die S-Klasse in bar bezahlen kannst. Auch ich habe alle Fehler gemacht, die man sich denken kann. Doch ich hatte das Glück, dass im Team die Lernkurve einfach steiler ist, weil man sich gegenseitig unterstützt und man Fehler nur einmal macht und nicht immer und immer wieder. Denn letztlich willst Du ja nicht der Depp sein, der sich nicht an die Regeln hält."
Rüdiger Born ist professioneller Börsenhändler und betreut als solcher Vermögensverwalter und Family Offices.

Marc, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Am meisten faszinieren mich die weltweiten Börsengänge. Nahezu jeden Tag geht ein Unternehmen an einem großen Finanzzentrum an die Börse. Das ist der Ursprung eines jeden Börsenhandels und damit die Möglichkeit in die Assetklasse Aktien zu investieren und an der Entwicklung der globalen Weltwirtschaft zu partizipieren.
Neben den spannenden Aufgaben im Handel und Skontroführung macht es immer wieder Spaß sich die Performance der einzelnen Neuemissionen anzusehen. Welche werden vom Markt gekauft und welche nicht, wer entwickelt sich wie, welche Branchen, Aktien oder Themen sind gerade an der Börse der Spielball der Investoren und welche News aus der Weltwirtschaft beeinflussen unsere Kurse.“
Marc Richter ist Market Maker/Spezialist an der Börse Frankfurt für die Baader Bank im Bereich US-Aktien und Interviewgast für verschiedene Medienpartner.

Jennifer, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Als ich mein eigenes Geld anlegen wollte, habe ich einfach kein Produkt gefunden, was mir vom Preis-Leitungsverhältnis gefallen hat. ETFs waren mir nicht grün genug und Ökofonds waren mir zu teuer.
Ich habe ursprünglich ein Diplom in Mathematik gemacht und in Informatik promoviert, daher habe ich angefangen, einen Algorithmus zu schreiben, der ein Portfolio aus nachhaltigen Einzelaktien zusammenstellt.
Dabei habe ich mir von meiner ehemaligen Kollegin Dr. Caroline Löbbert Hilfe geholt, die Expertin in Portfolio Optimierung und mathematischer Risikomodellierung ist. So bin ich an die Börse gekommen, und im Endeffekt ist daraus auch unsere Firma Goldmarie Finanzen entstanden."
Jennifer Rasch ist Mitgründerin von Goldmarie Finanzen, einem grünen Fintech, das mittels mathematischer Expertise dabei unterstützt, nachhaltig zu investieren.

Roger, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Mein Elternhaus hatte null Bezug zum Kapitalmarkt oder Interesse für Börse. Die einzige Ausnahme: Mein Vater bekam einige Belegschaftsaktien und mein älterer Bruder auch, bereits in seiner Lehre. Und tatsächlich waren diese beiden Papiere (Saint-Gobain und Veba – später mit Viag in E.ON aufgegangen) die beiden ersten Aktien, deren Kurse ich damals als Teenager von wohl 13 oder 14 Jahren Ende der 80er Jahre täglich in der Zeitung verfolgt habe.
Mit dem Abitur und dem Entschluss, Wirtschaft zu studieren, wuchs auch mein Interesse an Aktien. Es fehlte nur das Kapital. Die ersten Dividendenwerte habe ich dann als Student erworben, es waren Rheinmetall und ThyssenKrupp. Zeitgleich hatte ich auch meinen ersten Job in dieser Ausrichtung: Als Student arbeitete ich in den 90er Jahren im Broking Service der Deutsche Bank Tochter Bank24, ehe es mich vor rund einem Vierteljahrhundert nach Frankfurt verschlug, wo ich seitdem Vollzeit im Aktiengeschäft tätig bin.
Mittlerweile haben meine Frau und ich mehrere Kinder im Teenager-Alter und natürlich versuche ich meine Begeisterung für das Thema Geldanlage an meine Kinder weiterzugeben. Deren Interesse daran ist unterschiedlich. Die Börse begeistert halt nicht alle Menschen gleich."
Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH und lenkt mit seinem Partner Christoph Frank zwei Aktienfonds.

Annelie, wie bist Du an die Börse gekommen?
„In der Oberstufe entwickelte ich Interesse für Wirtschaft, was mich zu einer Ausbildung bei der Sparkasse brachte. Erstkontakt Börse. Das Thema Kapitalmärkte und Wertpapiere faszinierte mich von Beginn an. Ziemlich zügig hielt ich Workshops über Wertpapiere und die Börse für Azubis und Praktikanten ab. Gemeinsam erdachten wir eine fiktive Burger-Bude, die später zu einem börsennotierten Unternehmen wurde – zu Mc Donald's.
Ich erinnere mich noch gut an die erste Order, die ich telefonisch für einen Kunden aufgab. In meiner Trainee-Zeit im Wertpapier- und Portfoliomanagement lernte ich sehr viele Grundlagen sammelte gute Erfahrungen.
Mit dem Wechsel nach Frankfurt wuchs meine Verantwortung, da ich nun in die Verwaltung von Kundengeldern involviert war. Das war zu Beginn der Corona-Pandemie, dadurch erlebte ich meine erste Krise hautnah und konnte durch die Herausforderung an den Märkten und meine neue Tätigkeit weiter wachsen.
Nach wie vor begeistert mich die Finanzwelt und schätze meinen Job sehr - an den Kapitalmärkten wird es eben niemals langweilig. Da mich insbesondere die Psychologie an der Börse sehr interessiert, studiere ich berufsbegleitend Wirtschaftspsychologie.“
Annelie Adu arbeitet als Portfoliomanagerin für die Frankfurter Bankgesellschaft.

Felix, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ich bin mit Aktien aufgewachsen. Mein Vater war selbst auf dem Börsenparkett tätig, somit habe ich mich von klein auf mit dem Thema beschäftigt. Zuhause liefen oft Kapitalmarktnachrichten im Fernsehen. Während der Schulzeit befasste ich mich immer mehr damit und las Wirtschaftsberichte im Internet oder in der Zeitung. Mein Finance-Studium erweiterte dann mein Wissen. Durch Praktikas und Werkstudentenjobs sammelte ich die praktischen Erfahrung. 2021 schloss ich dann die Börsenhändlerprüfung ab und seit 2022 arbeite ich in Vollzeit als Börsenhändler.
Für mich ist die Börse nach der Arbeit aber noch nicht zu Ende. Ich beschäftige mich auch privat viel damit und bin mittlerweile breit investiert mit einem langfristigen Anlagehorizont. Ich sehe in jedem Tief eine Einstiegschance. Die Börse lebt von den Ups and Downs und ist für mich nicht mehr wegzudenken."
Felix Jobs betreut als Spezialist für das Bankhaus Scheich die Orderbücher zahlreicher Aktien im Frankfurter Parketthandel.

Chris, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Eigentlich war es reiner Zufall. Aktien und Renten haben mich nie wirklich interessiert. Ich kam dann 2006 das erste Mal über ein Praktikum im Zertifikate-Bereich zur Börse und war prompt begeistert zu sehen, wie man über gewisse Strukturen am Kapitalmarkt partizipieren kann.
Als ich dann wenig später ETFs entdeckte, war ich mehr als „angefixt“. Die Möglichkeit, sich mit wenig Risiko und breit gestreut Kapital aufzubauen, finde ich klasse. Wenn man aus einem Haushalt kommt, in dem wenig über Finanzen gesprochen wurde, ist das Eintauchen in die Börse wie eine neue Welt. Und finanzielle Stabilität erfordert, am Kapitalmarkt zu partizipieren. Mit meinen beiden Söhnen spreche ich fast jeden Tag über Geld, Wirtschaft und Börse.
Kindern die Funktion der Börse näher zu bringen, muss ein Ziel unserer Gesellschaft sein. Felix und Alex haben beide mittlerweile ein Depot und wissen genau, wie ETFs gekauft- und verkauft werden. Kein Wunder, dass wir uns täglich die Entwicklung der großen Leitindizes anschauen, um zu sehen, ob unser Geld heute „gut“ oder „schlecht“ gearbeitet hat."
Chris Hofmann ist seit 17 Jahren im ETF-Geschäft, arbeitet jetzt für den Anbieter Vanguard.

Tim, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Börsengänge wie die von Infineon oder Deutsche Telekom waren der Auslöser: Schon in der Schule interessierte ich mich für die Börse, hatte Wirtschaft und Mathematik als Leistungkurse.Meine erste Aktie war dann Cisco Systems.
Ich wollte schon immer verstehen, wie die Mechanismen der Börse funktionieren und warum die Kurse steigen oder fallen, trotz einer Nachrichtenlage, die intuitiv das Gegenteil vermuten lässt. Warum steigen denn die Kurse, obwohl der Konzern so viele Leute entlassen musste? Warum fallen denn die Kurse, obwohl das Flugzeug voll besetzt ist oder sich lange Schlangen vor den Schaufenstern einer großen Marke bilden? Die Verbindung und Wechselwirkung zwischen Psychologie und eingehenden Daten, bzw. News finde ich spannend. So legte ich bei meinem Master an der Frankfurt School of Finance den Schwerpunkt auf Capital Markets.
Mittlerweile bin ich, neben meiner Funktion als Spezialist, Interviewpartner für die Medien live vor Ort und gebe regelmäßig in Newslettern oder Webinaren von der Frankfurter Börse aus Markteinschätzungen zu Börsen-, Finanz- und Wirtschaftsthemen."
Tim Oechsner ist Senior Trader für Anleihen und Aktien bei der Steubing AG und betreut als Spezialist ca. 11.000 Anleihen und 900 Aktien im Frankfurter Parketthandel.

Lara, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Wir haben uns damals, im Januar 2020 (sozusagen als Neujahresvorsatz), als Familie zusammengesetzt und wollten uns endlich finanziell breiter zu positionieren – indem wir in den Aktienmarkt investieren. Also machten wir schnell einen Termin bei unserer langjährigen Bank und legten los, ohne natürlich zu wissen, dass wir nicht einmal einen Monat später das Corona-Tief durchschreiten würden. Aber auch das bot neue Chancen.
Zunächst haben wir uns alle für Aktien entschieden, die wir aus dem Alltag kennen: Apple, Microsoft, Sony, Allianz und Tesla, um nur einige zu nennen. Dass die Tesla-Aktie heute noch im Depot bei über 500 Prozent im Plus steht, hat unserer neuen Begeisterung für die Börse sicherlich keinen Abbruch getan. Wir haben also recht schnell nach der Eröffnung unserer Depots die Aufs und Abs der Börse kennengelernt, wobei es mehr Aufs gab.
Inzwischen gibt es keinen Wirtschaftsbericht mehr, den ich nicht durchlesen oder anschauen würde. Es ist einfach spannend, die gesamtwirtschaftliche Lage zu beobachten und sich möglichst darauf einzustellen. Wobei ich uns und mich als konservative Langzeitinvestoren beschreiben würde. Motto: Time in the market beats timing the market. Inzwischen setze ich auch auf nachhaltig dividendenstarke Aktien, deren Ausschüttungen reinvestiert werden.
Ein Höhepunkt meiner neuen Börsenbegeisterung war sicherlich das #fintwit-Treffen in der Frankfurter Börse vergangenes Jahr, bei der ich neben Markus Gürne, Samir Ibrahim, Edda Vogt viele super sympathische Teilnehmer kennenlernen und hinter die Kulissen schauen durfte. Auf Twitter bzw. X halten wir immer noch Kontakt und es gibt unter dem Hashtag #fintwit eine lebhafte Community, in der man sich untereinander austauschen und neue Ideen sammeln kann."
Lara Bender, 36, hat Germanistik und Geschichte studiert, ist inzwischen in der Verwaltung der hauseigenen Immobilien tätig.

Christian-Hendrik, wie bist du an die Börse gekommen?
„Den von uns unterschriebenen Praktikumsvertrag kannst du so mitnehmen und füllst den dann fertig aus, wenn du deine IHK-Prüfung hinter dir hast und hier loslegen willst.“ – zugegeben, das ist kein wortwörtliches Zitat und den schwäbischen Dialekt kann ich nicht abbilden. Es war aber mein Einstieg. März 1999 kehrte ich zurück und fing auf dem Stuttgarter Börsenparkett an für die Bruker Wertpapierhandels GmbH an zu handeln. Zunächst mit Optionsscheinen, später kamen dann Zertifikate und auch Aktien dazu. Geblieben bin ich am Ende für gut acht Jahre am schwäbischen Finanzplatz.
2007 ging es dann in die deutsche Finanzmetropole Frankfurt – das X-markets Team der Deutsche Bank war ab diesem Zeitpunkt meine berufliche Heimat. Mit diesem klasse Team haben wir es bis zur Marktführerschaft im Zertifikate-Business geschafft. Das hat wirklich riesigen Spaß gemacht – knapp 13 Jahre lang.
Über Social Trading, dem Datengeschäft und bei einem Handelsplatz in Entstehung fühle ich mich im aktuellen Laden (Börsianer-Slang ...), der ICF Bank in Frankfurt, wieder „angekommen“ – ich sitze im Handelsraum, höre von Trades und habe das Gefühl, ein Teil des pulsierenden Börsenhandels zu sein."
Christian-Hendrik Knappe ist im Vertrieb für die Themen Market Making und Brokerage Services bei der ICF Bank AG tätig.

Christine, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Meine ersten Aktien bekam ich von meiner Mama mit der Auflage, das Geld nur für meine Ausbildung zu verwenden. Darunter waren Telekom (ich bin trotzdem dabei geblieben) und Beate Uhse (ohne Worte ;-)). Lustigerweise investieren bei uns in der Familie eher die Frauen. Ich habe öfter Gespräche zwischen meiner Mama und meiner Patentante zum Thema Aktien und heißen Tipps gehört…
Selbst gekauft habe ich meine ersten Aktien mit 16, wieder eine Auflage meiner Mama, weil ich an der Tankstelle arbeiten wollte, um Geld zu verdienen. Meine Mama sagte, dass sie den Vertrag nur unterschreibt, wenn ich vermögenswirksame Leistungen abschließe. Sie hat sogar die Eigentümerin überzeugt, etwas dazuzugeben. Da kaufte ich einen viel zu teuren Fonds, aber als der Vertrag nach sieben Jahren zu Ende war (und ich 23), hatte ich schon ein Aha-Erlebnis zum Thema Sparen gehabt."
Christine Laudenbach, Professor of Finance, forscht am Leibniz-Institut SAFE und der Goethe-Universität in Frankfurt zu Finanzentscheidungen von Privathaushalten, ist Mitglied des Gründungsteams von ARERO-Der Weltfonds.

Samir, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Durch puren Zufall. Ich hatte gerade bei HR-Info angefangen, sprang dann für einen Kollegen bei der Berichterstattung über die Banken ein. Hatte gerade die meisten Vorstände kennengelernt und dann ging die Bankenkrise los. Aus der dann ja Schulden- und Eurokrise wurde. Und weil der Weg von den Banken in der City zum HR im Dornbusch viel länger ist als zu unserem Studio an der Börse, war ich immer häufiger hier. Bis die Frage kam: „Willst Du das nicht weiter hier machen?“. Inzwischen mache ich Radio und TV.
Mich fasziniert das Drumherum. Die Arbeit als Börsenjournalist hat sich komplett verändert. Früher lasen wir Börsenkurse vor, jetzt erklären wir die Zusammenhänge zwischen Börse, Wirtschaft und Politik. Und es endet nie, der Bedarf des Publikums ist einfach da. Wir sind inzwischen eine ARD-Redaktion, haben steigende Quoten – und sogar eine eigene halbstündige Sendung.“
Samir Ibrahim ist Journalist und Finanzmarktkorrespondent der ARD an der Frankfurter Wertpapierbörse. Er moderiert unter anderem Wirtschaft vor Acht.

Nathalie, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Mein Urgroßvater war schon damals in Aktien investiert und die Urkunden hingen in Bilderahmen im Esszimmer meiner Oma. Als Kind fand ich die Geschichten zu den Unternehmen und die Möglichkeit, ein Teil davon zu sein, beeindruckend.
Ich bin in Baden Württemberg aufgewachsen und hatte das Glück, in der zehnten Klasse nicht nur beim Planspiel Börse der Sparkasse mitzumachen, sondern auch das Börsenparkett in Frankfurt zu besuchen. Das Live-Erlebnis steigerte mein Interesse, bei der Börse dabei zu sein und mehr zu verstehen. Damals gab es noch keine Apps, um den Märkten zu folgen, keine Webinare, um Experten auszufragen. Ich wechselte auf Wirtschaftsgymnasium, studierte BWL mit Schwerpunkt Financial Services, startete im Market Making und betreute später Unternehmen beim Börsengang.
Mein erstes Investment waren aber keine Aktien, sondern griechische Staatsanleihen während des Studiums, die Zinsen wären super gewesen – wäre da nicht Schuldenschnitt einige Zeit später gekommen. Heute investiere ich in verschiedene Assetklassen und nutze die Vielfalt der unterschiedlichen Plattformen."
Nathalie Richert arbeitet für die Baader Bank, mit Themenschwerpunkt in der Unternehmensfinanzierung, in der Fachsprache Market Making und Capital Markets.

Christian, wie bist Du an die Börse gekommen?
Ich bin durch meinen Opa Wilhelm zur Börse gekommen – zum Jahreswechsel 1990/91, als er die „Silvesteranleihe“ des Bundes „zeichnete“ und mir erklärte wie das lief mit den Zinsen. 9 Prozent pro Jahr gab’s damals, aber dennoch hat es nicht lange gedauert, bis ich Aktien spannender fand.
Die soliden Standardwerte von Opa Wilhelm habe ich allerdings erst viel später schätzen gelernt. Stattdessen war meine erste Aktie ein Nebenwert, nämlich der Werbemittelversender Hach. Der Kurs düdelte langsam runter, irgendwann habe ich dann mit Verlust verkauft… und bald darauf sprang die Aktie nach oben. Nun ja, auf diese Weise hatte ich gleich erfahren: Ich bin doch nicht Gordon Gekko."
Christian W. Röhl ist Investor, Publizist und Speaker, seit über 25 Jahren professionell an den Finanzmärkten aktiv, teilt seine Erfahrungen u.a. auf dem Youtube-Kanal echtgeld.tv und im Podcast „Aktien fürs Leben" sowie über Social Media-Kanäle unter @CWRoehl.

Sabrina, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Ich bin tatsächlich zuerst mit meinem Job an die Börse gekommen, bevor ich überhaupt ein Depot hatte. Ich berichtete damals für Bloomberg in London über die Finanzmärkte.
Mich hat immer fasziniert, dass die Börse die Wirtschaft so breit abbildet und zugänglich für alle ist. Das wollte ich natürlich auch selbst ausprobieren und habe mein erstes Investment getätigt, einen Nachhaltigkeitsfonds. Den habe ich immer noch im Depot.
Durch meinen Job bei ntv habe ich viele Menschen und ihre Geschichten zur Börse kennengelernt. Das macht es für mich erst richtig spannend."
Sabrina Marggraf berichtet vom Frankfurter Parkett aus für die ntv-Telebörse und RTL über das Geschehen an den weltweiten Märkten.

Serhad, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Während meines Studiums, 1999, habe ich als Werkstudent bei der Baader Bank angefangen. Als Handelsassistent mit vielen Backoffice-Aufgaben, damals noch viel auf ausgedrucktem Papier. 2001 machte ich die Händlerprüfung. Eigentlich wollte ich später als Wirtschaftsingenieur in einem Technikkonzern arbeiten. Aber mir gefiel es an der Börse so gut, dass ich hier geblieben bin, als mir Baader eine Stelle anbot.
Ich mag es, direkt am Puls der Märkte und damit der Wirtschaft zu sein. Als Market Maker erlebt man unmittelbar alle Facetten des Wirtschaftslebens und seine Schnelligkeit im laufenden Strom an Nachrichten und Ad-hocs. Und, anders als bei Projektarbeit, sehe ich direkt das Ergebnis."
Börsenhändler Serhad Gündogan betreut als Spezialist für die Baader Bank rund 75 Orderbücher deutscher Aktien im Frankfurter Parketthandel.

Maximilian, wie bist Du an die Börse gekommen?
"2018, mit 12, habe ich den Film Wall Street gesehen, und war fasziniert, habe mir dann viele Bücher besorgt und mich ins Thema eingelesen. Jedes Unternehmen ist anders und alles hat unmittelbare Folgen an der Börse. Meinen Vater musste ich überreden, mir ein Depot aufzumachen. Er ist von der T-Aktie geschädigt.
Als erstes habe ich ein sehr dummes Investment gemacht, für 300 Euro Weihnachtsgeld einen Pennystock gekauft, der sich aber über Nacht vervierfacht hat. Mein Risikomanagement ist natürlich inzwischen viel besser.
Jetzt will ich später mal ins Investment Banking oder zu einem Hedgefonds, am liebsten irgendwann einen eigenen Hedgefonds haben."
Maximilian Schranz, 17, Schüler, macht gerade ein freiwilliges Praktikum bei der Deutschen Börse.

Martin, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Mein allererste Berührung hatte ich bei einem Börsenspiel der Sparkasse, in der 12. Klasse. Null Peil, was Aktien oder Anleihen überhaupt sind. Ein Klassenkamerad suchte sich die vier, fünf Willigen zusammen, die er fürs Spiel brauchte, und machte dann alles alleine. Etwas über Börse gelernt habe ich erst in meiner Bankausbildung.
Die erste Aktie kaufte ich während meiner Ausbildung 1997/98, MAN. Das Murnauer Tageblatt titelte „MAN Trucks rollen wieder.“ Das reichte für eine Kaufentscheidung. Ich ging dann zu meiner Kollegin in der Privatkundenabteilung, Frau Gramer, die einen Zettel per Hand ausfüllte und faxte. Mittags wurden Kaufaufträge ausgeführt und die Bestätigung kam ein paar Tage später per Post. Es war ein erfolgloses Geschäft, verkaufte später mit Verlust. Das war ein schöner Lerneffekt. Später kaufte ich mal BayWa-Aktien, weil der Kundenparkplatz dort immer voll war. Da schaute ich aber auch aufs Chartbild und das Geschäft war erfolgreich. Finanzielle Bildung ist so wichtig.“
Martin Utschneider, technischer Analyst, arbeitet in der Wertpapierbetreuung sowie als Referent und Autor.

Franziska, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Über die Medienwelt. Ich habe als Kamerafrau beim DAF, dem Deutschen Anlegerfernsehen, angefangen. War erst 1,5 Jahre hinter der Kamera, und wechselte dann vor die Kamera. Es folgten 16 Jahre Live-Berichterstattung mit 20 Schalten am Tag. Einen Monat lang konnte ich von NYSE berichten, war beim Facebook-IPO dabei.
Mich hat vom Start an der ganz eigene Beat fasziniert, den die Börse hat. Auch schon mit Anfang 20, als ich noch keine Ahnung vom Thema hatte. Den Puls der Börse zu spüren und damit der Wirtschaft, die beiden sind ja so nah mit einander verbandelt. Es geht mir nicht nur darum, diesen Puls zu erleben, sondern auch, ihn für jedermann und -frau verständlich zu machen.
Mein absolutes Highlight aber war, meinem Rindviech Urmel den Börsenbullen vorzustellen.“
Franziska Schimke ist Moderatoren und TV-Journalistin für Finanzthemen, baut derzeit das Video-Angebot der ICF Bank auf, die u.a. als Spezialist auf dem Frankfurter Parkett tätig ist.

Christian, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Schon mein Vater war für eine Bank an der Frankfurter Börse tätig, bevor er sich als Berater selbstständig machte. So hatte ich schon früh Kontakt zu Amtlichen Kursmaklern* und Freimaklern**.
Nach meiner Banklehre fing ich am 16. September 1987 bei einem Optionsmakler als Assistent an, bevor ich mich 1994 selbstständig machte. 2004 habe ich als Freimakler aufgehört und arbeite seitdem als unabhängiger Analyst und Börsen-Coach. Die Börse ist ein wunderbarer Arbeitgeber, denn jeden Tag gibt es Neuigkeiten, die die Arbeit so spannend machen."
Christian Schlegel betreibt u.a. einen eigenen charttechnischen Youtube-Kanal und ist häufig Gast bei börse@home.
* Die Orderbücher der Wertpapiere wurden von jeweils einem amtlich bestellten Börsenmakler betreut, die Käufe und Verkäufe für fremde oder eigene Rechnung im Amtlichen Handel ausführten. 2002 wurde die Amtlichkeit der Kursfeststellung und des Kursmaklers abgeschafft.
** Freie, nicht vereidigte Makler waren neben den Amtlichen Maklern als Vermittler von Börsengeschäften zur Teilnahme am Börsenhandel zugelassen. Sie übernehmen entweder im Geregelten Markt oder im Optionshandel die Kursfeststellungen. Optionen wurden bis zur Gründung der Deutschen Terminbörse, der Vorläuferin der Eurex, in der Frankfurter Börse gehandelt.

Lisa, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Angefangen hat eigentlich alles in meiner Oberstufenzeit. Ich fand alles spannend, was mit Wirtschaft und Finanzmärkten im weitesten Sinne zu tun hatte. Da das Thema in der Schule bekanntermaßen leider wenig Raum bekommt, habe ich angefangen, die Financial Times Deutschland zu lesen, auf die ich zufällig mal beim Warten auf den Zug am Bahnhof gestoßen war. Und natürlich habe ich quasi nichts verstanden. Aber genau das fand ich spannend und motivierend, ich wollte verstehen, worum es da geht und wie alles zusammenhängt.
Kurz darauf habe ich meine erste Aktie gekauft: Adidas, weil ich in einem Artikel gelesen hatte, dass diese Aktie aufgrund der Fußball-EM 2008 gute Entwicklungschancen hat und außerdem kannte ich Adidas als deutsches Unternehmen natürlich. Ein typischer Home-Bias also, aber so schlecht war die Investition nicht. Ich habe die Aktie bis heute und wahrscheinlich werde ich sie auch nie verkaufen, weil ich einfach an ihr hänge."
Lisa Hassenzahl ist Vermögensverwalterin und Finanzplanerin. Sie hat das erste deutsche Family Office für Frauen gegründet und möchte Finanzplanung zu einem Lifestyle-Thema machen.

Thomas, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Mein erster Kontakt zur Börse kam über eine 10-prozentige Anleihe der Weltbank, mein damaliger Chef hatte darüber geplaudert… das ist fast 30 Jahre her. Im Anschluss habe ich die Gläubigerversammlung der pleite gegangen Metallgesellschaft mitverfolgt, danach war das Börsenfeuer in mir erwacht. Meine erste Aktie war der Baukonzern Philipp Holzmann, ein eher mittelmäßiges Geschäft.
Später habe ich als Börsenreporter live über den Neuen Markt berichtet und bis vor ein paar Jahren das Marketing für den Kassamarkt der Deutschen Börse geleitet.
Heute bin ich wieder Journalist, produziere täglich einen Podcast und betreibe seit kurzem mit Tipp Checker einen YouTube Kanal."
Thomas Kolb, Journalist – Influencer – Börsenexperte

Jürgen, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Gehen wir heute Mittag essen, Jürgen? Geht nur um deine Karriere.“
Und einige Wochen später war ich der „Neue“ im Handelsraum und durfte täglich aufs Parkett. 1996 – November – Telekom-Emission. Ich war 22 Jahre alt. Frisch von der IHK geprüft und mit der damals noch roten Händlerkarte ausgestattet. Unvergessen auch mein erster (Test)-Trade auf der elektronischen Plattform. 500 Conti-AG gekauft und mit Mini-Gewinn wieder verkauft. Stolz wie Bolle. Damals hieß das System noch IBIS, kurz für Integriertes Börsenhandels- und Informationssystem
Börse war schon zu Schulzeiten mein Steckenpferd. Erst mit dem Planspiel Börse, dann mit dem eigenen Geld. Aktien, aber auch viele Optionsscheine. Der Hebel hatte es mir angetan. Dass ich Jahre später dann selbst ein Buch mit klassischen Optionsscheinen für die Bank handeln durfte? Großartig. 22 tolle Jahre Börsenhandel. Aktienderivate, ETFs und Indizes. Mich wird es nie loslassen."
Jürgen Schmitt war 22 Jahre lang im Aktien- und Derivatehandel der Deutschen Bank tätig. Seit 2018 ist er als Corporate Influencer auf der Expedition Finance mit dem Hauptziel, Menschen für Finanzthemen zu begeistern und Wissen zu vermitteln. #derbankbart #expeditionfinance

Lilian, wie bist Du an die Börse gekommen?
„So früh fasziniert wie andere war ich nicht. Ich wuchs in Japan auf und hatte, zurück in Deutschland, großes Heimweh nach dem Land. Also studierte ich Volkswirtschaft und Japanologie statt Architektur. Nach dem Studium versuchte ich zunächst erfolglos, bei einem der großen in Japan tätigen Unternehmen unterzukommen. Kann man sich heute nicht mehr vorstellen, aber das war in den 90er Jahren unmöglich mit einem Abschluss aus dem Fachbereich Orientalistik und Altertumswissenschaften.
Tatsächlich reagierte Yamaichi Securities auf eine Anzeige von mir bei der japanischen Industrie- und Handelskammer und ich fing als Sales-Traderin für die Wertpapierhandelsbank in Frankfurt an. In diesem Job beriet ich Kunden, bestimmte Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen, die eigene Firma wickelt dann die Orders ab. Ich war von der Arbeit sofort fasziniert. Auch, weil ich meinen Kunden Aktien von japanischen Unternehmen schmackhaft machen durfte, die ich aus meiner Kindheit kannte.
Später, dann bei Nomura, wechselte ich auf die Buyside – also ins Fondsmanagement der DWS – angesprochen von zwei Kunden, den Fondsmanagern Klaus Kaldemorgen und Henning Gebhardt. Ich wechselte also auf die andere Seite der Branche, wo ich heute noch bin. Auch wenn es nicht von Anfang an so geplant war, folgte auf das anfängliche Bauchweh schnell die Faszination: Ich finde meinen Beruf großartig."
Lilian Haag ist Senior Portfoliomanagerin Aktien bei der DWS mit Schwerpunkt Asien und Japan.

Ali, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Meine erste Börsenerfahrung kam über Fonds zustande. 1996, ich war gerade mit dem Studium fertig, gab mir ein Kollege beim Westdeutschen Rundfunk den entscheidenden Tipp: „Mach mal was mit Aktien, da kann man richtig Geld verdienen.“ Ich hatte keine Ahnung von Aktien, aber es gab ja die Telebörse. Der Börsenkoch und Katja Dofel wurden schon auf dem New Yorker Börsenparkett von fiesen Händlern hin und her geschubst.
Entsprechend kam ich, mit rudimentären Börsenkenntnissen ausgestattet, über drei Ecken zu einem Finanzberater. Der Deal folgte in einem schummrigen Bürocenter in der Kölner Südstadt: 10.000 Mark in drei Aktienfonds, darunter befand sich auch ein Technologiefonds von ACM. Drei Jahre später musste ich aus persönlichen Gründen zügig an Cash kommen, und so habe ich nahe der Hochs vor dem Dot-Com-Crash verkauft. Wahrscheinlich bin ich auch wegen dieser positiven Erfahrung zum großen Fonds-Freund geworden, zumal meine nachfolgende Stock-Picking-Expertise im Jahr 2000 eine harte Probe war. Aber das ist eine andere Geschichte."
Ali Masarwah, gelernter Finanzjournalist, ist heute Unternehmer und CEO der Fondsplattform envestor.de, die sich auf günstige Investmentlösungen für langfristige Investments spezialisiert hat.

Jessica, wie bist Du an die Börse gekommen?
"Meine erste Aktie war glatt die Aktie der Deutschen Telekom. Meine Mutter hatte damals im November 1996 die Idee, die T-Aktie beim ersten Börsengang zu zeichnen. Ab da war meine - und auch ihre - Leidenschaft für die Börse geweckt. Allerdings habe ich die Börse mit einem Casino verwechselt. Ich habe gezockt wie verrückt. Aber es war halt die Zeit des Neuen Marktes. Als die Internetblase ein paar Jahre später platzte, habe ich wohl ziemlich verwundert aus der Wäsche geschaut. Aber ich habe viel gelernt und meine Leidenschaft nicht verloren. Über die Jahre ist aus der Zockerin eine langfristige Investorin geworden."
Jessica Schwarzer ist Journalistin, Autorin und Moderatorin.

Gereon, wie bist Du an die Börse gekommen?
„Mein Vater hatte, und hat jetzt mit 85, immer noch sehr viele verschiedene Aktien. Heute verbringt er zwei Stunden am Tag und mehr mit seinem Depot.
Ende der 80er Jahre, ungefähr zu der Zeit des Zusammenfalls des Ostblocks, gab er mir 3.000 DM, damit ich sie anlege. Ich kaufte unter anderem Salamander-Aktien, weil ich die Lurchi-Comics mochte und annahm, in der GUS brauche man jetzt sehr viele Schuhe. Das Investment lief trotzdem gut.“
Gereon Kruse, Betreiber von boersengefluester.de, einem Portal fürs Stock-Picking.
von Edda Vogt, Juli 2023, © Deutsche Börse AG