Börse von A bis Z
Börsenwissen, das zurzeit nützlich, wichtig oder einfach nur interessant sein könnte.
S wie Schaufelaktie
Wer bei einer Welle auch mit dem Depot dabei sein will, muss nicht direkt in die Goldgräber investieren, sondern kann auch auf die Schaufelhersteller setzen.
Die profitieren ebenfalls, sind aber häufig weniger riskant. Das sind dann Schaufelaktien.
Schaufelaktien sind Aktien von Unternehmen, die von einem aufkommenden Trend profitieren, indem sie notwendige Infrastruktur, Vorprodukte oder Dienstleistungen bereitstellen. Sie verdienen nicht direkt am Trend selbst, sondern profitieren indirekt durch das Angebot essenzieller Ressourcen.
Ursprünglich stammt der Begriff aus der Goldgräberzeit. Die Goldsucher selbst wurden nicht unbedingt reich, stattdessen waren es die Hersteller, die die benötigten Schaufeln und Werkzeuge lieferten. Durch den hohen Bedarf an Schaufeln verdienten sie somit mittelbar am Goldrausch.
Ein Beispiel aus der heutigen Zeit sind die Unternehmen, die Material und Maschinen für die Herstellung von Chips produzieren und so vom KI-Hype profitieren.
A wie Aktienanleihe
Anleihe steckt im Namen, aber nicht dahinter. Trotzdem können Aktienanleihen eine spannende Sache sein, denn sie kombinieren regelmäßige Zinszahlungen mit der Kurschance (und dem Risiko) einer Aktie.
Aktienanleihen sind Zertifikate, die regelmäßige Zinszahlungen einer Anleihe mit dem Kurspotiential einer einzelnen Aktie verbinden. Ähnlich wie bei klassischen Anleihen erhalten Anlegerinnen und Anleger während einer festgelegten Laufzeit regelmäßige Zinszahlungen vom Emittenten (meist eine Bank) eine Verzinsung. Am Ende der Laufzeit wird das Kapital plus der Zins zurückgezahlt.
Mit einer Nebenbedingung: Die Rückzahlung ist an den Kurs der Aktie gekoppelt. Fällt die Aktie unter eine bestimmte Schwelle, bekommen die Inhaber statt des Kapitals die Aktien.
Die Chance: Aktienanleihen bieten deutlich höhere Zinsen als risikoärmere verzinste Anlagen wie klassische Anleihen oder Festgeld. Allerdings besteht das Risiko, dass Sie bei fallendem Aktienkurs nur noch den Aktienwert zurückerhalten.
Die Risiken: Das größte Risiko liegt in fallenden Kursen der zugrundeliegenden Aktie. Ein Aktienwert unterhalb des Basispreises bedeuten einen Buchverlust und bei Verkauf auch einen realisierten Verlust.
Außerdem ist die maximale Rendite nach oben von vornherein fest definiert, nämlich Nennwert plus Verzinsung. Somit können Sie an steigenden Kursen nicht voll partizipieren.
Erfahrene Anlegerinnen und Anleger mit breit gestreutem Portfolio können mit einem kleinen Teil an Aktienanleihen ihre Performance steigern.
A wie aktiv verwalteter Fonds
Seit den 50er Jahren in Deutschland weit verbreitete, hoch regulierte Form der Geldanlage in ganze Portfolios mit dem Ziel der Risikodiversifizierung, die zunehmend in Ungnade fällt. Den wachsenden schlechten Ruf verdankt diese Fondsform höheren Gebühren und/oder schlechterer Performance gegenüber passiven Indexfonds, kurz ETFs, die einen Index abbilden.
Wobei die Gebühren, die direkt auf die Rendite durchschlagen, durch den Wettbewerbsdruck gesenkt werden. Laut BVI kosten aktiv verwaltete Fonds im Schnitt 1,7 Prozent Rendite pro Jahr, passive ETFs knapp 0,4 Prozent (eigene Berechnung). Dennoch sind aktiv verwaltete Fonds weiterhin bekannter: 35 Prozent der Deutschen investieren einer Umfrage von Quirion zufolge in sie, gegenüber 15 Prozent in ETFs. Und natürlich haben die klassischen Fonds die Nase vorne in Sachen verwaltetem Vermögen.
Dass passives Investieren nicht in jedem Markt, in jeder Phase und auf alle Fälle überlegen ist, zeigen eindrückliche Zahlen von Morningstar, nachzulesen auf morningstar.de. Ali Masarwah von Morningstar erläutert dies selbst in einer Online-Session.
- Wo aktiv verwaltete Fonds (halbwegs) erfolgreich sind | Morningstar
- Online-Session mit Ali Masarwah von Morningstar
Zusammengefasst: Je transparenter ein Markt, je zugänglicher Informationen z.B. bei Aktien über die Unternehmen, je reger der Hande und je kleiner die Zugangsbarrieren in einen Markt, desto geringer ist die Chance, mit aktivem Management diesen Markt zu schlagen.
Vollkommen gestrig ist dagegen A wie Ausgabeaufschlag. Diese Vertriebsgebühr kann bis zu 5 Prozent ausmachen und wird teilweise noch verlangt. Sie will aber erst mal verdient sein und lässt sich über Angebote der Online-Banken oder Discount-Plattformen vermeiden. Auch beim Kauf direkt über die Börse zahlen Sie keinen Ausgabeaufschlag.
A wie Anleihenrendite
Eine Anleiherendite ist der Ertrag, den Sie mit einer Anleihe erzielen können. Dieser Gewinn wird als Prozentsatz des investierten Kapitals ausgedrückt und stellt die wichtigste Kennzahl zur Bewertung von Anleihen dar.
Die Rendite setzt sich aus drei Komponenten zusammen: den regelmäßigen Zinszahlungen (Kupons), der Differenz zwischen dem Kaufpreis der Anleihe und dem Rückzahlungsbetrag bei Fälligkeit sowie der Laufzeit der Anleihe. Anleihen werden in der Regel in Prozent gehandelt. Der Preis gibt an, wie viel Prozent des Nennwerts der Anleihe Sie tatsächlich bezahlen.
Liegt der Preis einer Anleihe unter 100 Prozent, erhalten Sie am Ende der Laufzeit mehr zurück, als Sie investiert haben.
Dabei ist zu beachten, dass eine hohe Rendite oft mit einem höheren Risiko verbunden ist, da sie darauf hinweist, dass der Emittent möglicherweise Zahlungsprobleme haben könnte.
Auf boerse-frankfurt.de finden Sie drei verschiedene Angaben zur Rendite einer Anleihe. Die Rendite zum Briefpreis ist die Relevante, wenn Sie kaufen wollen. Sie bezieht sich auf das aktuelle Kaufangebot. Die Rendite zum Geldpreis ist die Relevante, wenn Sie verkaufen wollen. Sie bezieht sich auf das aktuelle Verkaufsangebot. Die Rendite zum letzten Preis bezieht sich auf den aktuellen Kurs und ist die unwichtigste, insbesondere wenn eine Anleihe nicht viel gehandelt wird.
Ein Beispiel: Die bis Februar 2026 laufende "Bundesanleihe 2,5% 24/26" (<DE000BU22049>) verzinst mit 2,5 Prozent und kostet in diesem Moment 99,62 Prozent. Das ergibt eine Geld-Rendite von 2,6931 Prozent und eine Brief-Rendite von 2,6836 Prozent pro Jahr.
A wie Allzeithoch
„Sind Aktien nicht schon viel zu teuer, um jetzt mit dem Investieren anzufangen?“ Der DAX hat in dieser Woche eine neue Rekordmarke gesetzt, 15.568 Punkte im Verlauf und 15.558 auf Schlusskursbasis. Auch von anderen viel beachteten Börsen werden laufend neue Höchststände gemeldet, kurze Pausen im Höhenflug gelten als „gesunde Korrekturen“. Die in Medien und Gesprächen häufig gestellte Frage überrascht kaum. „Soll ich denn jetzt noch einsteigen?“
Die Antwort ist einfach: Ja, wenn Sie langfristigen Vermögensaufbau als Ziel haben.
"Market Timing" versus "Time in the Market“ stehen hinter diesem Widerspruch. Market Timing beschreibt die Strategie, günstig Wertpapiere zu kaufen und mit Gewinn zu verkaufen, egal ob Einzelaktien oder den ganzen Markt in einem Indexfonds. Das sehen vor allem Nicht-Aktionärinnen als Ziel bei Börsengeschäften, was einige falsche Glaubenssätze nährt wie: Geldanlage in Aktien ist hochriskant und die Börse ein Casino. Natürlich kann Market Timing eine sinnvolle Strategie sein. Für diejenigen unter uns, die sich mit Kennzahlen wie KGF oder Charts auseinandersetzen, einige Stunden pro Woche mit ihren Analysen verbringen wollen. Langfristig erfolgreich sind damit allerdings die wenigsten.
Denn ob Aktien jetzt wirklich zu teuer sind oder weiter steigen und wann der nächste (sichere) Crash kommt, wissen wir alle nicht. Genau da setzt „Time in the Market“ an. Die Zeit, die Sie investiert seid, ist der Erfolgsfaktor. Je länger Anleger im Markt engagiert sind, desto höher fällt die Rendite aus. Wenn sie die beiden anderen Kriterien beachtet: Breit diversifiziert und zu vernünftigen Kosten anlegen.
Wer, wie die allermeisten, nicht weiß, wann Aktien günstig und wann Aktien teuer sind, sollte auch nicht versuchen, den Markt schlagen zu wollen. Denn darauf bezieht sich Market Timing, besser zu sein als der Markt. Denn, um eine weitere Börsenweisheit zu zitieren: der beste Zeitpunkt, in Aktien einzusteigen war gestern, der zweitbeste ist heute.
A wie Assetklasse
Risikostreuung ist eine der Grundregeln erfolgreicher Geldanlage und Diversifikation das einzige "free lunch" beim Investieren, wie Nobelpreisträger Harry Markowitz postulierte. Zentrale Stützpfeiler für die Verteilung der Risiken sind unterschiedliche Assetklassen. So wichtig, dass wir daraus das Börsenwort der Woche gemacht haben.
Eine Assetklasse, auch Anlageklasse, ist eine Gruppe von Anlagen, die ähnlich auf Preiseinflüsse reagieren und in ihrer Preisentwicklung stark miteinander korrelieren. Die gängigsten Assetklassen sind Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle und Bargeld. In jüngerer Zeit gehören Kryptowährungen dazu. Doch auch exotischere Anlagen wie Oldtimer, Kunst oder Rotwein gelten als eigene Assetklassen.
Das Verständnis der Assetklassen ist essenziell für eine erfolgreiche Anlagestrategie. Durch die Kombination verschiedener Anlagen können Sie Schwankungen einzelner Märkte abfedern, Ihr Depot stabilisieren und regelmäßigere Renditen erzielen. Ein gut diversifiziertes Portfolio minimiert finanzielle Risiken.
Mit dem Aspekt der Assetklassen befassen sich die beiden kommenden Online-Sessions: Am 15. Juli, 12 Uhr: Die schönen Dinge im Leben – Sammlerstücke als Wertanlagen für Ihr Portfolio. Und am 22. Juli, 12 Uhr: Multi-Asset-ETFs.
- Details und Links zur Anmeldung auf boerse-frankfurt.de/webinare
B wie Bärenmarkt
Eine der meist gebrauchten Begriffe im Moment im Bezug auf Aktien und (diesmal auch) Anleihen ist der Bärenmarkt. Was genau definiert einen Bärenmarkt?
Der Bär steht für fallende Kurse an der Börse während Bulle die steigenden symbolisiert. Einer Lesart* nach wegen der Bewegung mit den Tatzen auf die Preise nach unten, während Bullen sie auf die Hörner nehmen und nach oben treiben.
Wann ein Bärenmarkt angefangen hat, lässt sich nur in der Rückbetrachtung bestimmen, da sich Wertpapierpreise immer in Wellen bewegen. Für die Definition eines Bärenmarkts finden sich verschiedene Ansätze:
- Die allgemeinste Regel, wenn Märkte über einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten seit dem längsten Hoch über 20 Prozent gefallen sind.
- Die 20-Prozent-Regel, wenn die Märkte in den zurückliegenden beiden Monaten um mehr als 20 Prozent gefallen sind.
- Nach der 2-Prozent-Regel haben die Preise vom vorherigen Kurshoch jeden Monat mindestens 2 Prozent an Wert verloren.
- Ein-Drittel/Zwei-Drittel-Regel greift, wenn zwei Drittel des Kursrückgangs innerhalb des letzten zeitlichen Drittels eines betrachteten Zeitraums erfolgt sind.
Blick auf die Preise zeigt, wie viel Raum für Interpretation bleibt. Beim DAX etwa greift nur die erste Regel gerade so mit gut 21 Prozent seit den 16.271 Punkten vom 5. Januar bis heute.
Was tun in Bärenmärkten?
Langfristig orientierte Anleger*innen besinnen sich auf ihre Strategie und den Anlagehorizont in weiter Ferne. Und lassen die Sparpläne laufen. Wer aktiver und informierter ist, kann Einzelaktien aufstocken oder bestimmte, für seitwärts bis leicht abwärts gerichtete Märkte passende Produkte kaufen, z.B. Bonus-Zertifikate.
Einige beruhigende Fakten: Chancen-orientierte Investoren wie High-Growth-Spezialist Stefan Waldhauser sagen, dass sie in den Erholungsphasen nach einem Einbruch ihre Performance machen. Außerdem: Zumindest aus der Historie weiß man, dass Bullenmärkte im Schnitt um die sieben Jahre lang andauern, fallen Bärenmärkte mit ca. 1,5 Jahren kürzer aus.
Was auch wirkt: Das DAX-Renditedreieck vom DAI oder die MSCI-World-Variante vom Dividendenadel an den Kühlschrank hängen.
*Einer anderen Anekdote nach entstanden die Symbole durch mittelalterliche Schaukämpfe zwischen Bären und Stieren um die Londoner Börse mit Wetteinsätzen der Zuschauer. Eine weitere Fassung leitet die Begriffe vom Handel mit Bärenfellen auf Kommission ab.
B wie Bezugsrecht
Möchte ein Unternehmen durch die Aufnahme neuer Aktien Kapital aufnehmen, wie jetzt TAG Immobilien, Nordex und SFC Energy, haben die bisherigen Aktionär*innen das Recht auf neue Aktien, weil sich ihr Anteil am Unternehmen verwässert. Sie bekommen Bezugsrechte zum Kauf der neuen Aktien. Wer sein Bezugsrecht nicht ausüben möchte, kann es verkaufen. Dabei sind einige Besonderheiten zu beachten.
Zwei Handelsplätze: Die Bezugsrechte können auf Xetra und dem Frankfurter Parkett bis zu zehn Tage lang gehandelt werden. Mindestordergröße auf Xetra ist 1 Stück, auf dem Parkett kann es auch ein Bruchteil davon sein.
Es gelten alle Ordertypen und Orderrestriktionen des Handels. Der fortlaufende Handel wird vom ersten bis zum vorletzten Tag angeboten.
Sonderfall vorletzer und letzter Handelstag
Am Ende des vorletzten Handelstages werden alle offenen Orders sowohl auf Xetra als auch im Orderbuch des Spezialisten auf dem Parkett gelöscht. Sie müssen am letzten Handelstag bei Bedarf neu eingestellt werden.
Der letzte Handelstag endet auf Xetra mit einer Schlussauktion ab 11:45 Uhr und auf dem Parkett mit mindestens einer speziellen Auktion ab 12 Uhr. Je nach Markt- und Orderlage kann die Geschäftsführung der Börse aber auch festlegen, dass am letzten Handelstag mehrere spezielle Auktionen im Parketthandel durchgeführt werden können.
B wie Bitcoin
Zwar nur eine von etlichen Kryptowährungen, aber mit Abstand die bekannteste. Der Bitcoin-Hype verläuft in Wellen und ist mit den derzeitigen Rekordpreisen wieder auf einem neuen Höhepunkt. Stand heute kostet ein Bitcoin gut 41.000 US-Dollar, allein seit sieben Tagen hat die Währung etwa 40 Prozent an Wert gewonnen.
Das starke Interesse an Bitcoins geht quer durch alle Anlegergruppen: Jüngere Erstanleger fragen zuerst nach Bitcoins, dann nach Aktien, andererseits diversifizieren auch zunehmend institutionelle Investoren mit Bitcoin ihre Portfolios und halten sie im Schnitt drei Jahre.
Allerdings sollte sich jede und jeder beim Handeln oder Anlegen der großen Risiken, die mit Bitcoin einhergehen und sich in den hohen Volatilitäten und den maximalen Wertverlusten der vergangenen Jahre widerspiegeln.
Vereinfacht: Bitcoin ist eine dezentral organisiertes, nicht-staatliches digitales Zahlungsmittel, das über ein Netz gleichberechtigter Rechner und digitalen digitaler Signaturen öffentlich gehandelt und abgerechnet wird. Die Preisbildung erfolgt über Angebot und Nachfrage. Aufbewahrt werden die einzelnen Bitcoins in persönlichen digitalen Geldbörsen, den Wallets.
Der Besitz eines Bitcoins wird über eine verschlüsselte Zeichenfolge und einem mit Schlüssel signierten Guthaben abgesichert. Die Buchhaltung erfolgt gemeinschaftlich in einer eigenen Speicherform, der Blockchain.
18,5 von 21 Millionen erreicht
Die Anzahl an Bitcoins im Umlauf liegt jetzt bei 18,5 Millionen Bitcoins, die Menge an Bitcoins ist konstruktionsseitig auf 21 Millionen Stück begrenzt. Diese Knappheit gibt Bitcoins nach Ansicht von Stefan Toetzke zunehmend die Aufgabe von Gold in den Depots als Ausgleich zu Zentralbankgeld. Zudem korrelieren Bitcoins kaum mit anderen Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen, wie der Anlageexperte vorrechnet.
- Einen Marktüberblick über Preise, Umsatz und Menge bietet coinmarketcap.com
- Stefan Toetzke erklärt bei börse@home die Wirkung von Bitcoins in der Asset-Allokation.
Bitcoin-Tracker im Börsenhandel
An der Frankfurter Börse können sich Anleger über ETNs und Zertifikate in Bitcoin engagieren. Vier ETN - kurz für Exchange Traded Notes - werden wie ETFs auf Xetra und dem Frankfurter Parkett angeboten. Das Besondere daran ist die Abwicklung über den zentralen Kontrahenten und die Verwahrung, vor allem für institutionelle Kunden wichtig. Schon lange im Handel sind zwei Partizipationszertifikate von Vontobel.
C wie Cardano
10.000 Kryptowährungen soll es inzwischen weltweit geben. Die erste und wichtigste ist nach wie vor Bitcoin, aber auch andere, gerne Altcoins für Alternative Coins genannt, weisen inzwischen hohe Marktkapitalisierungen und Handelsumsätze auf. So unterschiedlich die einzelnen Konzepte und so kontrovers die Meinungen im Markt dazu, eines haben Coins gemeinsam: hohe Volatilität und ihre Faszination. Wir greifen heute eine unter den Top Ten heraus: Cardano.
Cardano ist eine Plattform mit der Währung ADA, benannt nach Ada Lovelace. Die Währung steht im Moment auf Platz sechs der Rangliste nach Marktkapitalisierung mit rund 33 Milliarden investierten US-Dollar (Stand Februar 2022). Aufgebaut wurde die Blockchain-Plattform 2015 unter anderem vom Ethereum-Gründer Charles Hoskinson. Ethereum liegt auf Platz zwei hinter Bitcoin, gefolgt von Tether, BSB und USD Coin.
Cardano sei den Betreibern zufolge deutlich dezentraler aufgebaut als andere Blockchain-Plattformen und damit sicherer. Ein besonderes Konsensprotokoll für die Überprüfung von Transaktionen in der Blockchain erfordere einen niedrigeren Energieverbrauch. Als eine kommerzielle Verwendung neben der Währung gelten ‚Smart Contracts‘, über die Blockchain ausgetauschte virtuelle Verträge.
Kryptowährungen sind digitale Währungen mit einem meist dezentralen Aufbau. Sie beruhen auf Netzwerken, in denen alle Informationen untereinander getauscht werden. Transaktionen werden gespeichert und öffentlich verarbeitet. Die Digitalwährungen ermöglichen eine bargeldlose Bezahlung. Sie werden im Gegensatz zu den herkömmlichen Märkten wie Aktien, Devisen oder Anleihen durchgängig gehandelt.
22 verschiedene Kryptowährungen werden inzwischen auch börslich gehandelt, in Form von Zertifikaten sowohl als ETNs auf Xetra als auch an der Frankfurter Zertifikatebörse. Manche der Verbriefungen werden physisch besichert, die ETNs zentral abgerechnet, was auch institutionellen Investoren ein Investment ermöglicht.
C wie Carry Trades
Sommerbeben an der Börse. Neben den plötzlichen Sorgen um US-Konjunktur und Angst vor einer Tech-Blase gelten Carry Trades zwischen Yen und US-Dollar als Auslöser der Turbulenzen. Anlass für das Börsenwort der Woche.
Ein Carry Trade ist eine Spekulationsstrategie im Devisenhandel, bei der man von den Zinsunterschieden zwischen zwei Währungen profitiert. Anlegerinnen und Anleger leihen sich Geld in einer Währung mit niedrigen Zinsen, wie zum Beispiel in Yen, und investieren es in einer Hochzinswährung wie in US-Dollar. Der Gewinn entsteht aus dem Zinsunterschied und möglichen Kursgewinnen. Man macht sich die Preisunterschiede zu nutze.
Diese Strategie funktioniert, solange der Wechselkurs stabil bleibt oder sich in die gewünschte Richtung entwickelt. Sie birgt große Risiken, wenn sich Wechselkurse, Zinsen und Volatilitäten ändern.
Ein aktuelles Beispiel: Die Zinsen in den USA liegen in der Spanne 5,25 bis 5,50 Prozent, in Japan in der vergangenen Woche bei 0 bis 0,1 Prozent. Dann hat die US-amerikanische Zentralbank Fed eine Zinssenkung für September angekündigt und die Bank of Japan die Zinsen überraschend auf 0,25 Prozent angehoben. Solche Änderungen bewegen sofort den Markt, führen zu starken Preisbewegungen und Kettenreaktionen.
C wie Charttechnik
Für die einen Kaffeesatzleserei, für die anderen der heilige Gral der Anlageentscheidung. Grundidee: Wertpapierpreise bewegen sich in Mustern, die sich widerholen. Dadurch werden bestimmte Kursverläufe wahrscheinlicher als andere. Und: Alle Informationen sind bereits in den Kursen enthalten.
Als Urheber gilt Charles H. Dow, dem Gründer des Wall Street Journals, mit der nach ihm benannten Dow-Theorie. Ziel war und ist die Erkennung von Trends, vor allem der Trendwechsel.
Zur Herleitung kurzfristiger Trendbewegungen bedient sich die Chartanalyse wiederkehrender grafischer Formationen wie eine V-Form oder die berühmte Kopf-Schulter-Form. Besondere Bedeutung bei der Chartanalyse haben Unterstützungs- und Widerstandslinien. Sie werden anhand des historischen Kursverlaufs abgeleitet. Ein Durchbrechen dieser Linien signalisiert eine neue Trendbewegung. Eingesetzt werden unterschiedliche Charttypen wie Balken- und Kerzencharts.
In der Markttechnik kommen zudem statistische Indikatoren zum Einsatz wie die 200-Tage-Linie, gleitende Durchschnitte oder Oszillatoren.
Die Chartanalyse wird häufig mit der Technischen Analyse gleichgesetzt, sie ist aber nur ein Teilbereich neben der Markttechnik und den beiden weniger bekannten Zyklik- und Sentimenttechnik.
Die Chartechnik gilt als Gegenpol zur Fundamentalanalyse, die sich mit Unternehmensdaten und -kennzahlen befasst, viele Anleger und Trader setzen beide Ansätze fürs Stockpicking ein.
- Für börse-frankfurt.de hat Christoph Geyer Einsteiger bereits in drei Folgen in die Technische Analyse eingeführt, nachzusehen auf boerse-frankfurt.de/webinare.
- Christian Schlegel veröffentlicht u.a. einmal in der Woche eine Analyse des DAX aus technischer Sicht, in seinem Kanal auf youtube.com.
- Wer selbst Hand anlegen will: das Charttool auf boerse-frankfurt.de bietet eine ganze Menge Indikatoren und die Möglichkeit, Linien zu zeichnen, verfügbar auf dem Datenblatt eines Wertpapiers.
D wie DAX40
Zum 20. September wird mit der Erweiterung des DAX auf 40 Unternehmen die bisher größte Reform der Auswahlindizes abgeschlossen. Denn nicht nur für den Leitindex hat sich dann einiges verändert, sondern auch für die Nummer zwei, den MDAX. Neben der Größe sind das z.B. eine Profitabilitätsregel, vereinfachte Berechnung oder Segmentzugehörigkeit.
Am Anfang stand eine Marktbefragung im Herbst 2020, an der rund 600 Teilnehmer aller Art teilnahmen: Finanzinstitute, einzelne Personen, Unternehmen, Verbände, etc. Die, teils kontroversen, Vorschläge wurden vom Indexanbieter STOXX intensiv diskutiert, auch auf Umsetzbarkeit und Auswirkungen auf die gesamte Indexwelt hin. Zum regulären Indextermin im Dezember wurden die ersten Anpassungen umgesetzt, nun kommt es mit der Aufnahme zehn weiterer Unternehmen vorerst zum Finale.
Die wichtigsten Änderungen
- Das Ranking als Basis für Auf- oder Abstieg erfolgt nur noch nach einem Parameter, der Marktkapitalisierung. Bisher war auch der Börsenumsatz relevant.
- Allerdings ist ein Mindestumsatz erforderlich.
- Die Notierung im General Standard der Frankfurter Wertpapierbörse ist ausreichend, bisher war der Prime Standard als Segment gefordert.
- Neue DAX-Unternehmen müssen Profitabilität nachweisen.
- Nur wer Finanzberichte vorlegt, gehört zur DAX-Familie.
- Die Unternehmen müssen einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat haben.
- Der DAX wird auf 40 Mitglieder erweitert, der MDAX auf 50 reduziert.
- Seine Zusammensetzung wird nun halbjährlich überprüft, nicht mehr nur im September.
Gründe für die Erweiterung des DAX auf 40
Eines der Ergebnisse der oben erwähnten Marktkonsultation war der Wunsch nach mehr Diversifikation im DAX. Diese ist zum einen durch die Anzahl der Titel bedingt und zum anderen durch die Charakteristika der deutschen Wirtschaft, in der vor allem große Chemie-, Automobil-, Software- und Industrieunternehmen dominieren. Alternativen zur Erweiterung auf 40 Werte wären komplexere Regeln zur Begrenzung einzelner Branchen und Werte oder auch alle Unternehmen gleich zu gewichten. Der DAX soll für alle Marktteilnehmer nachvollziehbar sein, für Profis ebenso wie für Börsenneulinge. Die größten 40 Unternehmen bilden rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung im Regulierten Markt, d.h. im Prime und General Standard ab, und können als repräsentativ gewertet werden.
Die meistgestellte Frage: Ändert sich der Punktestand von Freitag auf Montag wegen der neuen Unternehmen im Index?
Nein, denn die Berechnungsgrundlage wird entsprechend angepasst. Die 40 Mitglieder im Index werden auf Basis ihres Schlusskurses vom 17. September neu verkettet, wie es in der Fachsprache heißt. Zur Berechnung werden die dann gültigen Gewichten je nach Marktkapitalisierung herangezogen. Erst mit den neuen Börsenpreisen der 40 Aktien am Montagmorgen kurz nach 9 Uhr ändert sich der DAX-Stand wie an jedem anderen Handelstag auch.
Debatten um ESG-Kriterien
Der Vorschlag, eine ESG-Dimension wie den Ausschluss von kontroversen Waffen in die Leitindizes aufzunehmen, löste viele Diskussionen mit kaum zu vereinbarenden Ansichten der Marktteilnehmer aus. Deswegen wird dieses Thema separat behandelt, geprüft und entwickelt.
- Pressemeldung vom 3. September: DAX mit zehn neuen Mitgliedern
- börse@home Montag 6.9.2021 "Was Sie schon immer über Indizies wissen wollten"
- börse@home "Neue Regeln für Dax und Co." mit Stephan Flägel und Veronika Kylburg von Qontigo
- Fakten aus mehr als 30 Jahren DAX
- Wer kommt rein, wer muss raus: die Regeln der Indexzusammensetzungen
D wie Delisting
Mit Ablauf des heutigen Handelstages wird die Zulassung der Wirecard AG zum Regulierten Markt von Amts wegen widerrufen, da ein ordnungsgemäßer Börsenhandel auf Dauer nicht mehr gewährleistet ist. Gleichzeitig ist ein ordnungsgemäßer Handel auch Voraussetzung für die Aufnahme in den Open Market Freiverkehr. Das bedeutet, dass die Aktien ab dem 16. November 2021 nicht mehr an der Deutschen Börse gehandelt werden können. Marc Tüngler von der DSW rät zu einem Verkauf, unter anderem aus steuerlichen Gründen.
D wie Derivate
Mittwoch und Donnerstag trifft sich die Finanzbranche in Frankfurt zum 6. Derivateforum. Anlass für das Börsenwort der Woche – es ist zwar eine reine Profiveranstaltung, aber derivative Wertpapiere sind auch bei vielen privaten Anlegerinnen und Anlegern renditebringend im Einsatz.
Derivate sind Finanzinstrumente, deren Preisentwicklung von anderen Wertpapieren, Gütern oder Investmentprodukten abhängt.
Dieses Basisprodukt kann beispielsweise eine Aktie, ein Index, eine Währung oder ein Rohstoff sein. Aber auch Kurs- oder Zinsentwicklungen, Rohstoffpreise, Kennzahlen oder Indizes können als Grundlage für Derivate dienen.
Derivate ermöglichen zusätzliche Handels- und Spekulationsmöglichkeiten und werden oft genutzt, um auf steigende oder fallende Preise von Aktien, Rohstoffen oder anderen Vermögenswerten zu setzen. Deswegen dienen sie auch zur Absicherung von unerwünschten Preisentwicklungen, etwa ein steigender Kerosinpreis für Fluggesellschaften, Hedging genannt.
Der führende Marktplatz für Derivate in Europa ist die Terminbörse Eurex. Dort werden Optionen und Futures gehandelt, allen voran der DAX-Future und der Euro-Bund-Future. Die Kombination verschiedener Wertpapiere, seien es Puts oder Call, mit variierenden Bezugspreisen und Laufzeiten, ermöglichen ausgefeilte Handelsstrategien.
An der Eurex aktiv zu sein, ist für Private nicht einfach und erfordert einiges an Erfahrung. Banken bieten solche Strategien privaten Akteuren in Form von strukturierten Produkten an. Sie kaufen im Großhandel ein und baut daraus Päckchen für den Einzelhandel, etwa Aktienanleihen, Express- und Discount-Zertifikate oder Knock-out-Scheine.
Wer mehr wissen will:
D wie Direktlisting
Neben dem klassischen IPO und den zurzeit rege diskutierten Mantelgeschäften namens SPACs gibt es für Unternehmen eine dritte Möglichkeit an die Börse zu gehen, das Direktlisting. Insbesondere bekannte Technologieunternehmen sind in den USA auf diese Weise mit viel Aufmerksamkeit notiert worden, etwa Spotify (2018), Slack (2019) oder Coinbase (2021). Auch in Deutschland nutzen Unternehmen die direkte Platzierung wie jüngst Linus Digital Finance.
Bei einem klassischen IPO, kurz für Initial Public Offering, geben Unternehmen meist neue Aktien heraus, die sie, begleitet von Banken, bei Anlegern platzieren. Im Rahmen vom Preisbildungsprozess mit Marktkonsultationen wird eine Preisspanne vorgeschlagen, innerhalb derer Interessenten die Aktien zeichnen können, die dann zum Emissionspreis zugeteilt werden. Bei einem direkten Listing, auch Direktplatzierung, Direktnotierung oder Direct Listing genannt, nimmt das Unternehmen kein Kapital auf. Stattdessen beantragt es die Zulassung an der Börse unter Einhaltung der selben Transparenzpflichten wie bei einem IPO. Der Aktienpreis wird beim Handelsstart mit dem ersten Börsenkurs nach Angebot und Nachfrage ermittelt.
Häufig sind es Venture-Capital finanzierte Technologieunternehmen, die ein Direktlisting nutzen. Es ermöglicht den bisherigen Investoren einen Verkauf ihrer Anteile im regulierten Markt mit transparenter Preisbildung. Die Unternehmen haben keinen Kapitalbedarf, sparen erhebliche Provisionskosten begleitender Banken. Die Inhaber haben keine Haltefristen zu beachten und vermeiden die Verwässerung ihres Anteils durch die neuen Aktien. Der Nachteil für die Unternehmen ist die Preisunsicherheit und die Gefahr höherer Volatilität. Diese Art des Börsengangs gelingt eher, wenn Unternehmen zumindest in ihren Marktsegmenten gut bekannt sind. Anleger können bei Direktlistings erst einsteigen, wenn die Aktien gehandelt werden. Es gibt keine Möglichkeit für Zeichnungsgewinne.
D wie Dividende
Dividenden gelten als der neue Zins – zumindest in trendigen Diskussionen über passives Einkommen. Jetzt mit Start der Berichtssaison zum Geschäftsjahr 2021 verkünden viele Unternehmen ihre Ausschüttungspläne. Anlass für das Börsenwort der Woche.
Besonders für langfristig orientierte Anleger*innen nehmen die regelmäßigen Ausschüttungen der Unternehmen an ihre Anteilseigner einen wichtigen Anteil an der Gesamtrendite eines Investments ein. So ist selbst das Symbol für German Angst, die Aktie der Deutschen Telekom, wegen der regelmäßig hohen Dividenden langfristig nicht im Minus.
Mit der Dividende beteiligt ein Unternehmen seine Eigentümer*innen am Unternehmenserfolg. Sie wird jährlich von der Hauptversammlung (HV) einer Aktiengesellschaft beschlossen und als Euro-Betrag oder als prozentualer Anteil am Unternehmensgewinn angegeben. Der Börsenkurs wird nach dem Beschluss der HV um die Höhe der Dividende vermindert und der erste Preis ohne Dividende mit dem Zusatz „ex Dividende“ versehen.
Die Höhe der Dividende richtet sich in erster Linie nach dem Bilanzgewinn und der wirtschaftlichen Perspektive des Unternehmens und wird der HV vom Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagen. Dennoch versuchen Unternehmen, ihren Aktionären eine gleichbleibende Dividende zu zahlen (Dividendenkontinuität). Dies soll in ertragsschwachen Phasen beruhigend auf Anleger*innen wirken und eine positive Ertragserwartung vermitteln.
Brutto, bar oder netto
Die Dividendenzahlung vor Abzug der Unternehmenssteuer bezeichnet man als Bruttodividende, nach Abzug der Unternehmenssteuer als Bardividende und nach Abzug der Abgeltungssteuer als Nettodividende.
Grundsätzlich schütten deutsche Unternehmen mehr Dividenden aus, als es in anderen Ländern üblich ist. So liegt die erwartete Dividendenrendite von DAX-Aktien für das Geschäftsjahr 2021 im Schnitt bei 2,25 Prozent, die des MSCI World bei etwa 1,7 Prozent.
Und es gibt noch einen Unterschied im Ländervergleich: Ist es hier üblich, einmal im Jahr Dividenden zu zahlen, schütten z.B. US-Unternehmen mehrheitlich auch quartalsweise aus.
Wichtige Kennzahl: Dividendenrendite
Maß aller Dinge ist die Dividendenrendite. Sie setzt die Verzinsung, also die Dividende, in Bezug zum eingesetzten Kapital, dem Kaufpreis.
Mit Strategien an die Dividenden
Etliche Anlagestrategien zielen auf dividendenträchtige Aktientitel. So genannte Aristokraten in den USA sind dabei die Königsdisziplin, Unternehmen, die mindestens 25 Jahre lang die Dividende erhöht, oder, nach einer anderen Definition, 100 Jahre lang Dividenden gezahlt haben. Ersteres passt immerhin auch auf eine Aktie im DAX, auf Fresenius, und, falls das Unternehmen weiterhin erhöht, in zwei Jahren auch auf Fresenius Medical Care.
Wichtig ist es, bei Dividendenstrategien zu beachten, dass die Auswahl nicht nur jährlich angepasst bzw. auch erwartete Dividenden einbezieht. Denn bei den Konzepten der ersten Generation sind häufig Unternehmen übergewichtet, die gerade einen Lauf an der Börse hatten (wegen der hohen Aktienpreise). Oder anders formuliert: Die Dividendenzahler von gestern sind nicht immer die von morgen.
Realisieren lassen sich solche Dividendenstrategien gut mit ETFs. Aber auch hier gilt: Es gibt unterschiedliche Konzepte dahinter.
D wie Domizil
Das Wort "Domizil" geht zurück auf das lateinische "Domus" – übersetzt Haus, Wohnung. Auch ETFs haben ein Zuhause, das unabhängig vom Sitz ihrer Anbieter und dem Handelsplatz ist, sondern vor allem steuerliche Auswirkungen hat.
Im Zusammenhang mit Exchange Traded Funds (ETFs) bezieht sich das Wort "Domizil" auf das Land, in dem der ETF rechtlich registriert und geregelt ist. Das Domizil bestimmt die rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, denen der ETF unterliegt. Es kann auch Auswirkungen auf die Besteuerung von Dividenden und Kapitalgewinnen für Anleger haben.
Ein ETF kann in einem Land registriert sein, in dem er von einer Investmentgesellschaft verwaltet wird, während er in anderen Ländern gehandelt werden kann. Es ist wichtig zu beachten, dass das Domizil eines ETFs die Steuerbehandlung für Anlegerinnen und Anleger beeinflussen kann. Sie sollten sich daher über die steuerlichen Implikationen eines ETFs in seinem Domizilland informieren, insbesondere wenn Sie in einem anderen Land ansässig sind
Hier sind einige der wichtigsten steuerlichen Überlegungen im Zusammenhang mit dem Domizil eines ETFs:
Unterschiedliche Länder besteuern Dividenden und Kapitalgewinne unterschiedlich. Quellensteuern auf Dividenden und Kapitalgewinne können anfallen. Die steuerliche Berichterstattung und mögliche Erbschafts- oder Schenkungssteuern hängen ebenfalls vom Domizilland ab. Um die steuerlichen Auswirkungen eines ETFs zu verstehen, ist es ratsam, sich mit den örtlichen Steuergesetzen und -vorschriften vertraut zu machen und gegebenenfalls professionelle steuerliche Beratung in Anspruch zu nehmen.
Bitte bedenken Sie: Das Domizil ist das i-Tüpfelchen bei der Auswahl eines ETFs. Sie sollte nicht nur auf steuerlichen Überlegungen basieren, sondern auch auf anderen Faktoren wie den Anlagezielen, den Kosten und der Anlagestrategie des ETFs.
Das Fondsdomizil können Sie an der ISIN, der Internationalen Wertpapierkennnummer, ablesen. Dort steht beispielsweise das Kürzel „DE“ für Deutschland, „IE“ für Irland oder „LU“ für Luxemburg. Sie finden das Domizil eines ETFs auch auf dem Factsheet des Emittenten.
E wie Everything Rally
Wenn es auf den meisten Märkten nach oben geht und die einen von Turbo-Bullen sprechen, während (wenige) andere zur Vorsicht mahnen, dann spricht man auch von einer Everything Rally. So wie im Moment.
Eine "Everything Rally" oder auch als "Alles steigt Rally" bezeichnet, ist ein Phänomen, bei dem an den Finanzmärkten fast alle Assetklassen gleichzeitig steigen. Dies beinhaltet Aktien, Anleihen, Rohstoffe und sogar Kryptowährungen.
Normalerweise gibt es an den Märkten eine gewisse Korrelation zwischen den verschiedenen Anlageklassen, d.h. wenn eine Aktie steigt, steigen auch andere Aktien in ähnlichen Branchen. Bei einer Everything Rally gewinnen praktisch alle Anlageklassen gleichzeitig an Wert, unabhängig von Fundamentaldaten, der konjunkturellen Lage oder anderen Marktfaktoren.
1. Aktien: Eine Everything Rally beinhaltet oft einen breiten Anstieg von Aktien über verschiedene Sektoren hinweg, einschließlich Blue-Chip-Aktien, Wachstumsaktien und Value-Aktien.
Deutsche Aktien sind seit sechs Wochen auf dem Weg nach oben. Ein Tagesplus des DAX bedeutet im Moment ein neues Allzeithoch. Seit Anfang November hat der Index 14 Prozent zugelegt.
2. Anleihen: In einer Everything Rally können auch die Anleihekurse steigen, insbesondere bei Anleihen mit niedrigerem Risiko, wie Staatsanleihen oder hochwertigen Unternehmensanleihen.
Eine bis 2027 laufende irische Staatsanleihe hat im selben Zeitraum 3 Prozent, eine deutsche Bundesanleihe bei etwas längerer Betrachtung gut 2 Prozent gewonnen.
3. Edelmetalle: Neben Gold und Silber können andere Edelmetalle wie Platin, Palladium oder Rhodium von einer Everything Rally profitieren. Bemerkenswert, da sie eigentlich als sicherer Hafen gelten.
Der Goldpreis ist seit Anfang Oktober in US-Dollar um gut 7 Prozent gestiegen.
4. Rohstoffe: Rohstoffe wie Öl, Industriemetalle und Agrarrohstoffe können während einer Everything Rally ebenfalls steigen. Dies geschieht oft aufgrund der verbesserten Konjunkturaussichten und der erhöhten Nachfrage. Keine Rally ohne Ausnahme: Der Ölpreis befindet sich seit Mitte Oktober etwa 16 Prozent im Minus.
5. Kryptowährungen: Die jüngste und volatilste Anlageklasse gilt für viele als Mittel zur Diversifikation und auch als Alternative zu Gold.
Das Bitcoin ist seit Mitte September von 25.000 auf 41.000 US-Dollar gestiegen.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich nicht alle Anlageklassen während einer Everything Rally gleich stark entwickeln und dass spezifische Marktdynamiken und Fundamentaldaten die Entwicklung der einzelnen Assetklassen beeinflussen können.
E wie Eigenkapital
Drei Tage, über 2.000 Teilnehmer, gut 250 Unternehmen und über 4.000 Einzelgespräche – das Eigenkapitalforum in Frankfurt ist die größte Veranstaltung dieser Art, bei der Unternehmen auf Investorinnen und Investoren, Analysten und die Wirtschaftspresse treffen. Das Event läuft in diesem Moment in Frankfurt und ist Anlass für das Börsenwort der Woche.
In der Finanzierung wird zwischen Eigen- und Fremdkapital unterschieden. Die Mittel, die ein Unternehmen selbst aufbringt (zum Beispiel durch einen Börsengang), werden als Eigenkapital bezeichnet. Die Mittel, die durch Schulden in das Unternehmen fließen, z. B. durch Bankkredite oder Anleihen, stellen Fremdkapital dar.
Aus Anlegersicht sind Aktien in der Regel rentabler als Anleihen, da Eigenkapitalinvestoren eine höhere Rendite erwarten, denn sie gehen ein höheres Risiko ein. Sie sind am Gewinn oder Verlust des Unternehmens beteiligt und haben keinen festen Anspruch auf Rückzahlung. Fremdkapitalinvestoren erhalten eine feste Verzinsung und haben einen Anspruch auf Rückzahlung, unabhängig vom Erfolg des Unternehmens. Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens werden die Aktieninhaber nachrangig bedient. Das bedeutet, dass sie erst nach den Fremdkapitalgebern und anderen Gläubigern ihr Geld zurückbekommen, wenn überhaupt.
Dafür bringen Aktien mehr Rechte mit sich: Stärkeren Einfluss auf die Unternehmensführung, Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen und Mitbestimmung bei Strategie und Zielen.
Aus Sicht des Unternehmens ist Eigenkapital entsprechend günstiger, da es keine Zinsen kostet und zeitlich unbegrenzt zur Verfügung steht. Es erhöht auch die finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens. Die optimale Mischung aus Eigen- und Fremdkapital hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Rentabilität, der Liquidität, der Steuerbelastung und dem Risikoprofil des Unternehmens.
Auch wenn Eigenkapital das Hauptthema bei der großen Kapitalmarktkonferenz ist, stellen sich hier Anleihe-Emittenten ebenfalls ihren Investorinnen und Investoren. Das Pendant zur Investor Relations, die Kommunikation mit den Anteilseignern, wird auch Dept Relations genannt. Und viele Unternehmen haben beides im Angebot.
G wie German Angst
Die Zurückhaltung der Deutschen beim Investieren in Unternehmen ist weithin bekannt. Als ein Grund für die Angst vor Aktien gilt der Börsengang der Telekom, der im November 2021 immerhin schon 25 Jahre her ist. Anlass für das Börsenwort der Woche.
Am 18. November ist die Telekom-Aktie, kurz T-Aktie, mit prominenter Unterstützung an die Börse gekommen. Insgesamt in drei Tranchen, 1996 zu einem Ausgabepreis von 28,50 D-Mark, also 14,57 Euro, 1999 zu 39,50 und 2000 zu 66,50 Euro. Im März erreichte die Aktie ein Allzeithoch bei 103 Euro. Heute steht sie um 17 Euro.
Zwei wichtige Punkte an der Stelle: Unabhängig vom Kursverlauf ist die Telekom einer der konstantesten Dividendenzahler hierzulande, außer 2002 und 2003 gab es stets Gewinnausschüttungen an die Aktionär*innen. Zudem vergleichsweise hohe: die Dividendenrendite liegt im Schnitt zwischen 5 und 6 Prozent, das ist deutlich über dem Mittelwert der Aktien im DAX. Für einen Vergleich der reinen Kursentwicklung ist es also wichtig, die Telekom-Aktie mit dem Kurs-DAX zu vergleichen (siehe Chart). Die Telekom ist seit Börsenstart Mitglied im DAX.
Außerdem sind die Dividenden von der Abschlagssteuer befreit. Ganz, wenn die Aktien vor 2009 gekauft wurden, und zumindest auf den ersten Blick bei den übrigen Anteilseignern, unten ein Link zu einer Erläuterung des komplexen Themas.
Der Börsengang der Telekom war der größte in Deutschland überhaupt und Teil der Privatisierung der ehemaligen Bundespost in den drei Teilen Deutsche Post, Deutsche Postbank und Deutsche Telekom.
In den ersten beiden Tranchen wurden Aktien für rund 10 Milliarden Euro platziert, in der dritten für 13 Milliarden Euro. Mit sehr viel Tamtam als Volksaktie, was heute vor allem kritisiert wird. Risiken kamen kaum zur Sprache, obwohl das Unternehmen hoch verschuldet war und u.a. Expansionspläne in die USA mit dem Börsengang finanzieren wollte. Diversifikation schien vor 25 Jahren kein Thema gewesen zu sein.
Ob in diesem IPO tatsächlich die Hauptursache für die Abneigung gegenüber Aktien liegt, ist fraglich. Zum einen spielen weitere Blasen wie der Neue Markt oder die Finanzkrise auch eine Rolle. Zum anderen kommen kulturelle Aspekte hinzu. Eine Studie ergab 2019, dass vor allem fehlendes Finanzwissen der Ursprung vieler Missverständnisse rund um Börse ist, z.B. Angst vor Betrug und Fehlentscheidungen, der Glaube, zu wenig zu wissen, viel Geld haben zu müssen und an der Börse nur spekulieren zu können. Die große Anzahl an neuen Aktionär*innen zwischen 20 und 30 Jahren der vergangenen zwei Jahre stimmt optimistisch. Diese Anleger*innen kennen Telekom-IPO und Neuer Markt höchsten von ihren Eltern.
G wie Goldlöckchen-Szenario
Steigende Aktienpreise, stabile Anleihemärkte, einigermaßen robuste Wirtschaft mit guten Konjunkturdaten – solch eine Situation sehen wir im Moment in den USA vor. Sie wird Goldlöckchen-Szenario genannt, im Original Goldilock Economy. Schönes Bild für das letzte Börsenwort in 2023.
Ein Goldlöckchen-Szenario an der Börse beschreibt eine Marktlage in einer ziemlich ausgeglichenen Mitte, in welcher sowohl die Wirtschaft als auch die Finanzmärkte in einer Art Gleichgewicht sind. Die Zinsen sind niedrig und das Wirtschaftswachstum bleibt stabil. Die Gewinne der Unternehmen fallen erwartungsgemäß aus und die Inflation scheint moderat.
In einem Goldlöckchen-Szenario sind die Bedingungen weder zu heiß noch zu kalt, sondern genau richtig. Ebenso wie in der Märchengeschichte “Goldlöckchen und die drei Bären”, der Herkunft des Begriffes. Goldlöckchen probiert drei unterschiedliche Schüsseln Brei. Die eine ist ihr zu kalt, die andere zu heiß und die dritte ist perfekt, genau in der Mitte.
In einer solchen Situation fühlen sich Anlegerinnen und Anleger meist wohl und haben Vertrauen in den Markt, was zu steigenden Aktienkursen führen kann. Allerdings ist es wichtig anzumerken, dass eine solche ideale Situation selten lang anhält und sich die Marktbedingungen jederzeit ändern können.
H wie Hauptversammlung
Anlegerinnen und Anleger vergessen häufig, dass sie durch den Aktienbesitz Eigentümer des Unternehmens sind und wichtige Entscheidungen mit allen anderen zusammen fällen. Und das in der Regel auf der Hauptversammlung. Wer spottet, es ginge nur um die Brezel, übersieht, welch wichtiges Kontrollinstrument eine HV darstellt.
Bei der Hauptversammlung kommen die Aktionärinnen und Aktionäre eines Unternehmens zusammen, um über wesentliche Entscheidungen abzustimmen, wie die Wahl des Vorstands, die Höhe der Dividende und Änderungen der Unternehmenssatzung.
Sie ist die zentrale Plattform für alle Aktionärinnen und Aktionäre der Aktiengesellschaft, um ihre Rechte auszuüben und sich über den Zustand und die Zukunft des Unternehmens zu informieren. Der Vorstand berichtet über das vergangene Geschäftsjahr und stellt Pläne für die Zukunft vor, während die Aktionärinnen und Aktionäre oder deren Vertretungen Fragen stellen und ihre Meinungen äußern können.
Die HV ist ein sehr wichtiges Instrument der Unternehmensführung.
- Wer mehr dazu wissen möchte: Wie HVs ablaufen und wie man sich vorbereiten kann, ist unser Thema bei börse@home am 1. Juli, Gast ist Dirk Hagemann. Anmelden über boerse-frankfurt.de/webinare
H wie Hebelprodukte
Wenn Sie mit der Entwicklung Ihres Kerninvestments im Grunde zufrieden sind, aber Zeit und Lust haben, mal etwas Chancenreiches, Riskantes auszuprobieren, könnten Sie sich Hebelprodukte anschauen – strukturierte Derivate, mit denen Sie einzelne Anlageideen zu kleinen Beträgen umsetzen können.
Hebelprodukte sind komplexe Finanzinstrumente, die ermöglichen, mit geringem Einsatz an großen Kursbewegungen eines Basiswerts zu partizipieren. Sie gehören zu den Derivaten, da ihre Wertentwicklung von einem Basiswert abhängt. Das könne Aktien, Indizes; Rohstoffe oder Währungen sein.
Hebelprodukte verstärken die Kursbewegung um einen bestimmen Faktor, den Hebel. Sie können sowohl von steigenden als auch von fallenden Preisen profitieren. Dann führen sie die Namen long oder short.
Bekannte Typen sind Knock-out-Scheine (häufig Mini-Futures oder Turbos genannt), Faktorzertifikate oder exotische Optionsscheine.
Hebelprodukte bieten die Chance hoher Renditen, verbunden mit dem Risiko überproportionaler Verluste, nicht selten bis zu einem Totalausfall. Sie sind deshalb nur für Fortgeschrittene geeignet, die diese Risiken einschätzen und managen können.
Rechtlich sind Hebelprodukte Schuldverschreibungen der Emittenten, mit denen diese klassische Positionen an den Terminmärkten in Optionen und Futures strukturieren und leichter zugänglich machen.
Klassische Optionsscheine sind eine Untergruppe der Hebelprodukte ohne weitere Strukturierung wie Verfallsschwellen.
Auch ETFs, börsengehandelte Indexfonds, sind mit Hebel verfügbar, und zwar sowohl in Long- als auch in Short-Versionen. Allerdings ist der Hebel in der EU rechtlich auf zwei begrenzt.
An der Börse Frankfurt werden rund 1,2 Millionen Hebelprodukte angeboten.
- Sie finden mit den Suchen auf boerse-frankfurt.de für jede Markterwartung das passende Produkt.
In der Online-Session am 29. August stellt Julius Weiß von der HSBC vor, wie Anlage- oder Hebelprodukte Ihr Depot ergänzen können.
H wie Home Bias
„Zuhause ist es doch am Schönsten.“ Das gilt für viele Deutsche in Sachen Geldanlage, denn in den meisten Depots hierzulande haben Aktien aus dem eigenen Land das mit Abstand stärkste Gewicht.
Diese Schieflage heißt Home Bias, zu Deutsch Heimatneigung, ein Begriff aus der Portfoliotheorie. In der Theorie ist eine Verteilung der Investments auf viele Anlagemärkte vorteilhafter. In der Praxis dominieren nationale Wertpapiere. Drei Gründe werden dafür angeführt: höhere Transaktionskosten beim Handel an ausländischen Börsen, Vermeidung von Wechselkursrisiken, geringere Transparenz durch weniger Informationen und Sprachbarrieren.
Wer dem Hang zum Home Bias möglichst geschickt nachgehen möchte, der oder dem empfehlen wir die Online-Session mit ETF-Spezialist Gerd Kommer, nachzusehen auf unserem Video-Kanal unter youtube.com/boersefrankfurt.
I wie Indexfonds
„Was ist der Unterschied zwischen einem ETF und einem Indexfonds?“ Diese sogar mehrfach auf dem Berliner Börsentag gestellte Frage ist Anlass für das Börsenwort der Woche.
Indexfonds sind passive Investmentfonds, die an einen Index gekoppelt sind und das Ziel verfolgen, diesen möglichst genau abzubilden, also der Obergriff für einen ETF. Inzwischen sind die meisten Indexfonds ETFs, aber es gibt auch noch eine Reihe an Indexfonds, die als konventionelle Publikumsfonds aufgelegt worden sind, sowie eine Menge nicht öffentlicher Indexfonds für institutionelle Investoren.
Indexfonds gibt es in den USA bereits seit den 70er Jahren. Der erste nicht-öffentliche Indexfonds wurde im Jahr 1971 als Pensionsfonds aufgelegt. Den ersten Publikumsfonds bot Mitte der 1970er Jahre John Bogle, Gründer von Vanguard, an, um den S&P 500 nachzubilden.
In Deutschland gibt es erst seit 1998 öffentlich angebotene Indexfonds, da die genaue Indexabbildung vorher für Fonds nicht zugelassen war. Die meisten passiven Fonds sind aber weiterhin Spezialangebote für institutionelle Investoren, die genaue Zahl und das verwaltete Vermögen ist nicht ermittelbar. Anders als Publikumsfonds müssen Spezialfonds ihre Strategie nicht offen legen.
Sonderform ETFs in der Mehrheit
ETFs sind eine spezielle Form dieser Indexfonds, die sich durch drei Merkmale auszeichnen: Sie können über die Börse gekauft und verkauft werden, wie auch der Name ETF für Exchange Traded Fund, zu Deutsch börsengehandelter Fonds, besagt.
Zudem veröffentlichen die Anbieter täglich die Zusammensetzung des Portfolios. Dies ermöglicht auch das dritte Merkmal, den so genannten Creation/Redemption-Mechanismus, der es professionellen Marktteilnehmer*innen erlaubt, jederzeit der Indexzusammensetzung entsprechende Aktienkörbe gegen ETFs (und umgekehrt) mit der Fondsgesellschaft zu tauschen. So können ETFs fortlaufend auf Xetra gehandelt werden, dem Hauptmarkt in Europa. Professionelle Trader*innen wie private Anleger*innen stehen permanent Geld- und Briefpreise zur Verfügung. Das Orderbuch ist wie bei den auf Xetra gehandelten Aktien offen.
Auf dem Börsenhandel basieren weitere Unterschiede der ETFs zu konventionellen Indexfonds: Erstere können ab einem Anteil gekauft und verkauft werden, zweitere haben häufig eine Mindestanlagesumme. Außerdem gibt es für ETFs minütlich indikative Nettoinventarwerte, der Wert eines Anteils basierend auf den aktuellen Preisen der enthaltenen Wertpapiere. Für klassische Indexfonds wird nur einmal am Tag ein Preis veröffentlicht, basierend auf den Schlusskursen vom Vortag. Zu diesem können Sie auch Ihre Anteile an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Sie wissen also bei Verkauf nicht, was Sie dafür bekommen.
Der Vollständigkeit halber: Einige klassische Indexfonds werden auch an der Börse gehandelt, im Spezialistenhandel auf dem Parkett. Die Geld/Brief-Preise werden mit Hilfe von Referenzmodellen ermittelt.
Auf besonderen Wunsch eine tabellarische Übersicht
ETF | Indexfonds | |
Sondervermögen | Ja | Ja |
Börsenhandel auf Xetra | Ja, 9 bis 17:30 Uhr | Nein |
Börsenhandel auf dem Parkett | Ja, 8 bis 20 Uhr | Nur sehr wenige |
Publikumsfonds (für private Anleger*innen) | Ja | Nur wenige |
Rückgabe an Emittenten möglich | Ja | Ja |
Preise | Letzter Preis und Geld-/Brief-Angebote laufend in Realtime und mit offenem Orderbuch (Xetra) | Einmal täglich zu den Schlusskursen vom Vortag |
Zusammensetzung bekannt | Wird täglich aktualisiert veröffentlicht | Unregelmäßig |
Mindesthandelsgröße | Ein Anteil | Mindestanlagesumme möglich und üblich |
Abbildungsmethode | Replizierend, optimiert oder synthetisch | Voll replizierend |
I wie Inflation
Steigende Preise, insbesondere kurzfristige starke Effekte an einzelnen Märkten, entfachen im Moment eine Diskussion um Inflations- und Zinsszenarien, die seit rund 10 Jahren unbekannt waren. Die zentrale Frage an den Börsen und für Anleger ist, ob und wann Inflation zu einer Trendwende in der Zinspolitik und der expansiven Geldpolitik führen kann.
Das Wort ‚Inflation' stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚ausweiten, aufblähen‘. In einer Wirtschaft bezeichnet Inflation den Anstieg des allgemeinen Preisniveaus. Und zwar mehrjährig, nicht nur kurzfristig und nicht nur für einzelne Güter. Ihr Gegenpart ist die Deflation mit sinkenden Preisen.
Die Inflationsrate in Deutschland lag im April 2021 bei 2 Prozent
Zur Berechnung der Inflation wird ein fiktiver Warenkorb zusammengestellt. Darauf basiert im Euroraum der Harmonisierte Verbraucherpreisindex, der HVPI. Harmonisiert, weil alle Länder der EU dieselbe Methode anwenden.
Inflation entsteht, wenn die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern höher ist als das Angebot, das kurzfristig nicht erhöht werden kann. Dann steigen die Preise.
Wie viel Inflation ist schlecht?
Wirtschaftspolitisches Ziel ist Preisstabilität innerhalb einer Spanne, die für etliche Notenbanken wie in der EU und den USA um die 2 Prozent liegt. Zu hohe Inflation gilt als schädlich, weil sie Geld entwertet und Investitionen bremst. Zu niedrige Inflation gilt als gefährlich, weil eine Wirtschaft dann leicht in die Deflation abrutschen könne und Deflation gilt als kritisch, weil sie die Wirtschaft ausbremst. Zentrale Scharniere der Geldpolitik sind Zinsen und Geldmenge, die die Nachfrage in Form von Konsum und Investitionen erhöhen sollen.
Am Kapitalmarkt hat Inflation einzig auf Schulden einen positiven Effekt, da der Geldwert sinkt. Sparvermögen werden entwertet. Auf andere Anlageklassen wie Aktien wirkt Inflation erst, wenn sie zu einer Trendwende in der Zinspolitik führt.
Ob dies eintritt, ist die zentrale Frage, in der sich nicht alle, aber viele Ökonomen, Analystinnen und Kommentatoren einig sind: In den nächsten Jahren sei dies nicht in Sicht.
- „Inflation – eine alte Bekannte kehrt zurück. Unterhaltsame Grundlagen und plausible Prognosen von Ökonom Holger Bahr bei börse@home, nachzusehen auf Youtube.com/boersefrankfurt. „Ein Leben ohne Aktien ist möglich, aber sinnlos“.
- Ausführliche, leicht verständliche Erläuterungen zur Inflation auf der Website der EZB unter ecb.europa.eu.
I wie Intention to float
Wenn Unternehmen an die Börse gehen, folgt dies einer klaren Choreographie. Die Absichtserklärung ist der erste Schritt in der Kommunikation nach draußen. Direkt übersetzt: Absicht zu schweben, wobei es Absicht zu springen auch gut beschreibt. Hier die Grundschritte in Buzzwords.
Los geht es mit den Voraussetzungen: Ist das Unternehmen geeignet, hat es eine attraktive Equity Story, ist das IPO-Fenster offen? Beides hängt stark von den Rahmenbedingungen des Marktes und dem Zeitgeschmack ab. Passen die internen Strukturen wie Rechnungswesen und Corporate Governance? Dann die Vorbereitungen: Berater*innen werden mandatiert, der Prospekt erstellt. Im dritten Schritt der Ankündigung gibt es zunächst ein "Pilot Fishing", das Interesse einiger Investoren wird abgeklopft und, wenn ausreichend vorhanden, kommt die Absichtserklärung, meist mittels Unternehmensmeldung über Nachrichtendienste. Schritt vier ist die Bewerbung in der Öffentlichkeit, je nach angestrebter Anlegerstruktur, gefolgt von Preisbildung, Preisfestlegung und Handelsstart, dem fünften und letzten Schritt.
Ab der Intention to float kann die Börse die Pläne veröffentlichen, per @boersefrankfurt auf Twitter, im Börse Frankfurt-Newsletter und auf der Startseite von boerse-frankfurt.de.
I wie IPO-Fenster
Das erste Halbjahr 2021 war ein sehr gutes für Börsengänge auch in Frankfurt. Es haben so viele Unternehmen ihr Börsendebüt gegeben wie seit 2000 nicht mehr. Nun geht der Primärmarkt in die Sommerpause, das IPO-Fenster schließt sich, wie es im Fachjargon heißt. Anlass für unser Börsenwort der Woche.
IPO-Fenster ist der deutsche Ausdruck für "Window of Opportunity" und bezeichnet einen Zeitraum am Aktienmarkt, in dem es für Unternehmen günstig sein kann, an die Börse zu gehen.
Diesen Zeitraum bestimmen mehrere Faktoren:
- Das Marktumfeld, d.h. wie hoch stehen die Aktienkurse, entsprechend "teuer" kann ein Unternehmen seine Aktien am Markt platzieren.
- Das Investorensentiment für neue Aktien, das auch davon abhängt, ob sie sich Zeichnungsgewinne erwarten, also wie Ausgabe- und Handelspreise bei Börsengängen in der jüngeren Vergangenheit entwickelt haben.
- Die Volatilität als Barometer für Unsicherheit, denn bei höheren Schwankungen wird es auch für das Unternehmen riskanter, wie viele Aktien sie zu welchem Preis abgeben können.
- Aber auch interne Abläufe im Rechnungswesen spielen eine Rolle, z. B. wann welche Jahres- und Halbjahresberichte fertigestellt sind, die für den Prospekt und die Road-Show, das ist die gezielte Ansprache professioneller Investoren, gebraucht.
Außerdem ist dieses Fenster nicht für alle Unternehmen gleichermaßen offen. Bestimmte Branchen finden mehr Anklang als andere. Die Equity Story, Branchenausdruck für die Argumentation in der Anleger- und Analystenansprache, sollte zum Zeitgeschmack passen.
16 Börsengänge vor der Sommerpause
Bis jetzt sind in diesem Jahr 16 Unternehmen an die Frankfurter Börse gegangen und haben Aktien für knapp 9,4 Mrd. Euro platziert. Davon waren acht IPOs mit erstmaligem öffentlichen Angebot, sechs Privatplatzierungen (inkl. drei Spacs), eine reine Notierungsaufnahme und ein Spin-off. In Namen nach zeitlicher Reihenfolge: AUTO1, Lakestar Spac I, Vantage Towers, FRIEDRICH VORWERK, SYNLAB, 468 Capital SPAC I, KATEK, Obotech Acquisition, APONTIS PHARMA, SUSE, LINUS Digital Finance, hGears, ABOUT YOU, BIKE24, Mister Spex und die Novem Group.
Die Prognosen der Berater, Analystinnen und Marktkommentatoren für das zweite Halbjahr sind günstig. Die IPO-Pipeline, noch so ein Fachbegriff, sei gut gefüllt.
L wie Laufzeitprämie
Die Laufzeitprämie bei Anleihen ist der Bonus, den Anlegende für einen längerfristigen Einsatz ihres Geldes erhalten. Es ist sowohl eine Belohnung für Geduld als auch ein Ausgleich höherer Risiken. Diese Prämie ist meist positiv, aber, wie im Moment, nicht immer. Und darauf lässt sich sogar handeln.
Bei der Laufzeitprämie bei Anleihen liegt der Unterschied in den Renditen zwischen kurzfristigen und langfristigen Anleihen. Investorinnen und Investoren verlangen in der Regel eine höhere Rendite für die Bindung ihres Geldes über einen längeren Zeitraum wegen des zusätzlichen Risikos. Denn je länger die Laufzeit einer Anleihe, desto höher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Rahmenbedingungen wie Leitzinsen, Bonität oder Schuldner ändern.
Zinsstrukturkurven bilden die Laufzeitprämie ab. Sie geben an, wie sich die Renditen von Anleihen mit kürzeren Laufzeiten von den Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten unterscheiden. Bei einer normalen Zinsstrukturkurve haben Langläufer eine höhere Verzinsung, bzw. Renditen, als Kurzläufer.
Dieses Muster ergibt sich aus mehreren Gründen: die Bindung liquider Mittel für einen längeren Zeitraum, steigende Inflationsrisiken und ein höheres Zinsänderungsrisiko sowie die sich ändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Was weiter in der Zukunft liegt, ist ungewiss. Und Ungewissheit am Kapitalmarkt bedeutet Risiko.
Eine normale Zinsstrukturkurve kann auch als Indikator für eine gesunde Wirtschaft angesehen werden, da sie darauf hinweist, dass Investoren eine positive wirtschaftliche Zukunft erwarten, die höhere Zinsen in der Ferne rechtfertigt.
Dreht sich die Zinsstrukturkurve um, weil die Renditen der Kurzläufer höher sind als die der Langläufer, dann spricht man von einer inversen Zinsstruktur. Das lässt sich so interpretieren: Die wirtschaftliche Stimmung ist schlecht und die Marktteilnehmer erwarten eine zukünftige Zinssenkung. Eine flache Zinsstrukturkurve zeigt an, dass die Renditeunterschiede zwischen kurzfristigen und langfristigen Anleihen gering sind und auf Unsicherheit oder eine erwartete wirtschaftliche Stagnation hinweisen können.
Ob diese Erwartungen auch so eintreffen, ist eine andere Frage.
In diesem Moment, 10. Oktober 2023, verlaufen viele Zinsstrukturkurven invers, zum Beispiel der Bundesanleihen und von US-Staatsanleihen.
Was das mit ETFs zu tun hat? Zum einen sind die eigenen Zinserwartungen wichtig für die Auswahl eines Laufzeitbands beim ETF. Das Angebot ist sehr groß, es gibt jede denkbare Variante an Fälligkeiten. Und inzwischen sogar Renten-ETFs, die zeitgleich mit den abgebildeten Anleihen selbst auslaufen. Außerdem kann man auch auf Veränderungen der Zinsstruktur setzen. Lyxor und Ossiam haben so etwas unter dem Label Flattening und Steepening im Angebot.
L wie LEI
LEI steht für Legal Entity Identifier, ein individueller 20-stelliger Code zur Kennzeichnung der Teilnehmer einer Wertpapiertransaktion. Seit Januar 2018 ist die Angabe eines LEI Pflicht. Nach einer Übergangsphase wird der Handel mit rund 780 Aktien von Unternehmen ohne LEI am 18. August eingestellt.
Für den Handel von Wertpapieren auf Xetra und dem Frankfurter Parkett muss eine Legal Entity Identification, kurz LEI, vorliegen, mit dem der Emittenten eines Wertpapiers eindeutig identifiziert werden kann.
Seit Januar 2018 sind die Handelsplätze aufgrund der EU-Verordnung über Marktmissbrauch (MAR) sowie aufgrund der EU-Verordnung über Märkte für Finanzinstrumente (MiFIR) zur täglichen Referenzdatenübermittlung aller gehandelten Wertpapiere verpflichtet. Dazu zählt auch die Angabe des korrekten LEI-Codes der jeweiligen Emittenten.
Bislang war es im Rahmen einer mit den Aufsichtsbehörden abgestimmten Übergangslösung möglich, an den deutschen Börsen bereits gelistete Wertpapiere von Emittenten zu handeln, die nicht über einen LEI verfügen. Diese Übergangsfrist endet an der Frankfurter Wertpapierbörse mit dem Handelsschluss am Mittwoch, 18. August 2021. Die Einstellung des Handels der betroffenen Wertpapiere wird als Bekanntmachung veröffentlicht. Derzeit betrifft das gut 780 Aktien (Stand 29. Juli 2021). Von der Maßnahme der Frankfurter Wertpapiere ist Zulassung bzw. Einbeziehung sowie der Handel der betreffenden Wertpapiere an anderen Börsen nicht berührt.
M wie Market Timing
Market Timing ist eine Anlagestrategie, die darauf abzielt, mit aktiv gewählten Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkten bei Wertpapieren überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Das klingt verlockend, ist aber in der Praxis sehr schwierig.
Market Timing ist ein wesentlicher Bestandteil von aktiv verwalteten Anlagestrategien und ist fast immer eine grundlegende Strategie für Trader. Viele Anleger, Akademiker und Finanzprofis glauben, dass es unmöglich ist, den Markt zu timen. Andere – insbesondere aktive Trader – glauben an den Erfolg von Market Timing. Ob ein Market Timing überhaupt funktionieren kann, wird umstritten diskutiert. Aber fast alle sind sich einig, dass dies für einen längeren Zeitraum eine schwierige Aufgabe ist.
Einer aktuellen Analyse von Morningstar zufolge haben sich Anleger*innen beim Kauf und Verkauf von Themen-Fonds als schlechte Market-Timer erwiesen. Zwei Drittel der Rendite seine ihnen entgangen. Die durchschnittliche Gesamtrendite thematischer Fonds über fünf Jahreszeiträume bis Mitte 2023 wäre bei 7,3 Prozent jährlich gelegen. Berücksichtige man Mittelzu- und -abflüsse, lag, hätten Anleger nur eine Rendite von 2,4 Prozent pro Jahr erzieht.
“It is about time in the market, not timing the market” wird dem berühmten Investor Warren Buffett zugeschrieben, aber es gibt keine definitive Quelle dafür. Es drückt die Idee aus, dass es besser ist, langfristig in Aktien zu investieren, als zu versuchen, den Markt zu timen und die besten Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu finden.
Mit einer langfristigen Buy-and-Hold-Anlagestrategie als das Gegenteil von Market Timing vermeidet man, die besten Tage an der Börse zu verpassen und so viel Rendite zu verlieren. Außerdem profitiert man durch das Halten von Aktien über einen längeren Zeitraum von Dividenden und dem Zinseszinseffekt.
Schon Albert Einstein formulierte: „Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran. Die anderen bezahlen.“
M wie Maximum Drawdown
Besonders in Zeiten fallender Aktienpreise erinnern sich viele daran, dass es in der Geldanlage weniger ums Maximieren des Gewinns, sondern vielmehr ums Managen der Risiken geht. Dabei sind Kennzahlen und Wahrscheinlichkeiten hilfreich, denn sie können Kursrückgang einiges an Schrecken nehmen. Besonders nützlich in diesem Kontext ist das Maximum Drawdown.
Stellen Sie sich vor, Sie sind beim Bergsteigen und Ihr Ziel ist der Gipfel des Berges. Sie beginnen Ihre Reise am Fuße des Berges und machen stetige Fortschritte nach oben. Aber auf dem Weg geht es mal bergauf, mal bergab – manchmal nur wenige Meter, manchmal in eine tiefere Schlucht. Das sind die Rückschläge der Aktienkurse auf dem langfristigen Weg nach oben. Und der größte Rückschlag, den Sie erleben, der Punkt, an dem Sie am weitesten von Ihrem bisher erreichten Niveau an Höhe entfernt sind, das ist das Maximum Drawdown.
In der Geldanlage ist das Maximum Drawdown ein Maß für Ihr Risiko bei einem Investment. Es misst den größten Rückgang eines einzelnen Wertpapiers oder eines ganzen Portfolios vom Höchststand bis zum Tiefststand innerhalb eines bestimmten Zeitraums und wird als Prozentsatz vom Höchststand berechnet. Praktischer formuliert: Wie viel Prozent hätten Sie verloren, wenn Sie innerhalb des betrachteten Zeitraums zum teuersten Preis gekauft und zum niedrigsten verkaufen müssen. Damit gibt Ihnen diese Kennzahl einen Eindruck für das tatsächliche Risiko eines Investments – zumindest historisch betrachtet.
Dennoch: Viele halten das Maximum Drawdown für ein besseres Risikomaß als die Volatilität. Die Volatilität misst die durchschnittlichen Schwankungen, während das Maximum Drawdown den schlimmsten Fall beschreibt. Außerdem ist die Volatilität nicht konstant über den Anlagezeitrum hinweg. Und bedenken Sie: Bei einem Einzelinvestment in eine Aktie oder eine Anleihe haben Sie natürlich auch noch ein Ausfallrisiko, das Sie mit der breiten Streuung eines ETFs oder eines Fonds reduzieren bis nahezu ausschalten können. Viele Websites, die auf Aktien- oder Fondsanalyse spezialisiert sind, bietet das Maximum Drawdown als Kennzahl an.
M wie Microcap
Kommt es nun auf die Größe an oder nicht? Nach den starken Kurszuwächsen getragen auf den Schultern der Big-Techs und eine Aussicht auf Zinsberuhigung rücken Microcaps wieder auf den Zettel mit den Anlageideen.
Microcap ist eine Bezeichnung für Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung im Vergleich zu ´Midcaps und Largecaps.
Die Marktkapitalisierung beschreibt den Börsenwert eines Unternehmens und wird durch Multiplikation der ausgegebenen Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs berechnet. Sie ist eine wichtige Kennzahl für Größe an den Finanzmärkten.
Die genaue Definition eines Microcap-Unternehmens kann variieren. Sie bezieht auf Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 50 und 300 Millionen US-Dollar. Diese Unternehmen sind in der Regel eher klein und können in speziellen Marktsegmenten oder Börsen gelistet sein. Das Segment der Deutschen Börse für Microcaps ist der Wachstumsmarkt Scale.
Microcap-Unternehmen sind aus Anlegersicht oft riskanter als größere Unternehmen, und damit auch chancenreicher. Sie haben häufig weniger finanzielle Ressourcen haben, um schwierige Zeiten zu überstehen. Ihre Aktien werden oft weniger liquide gehandelt, was bedeutet, dass der Handel mit ihnen schwieriger sein kann. Große institutionellen Investoren können häufig wegen der geringen Liquidität nicht in Microcaps investieren.
Investoren sollten sich der höheren Volatilität und des höheren Risikos bewusst sein, aber sie bieten auch die Möglichkeit für erhebliche Kurssteigerungen, wenn das Unternehmen erfolgreich wächst. Es ist wichtig, gründliche Recherchen durchzuführen, bevor man in einzelne Microcap-Aktien investiert. Eine Alternative bieten Fonds mit Microcaps.
Auf Xetra sind ETFs für Smallcaps erhältlich. Sie ermöglichen eine Size-Faktor-Strategie zu verfolgen, die auf die statistische Beobachtung fußt, dass kleinere Unternehmen in der Vergangenheit in bestimmten Perioden eine tendenziell höhere Rendite aufwiesen als große Unternehmen, die sogenannte Size-Prämie.
Allerdings gibt es auch Marktphasen, die nachteilig für kleinere Unternehmen sind. Im Allgemeinen sind das die konjunkturell schwierigeren Zeiten. Dazu gehören auch die vergangenen Monate, in denen z.B. die Wertzuwächse an den US-Börsen von Tech-Giganten getragen werden.
P wie Pure Play-ETF
Ein Pure Play-ETF ist der Spezialist unter den Themen-ETFs. Er konzentriert sich auf eine einzige Sache, sei es eine Branche, eine Technologie oder ein Marktsegment, und bleibt dabei hartnäckig. Das ist großartig, wenn diese Sache gut läuft, aber auch riskant, wenn nicht.
"Pure Play" bei ETFs beschreibt eine Auswahl an Unternehmen im ETF, die eng mit einer spezifischen Branche, Technologie oder einem bestimmten Marktsegment verbunden sind. Der Begriff soll heraustellen, dass sich der ETF sich auf ein einzelnes, genau bestimmtes Thema konzentriert, ohne durch Diversifikation in andere Branchen oder Vermögenswerte zu verwässern.
Ein Pure Play-ETF kann beispielsweise in Unternehmen investieren, die ausschließlich in erneuerbare Energien tätig sind, oder er kann sich auf eine bestimmte Technologie wie künstliche Intelligenz oder Cyber Security konzentrieren. Das Ziel besteht darin, Anlegenden die Partizipation an den Entwicklungen in diesem speziellen Bereich, ohne die Risiken und Volatilität anderer Branchen mit einzubeziehen.
Kein Licht ohne Schatten: Wegen dieser Konzentration auf die Performance eines einzelnen Sektors oder einer Technologie sind Pure Play-ETFs in der Regel mit höheren Risiken verbunden. Denn Verwässerung durch andere Branchen und Unternehmenaktivitäten ist eine Form von Risikodiversifikation.
R wie Rebalancing
Auch langfristigen Anleger*innen wird empfohlen, regelmäßig zu überprüfen, ob die Aufteilung der Anlageklassen im Depot noch zur Strategie und dem eigenen Risikoprofil passt. Denn durch Preissteigerungen und Verluste ändern sich die Gewichte und damit die Risiken.
What goes up, must come down: Auf lange Sicht streben die Preise von Wertpapieren unter Schwankungen ihre Durchschnittswert an. So die Theorie, für die viel spricht. Das Phänomen heißt 'Mean Reversion', auf Deutsch Rückkehr zum Mittelwert genannt. Dahinter steckt die Idee, dass Märkte zu Übertreibungen neigen, die nicht zufällig korrigiert werden, sondern einem langfristigen Trend folgen. Diese Tendenz lässt sich für unterschiedliche Anlageklasse für wechselnde Phasen statistisch belegen. Sind nun etwa Aktien im Verhältnis zu anderen Anlagearten deutlich gestiegen, haben sich auch die Risiken erhöht. Das gilt auch für einzelne Werte innerhalb des Aktienanteils.
Es gibt verschiedene Ansätze, wann und wie die Gewichtungen geschickt wieder angepasst werden können, etwa zeit- oder preisgesteuert. Diesen Ausgleich nennt man Rebalancing.
S wie Sektorrotation
Wie Anlegende mit wechselndem Fokus auf Branchen, Unternehmensgrößen und Kennzahlen auf den Konjunkturzyklus reagieren.
Eine Sektorrotation ist eine Anlagestrategie, bei der der Fokus von einem Wirtschaftssektor auf einen anderen verlagert wird. Dies geschieht oft in Reaktion auf Veränderungen im Konjunkturzyklus. Beispielsweise kann eine Verschiebung von einer Wachstums- zu einer Schrumpfungsphase der Wirtschaft einen Wechsel auslösen. Verschiedene Branchen reagieren unterschiedlich auf wirtschaftliche Entwicklungen, weshalb Anleger und Anlegerinnen ihre Investitionen entsprechend anpassen.
Während zyklische Aktien, z.B. aus dem Automobil- oder Luxussektor, tendenziell stärker von konjunkturellen Schwankungen abhängen, bieten antizyklische Aktien mehr Stabilität. Antizyklische Aktien, wie Versicherungen, Versorgern oder Grundstoffunternehmen, sind in der Regel weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen.
Eine weitere Art von Rotation ist der Wechsel von Investments in Wachstumsunternehmen zu Qualitätsaktien mit überdurchschnittlich guten fundamentalen Kennzahlen, Stichword Growth versus Value.
Aktuell trennen sich viele Anleger und Anlegerinnen in den USA von Big-Tech-Aktien und investieren stattdessen in Smallcaps. Da die Zinssätze sinken, profitieren Smallcaps von geringeren Finanzierungskosten, was sie für Investoren besonders attraktiv macht.
Auch andere Kennzahlen werden zu Rate gezogen. Herrscht am Markt ein klarer Trend, kann es sich lohnen, auf Aktien mit hohem Momentum zu setzen. Das sind Werte, die sich in der jüngeren Vergangenheit stärker entwickelt haben als der Durchschnitt.
Rotation mit ETFs
Exchange-Traded Funds (ETFs) sind ein beliebtes Mittel zur Umsetzung der Sektorrotation, dass sie eine günstige und einfache Möglichkeit bieten, in spezifische Sektoren zu investieren und diese ggf. anzupassen.
Auch für die anderen Ansätze gibt es passende Strategie-ETFs.
Die meisten Rotationsstrategien erfordern mehr Aufmerksamkeit und bergen höhere Risiken als ein breit gestreutes Basisinvestment. Sie eigenen sich für eine mittelfristige taktische Geldanlage, nicht für den langfristigen strategischen Vermögensaufbau.
S wie Segment
Ein Segment ist ein Teilmarkt im Wertpapierhandel. Es bestimmt das Ausmaß der Veröffentlichungspflichten eines börsennotierten Unternehmens.
Mit der Auswahl eines Segments, häufig auch Marktsegment genannt, entscheidet ein Unternehmen, welche Zulassungspflichten es beim Börsengang und welche Zulassungsfolgepflichten es nach seiner Börsennotierung erfüllen will. Die Wahl hängt im Wesentlichen davon ab, an welche Investoren das Unternehmen sich richtet, von seiner Größe, seinem Alter und seinen internen Strukturen.
An der Börse Frankfurt haben Aktienemittenten die Wahl zwischen drei Segmenten, die sich zwei verschieden Märkten zuordnen lassen: Das Wachstumssegment Scale als Teilbereich des börsenregulierten Open Market mit geringen Zulassungsfolgepflichten, dem General Standard im EU-regulierten Markt, für den die gesetzlichen Mindestanforderungen der EU gelten, und dem Prime Standard mit hohen, internationalen Standards genügenden Transparenzanforderungen, ebenfalls Teil des EU-regulierten Marktes. Der EU-regulierte Markt wird vereinfacht als Regulierter Markt bezeichnet.
S wie Shiller-KGV
Nützliche Tools fürs Stock-Picking: Mit einer Kennzahl zur Bewertung von einzelnen Aktien, Sektoren oder ganzen Märkten startet ein neuer Schwerpunkt bei Börse von A bis Z. Den Anfang macht das Shiller-KGV, eine Weiterentwicklung des klassischen Kurs-Gewinn-Verhältnisses, die den gegenwärtigen Aktienkurs ins Verhältnis zu den durchschnittlichen Unternehmensgewinnen über einen längeren Zeitraum setzt.
Das Shiller-KGV wird für die Einschätzung, ob Unternehmen an der Börse unter- oder überbewertet sein könnten, eingesetzt; also zur Identifizierung von Renditechancen bei der Aktienauswahl. Entwickelt wurde es von dem US-Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger Robert James Shiller. Im Kern wird der gegenwärtige Preis eines Anteils am Unternehmen ins Verhältnis zu den inflationsbereinigten durchschnittlichen Gewinnen je Aktie der vergangenen zehn Jahre gesetzt.
Beim klassischen Kurs-Gewinn-Verhältnis steht der aktuelle Unternehmensgewinn im Verhältnis zum gegenwärtigen Aktienkurs. Es drückt also aus, wieviel man für einen Anteil am Gewinn bezahlt, wenn man die Aktie jetzt kaufen würden. Die Kritik daran: Die Gewinne können stark schwanken und von außerordentlichen Effekten bestimmt werden. Außerdem werden sie, insbesondere in zyklischen Branchen, erheblich vom aktuellen Wirtschaftszyklus beeinflusst. Durch die Glättung sei das Shiller- KGV aussagekräftiger.
Berechnet wird das Shiller-KGV mit dem arithmetischen Mittel der inflationsbereinigten Gewinne der vergangenen zehn Jahre geteilt durch den inflationsbereinigten Aktienkurs. Das Ergebnis ist eine Dezimalzahl. Ein Shiller-KGV von 20 etwa bedeutet, dass ein Anteil am Gewinn für das 20-fache an der Börse gehandelt wird.
In der Praxis setzen es Investor*innen meist für die Bewertung einzelner Sektoren oder ganzer Märkte ein, in dem sie aus der historischen Entwicklung des Shiller-KGVs über mehrere Perioden zukünftige Marktentwicklungen ableiten. Bei der Betrachtung von Einzelaktien kann die Kennzahl eines Unternehmens mit den Ergebnissen ähnlicher Unternehmen, etwa desselben Sektors, vergleichen werden..
Kritisiert wird am Shiller-KGV vor allem, dass außer der Inflation keine anderen relevanten Wirtschaftsfaktoren wie z.B. die Zinsen einfließen, dass für Prognosen die Gewinne der Vergangenheit zu Rate gezogen werden und dass Unternehmen innerhalb eines Zehnjahreszeitraums nicht selten die Berechnungsmethoden für den Gewinn änderten.
Bekannt ist die Kennzahl auch unter CAPE Ratio, Akronym für “Cyclically adjusted price-to-earnings Ratio“, zyklisch angepasstes Kurs-Gewinn-Verhältnis.
S wie Smallcaps
Nach gut zwei Jahren mit schlechter Performance im Vergleich zu den Dickschiffen an der Börse erwarten viele ein Comeback der Nebenwerte, auch Smallcaps genannt. Zeit für das Börsenwort der Woche.
Smallcaps sind Unternehmen mit einer vergleichsweise geringen Marktkapitalisierung, die sich in den USA im Bereich zwischen 300 Millionen und 2 Milliarden US-Dollar bewegt. In Deutschland umfassen Smallcaps alle Unternehmen, die nicht im DAX gelistet sind. Relevante Indizes sind MDAX und SDAX, im europäischen Raum etwa der MSCI Europa Small Cap und in den USA der Russel 2000.
Smallcaps sind häufig jünger und kleiner als die großen Largecaps. Sie bieten potenziell höhere Wachstumschancen, da sie noch beträchtliches Entwicklungspotenzial besitzen. Allerdings sind sie auch volatiler und riskanter. Anleger, die in Smallcaps investieren, weil sie von deren Wachstumspotenzial profitieren wollen, sollten auch die höheren Risiken berücksichtigen und diese in ihre Anlagestrategien einbeziehen.
S wie SPAC
SPAC, kurz für Special Purpose Acquisition Companies, sind Mantelgesellschaften, die sich über einen Börsengang finanzieren, bevor sie ihr eigentliches Geschäft aufnehmen. Sie werden vor Handelsstart privat platziert.
Ein SPAC ist eine Mantelgesellschaft ohne eigenes operatives Geschäft. Einziges Ziel dieser Mantelgesellschaft ist es, durch ein Listing Kapital aufzunehmen. Die Erlöse werden in der Folge dazu verwendet, innerhalb eines begrenzten Zeitraums, ein nicht-börsennotiertes Unternehmen zu übernehmen und es mittelbar an die Börse zu bringen. Welches Unternehmen auf diese Weise übernommen wird, steht zum Zeitpunkt des Listings der SPAC noch nicht fest. Meist ist lediglich die Branche der Zielunternehmen bekannt.
Innerhalb von maximal 24 Monaten muss eine SPAC ein Unternehmen zum Erwerb finden. Nach Abschluss dieser Transaktion ist auf diese Weise ein zuvor nicht börsennotiertes Unternehmen indirekt über die SPAC an die Börse gebracht worden. Die Initiatoren und das Management gelten als wesentlicher Erfolgsfaktor.
Die Emission eines SPACs besteht aus einer Aktie und einem dazugehörigen Optionsschein. Die Aktie wird häufig zu einem festen Betrag wie 10 US-Dollar, bzw. 10 Euro herausgegeben und im Vorfeld in großen Tranchen privat platziert, etwa ab 100.000 oder 1 Million. Der Optionsschein bietet eine zusätzliche Gewinnoption bei Erfolg.
Chancen und Risiken für Anleger
Private Anleger können in der Regel erst ab Handelsbeginn in einen SPAC investieren, in dem sie ihn zum Börsenpreis kaufen, der oft um den Emissionspreis pendelt. In dem günstigen Einstieg liegt die Chance für Anleger, nämlich wenn die Übernahme eines Zielunternehmens mit starkem Wachstumspotential und entsprechender Kursfantasie gelingt.
Die Risiken liegen vor allem in der wesentlich geringeren Transparenzpflicht gegenüber des klassischen Börsengangs. Das Zielunternehmen ist bis zur Übernahme nicht bekannt und somit auch nicht sein Geschäftsmodell und seine fundamentale Grundlage.
S wie Sparpläne
Mit fast 8 Millionen sind Sparpläne für den langfristigen Vermögensaufbau so beliebt wie nie in Deutschland. Auch wenn es an den Börsen gerade ruckelig zugeht. Anlass für das Börsenwort der Woche.
Ein Sparplan ist eine Möglichkeit, regelmäßig Geld in eine bestimmte Kapitalanlage zu investieren. Dabei zahlen Sie in festen Abständen einen bestimmten Betrag in ein Wertpapierdepot ein. Los geht es ab einem Euro.
Erfunden wurden sie 2010 in Deutschland, gelten Sparpläne inzwischen als eine der Hauptsachen für den Erfolg von Sparplänen hierzulande.
Einer Studie des Fachportals extraETF wurden Oktober 2023 knapp 8 Millionen ETF-Sparpläne in Europa ausgeführt mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro jährlich. Erwartet werden bis 2028 32 Millionen Sparpläne mit jährlich 64,3 Milliarden angelegten Euro.
Ein Sparplan hat einige Vorteile:
- Sie können mit kleinen Summen ein Vermögen aufbauen, ohne ein großes Startkapital zu benötigen.
- Sie profitieren vom Zinseszinseffekt, das heißt, Ihre Zinsen werden wieder angelegt und verzinsen sich mit.
- Sie können flexibel sparen, bei Bedarf die Raten anpassen oder aussetzen, und jederzeit an Ihr Geld kommen, in dem Sie Ihre Wertpapiere verkaufen.
- Etliche ETF sind zugelassen für den Zuschuss an Vermögenswirksamen Leistungen von Arbeitgebern.
- Übrigens: Der typische Sparplansparer heißt laut extraETF Jan, ist 31, eher unerfahren am Kapitalmarkt, will für das Alter vorsorgen und hat drei ETF-Sparpläne bei einem Online-Broker mit einem Volumen von 164 Euro je Rate.
Kosten von ETF-Sparplänen
Die Kosten eines Investments haben eine Art negativen Zinseszinseffekt. Alle Beträge unter 1 Prozent, egal ob pro Jahr oder per Rate, wirken auf den ersten Blick gering, haben in der langfristigen Geldanlage spürbare Effekte auf Ihre Rendite. Nach 20 Jahren Anlagezeitraum reduziert 1 Prozent mehr Kosten den Gewinn um 22 Prozent.
Das gilt auch für Sparpläne. Es gibt zwei Typen an Kosten: direkte Kosten für die einzelne Rate und indirekte Kosten der Ausführung.
Der erste Posten ist einfach zu beziffern: die direkten Kosten werden meist in Prozent, gelegentlich auch absolut. Einige Anbieter stellen Kosten je Sparplan und zusätzlich eine Grundgebühr in Rechnung. Die Spanne der Ratenkosten reicht von mehreren Prozent bis null. Denn manche Banken bieten kostenlose Sparpläne an. Das ist aus mehreren Gründen möglich:
- ETF-Anbieter refinanzieren über einen begrenzten Zeitraum die Kosten.
- Die Handelsplattform zahlt für die Vermittlung der Order durch den Depotanbieter einen bestimmten Betrag.
- Der Sparplan wird über Xetra ausgeführt. Denn das ist kostenlos.
Die indirekten Kosten sind viel schwieriger zu ermitteln. Sie hängen davon ab, wann Ihr Sparplan auf welcher Plattform ausgeführt wird. Sie setzen sich zusammen aus der Handelsspanne und der Qualität des Preises, für den Ihre Anteile gekauft werden. Tipp: Rufen Sie Ihre Depotbank an und fragen Sie, wie Ihr Sparplan ausgeführt wird. Grundsätzlich sind hochliquide Plattformen wie Xetra zur Haupthandelszeit vorteilhaft.
S wie Spot-ETF
Die Zulassung der Bitcoin-ETFs in den USA* gilt als eine der Treiber für die momentane Hausse der Kryptowährung. Ein Begriff, der in diesem Kontext häufig fällt, ist Spot-ETF, unser Börsenwort der Woche.
Spot-ETFs sind börsengehandelte passiv gemanagte Fonds, die die Spotpreise eines Basiswerts tracken. Dies kann beispielsweise ein Index, eine Rohstoffgruppe oder eine Währung sein. Als Spotpreis, auf Deutsch Kassapreis, bezeichnet man den aktuellen Preis für ein Wertpapier, das innerhalb von zwei Tagen nach Handel geliefert werden muss.
Im Gegensatz zu ETFs, die auf Derivaten basieren, kaufen Spot-ETFs die Vermögenswerte und keine derivativen Finanzinstrumente wie Futures oder Optionen mit Liefer- oder Abrechnungstermin in der Zukunft. Bei einem Aktienindex sind dies die Unternehmen im Index, bei einer Kryptowährung die jeweiligen Coins, bei einem Edelmetall die Unze, bei einem Rohstoff zum Beispiel die Tonne.**
Spot-ETFs, die den Preis des tatsächlichen Basiswerts nachbilden, haben einige Vorteile gegenüber ETFs, die Derivate halten:
- Einfachheit: Spot-ETFs sind einfacher zu verstehen, da sie den zugrunde liegenden Vermögenswert physisch besitzen. Es ist klar, was im Fonds enthalten ist und wie sich Änderungen im Basiswert auf den ETF auswirken. Bei Derivate-ETFs können Produktstruktur und Hebelwirkung verwirrend sein.
- Kein Kontrahentenrisiko: Da ein Spot-ETF die tatsächlichen Vermögenswerte hält, gibt es weniger Gegenparteirisiko im Vergleich zu Derivate-ETFs, bei denen Dritte, sogenannte Kontrahenten involviert sein können.
- Genauigkeit: Spot-ETFs haben tendenziell eine genauere Nachbildung des Basiswerts, da sie ihn direkt halten. Bei Derivate-ETFs kann es zu Tracking-Fehlern kommen, die auf Abweichungen der Derivate- von den Spotpreisen zurückzuführen sind.
- Vermeidung von Rollkosten: Rollverluste beziehen sich auf die Verlängerung von Terminkontrakten wie Futures oder Optionen, das sogenannte “Rollen” von einem Kontrakt in einen anderen, teureren, Kontrakt mit späterem Verfall.
* In der EU ist ein ETF mit nur einem Wert wegen der Regulierung von Investmentfonds im Kapitalanlagegesetzbuch nicht möglich. Das Gesetz schreibt eine Mindestanzahl an verschiedenen Wertpapieren mit einer Obergrenze beim Volumen im Fonds vor.
** Synthetische Spot-ETFs, die einen bestimmten Anteil an Swaps halten, kaufen nicht oder zumindest nicht vollständig die Wertpapiere oder Rohstoffe, deren Preise sie tracken.
T wie Tenbagger
Der neue (erfreuliche Hype) um Aktien hat einige Buzzwords etabliert, die die Social-Media-Kanäle fluten. Wie der Tenbagger, eine Investition, die ihren Kurs mehr als verzehnfacht, das Börsenwort der Woche.
Wenn eine Aktie für 10 Euro gekauft wird und ihr Preis auf 100 Euro steigt, ist diese Aktie ein Tenbagger. Sie hat ihren Wert um das Zehnfache zugelegt. Der Begriff beschreibt das enorme Wachstumspotenzial einer Geldanlage.
Das Wort Tenbagger stammt von Peter Lynch, einem bekannten Fondsmanager. Laut Lynch braucht es Geduld und gründliche Analyse, solch eine Aktie zu identifizieren. Infrage kommen Unternehmen mit starkem Wachstumspotenzial, die man trotz starker Schwankungen hält und mit denen man langfristig plant. Denn ein Unternehmen beweist oft erst nach längerer Zeit, ob es so stark wachsen kann und seine Aktie ein Tenbagger wird.
Ebenfalls häufig verwandt wird der Multibagger für Aktien, die sich um ein x-faches verteuern.
T wie TER
Wichtige Kennzahl für Fonds, welche Kosten insgesamt das Portfolio belasten.
Total Expense Ratio, kurz TER, auf Deutsch Gesamtkostenquote, enthält alle Kosten eines Fonds. Im Einzelnen können das sein: Verwaltungsgebühr, Lizenzkosten für den Index bei einem ETF, Depotverwaltungsgebühren oder Marketingausgaben. Nicht enthalten sind allerdings Transaktionskosten und mögliche Renditeentlohnung des Fondsmanagements.
Seit 2004 müssen Fondsgesellschaften für in Deutschland zum Vertrieb zugelassene Fonds eine Gesamtkostenquote angeben, die die Fonds vergleichbarer machen soll.
Die Gesamtkosten können von Fonds zu Fonds sehr unterschiedlich ausfallen und sollten ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Fondsauswahl sein. Langfristig gelten sie als Hauptgrund für die Tatsache, dass die Mehrheit der ETFs vergleichbare Publikumsfonds in der Performance schlagen.
Zur Veranschaulichung: 1 Prozent Kostenunterschied machen aus 1.000 Euro wegen des langfristigen überproportionalen Wertverlustes 818 Euro, eine Art negativer Zinseszinseffekt.
Bei ETFs fließen die Gesamtkosten, wie alle anderen Kosten auch, aus dem Fondstopf ab und spiegeln sich so in der Performance wider. Einnahmen wie Dividenden, Zinsen oder die Entgelte für Wertpapierleihe kommen in den Topf. Deswegen sind einige Fachleute der Ansicht, es reicht bei der Auswahl gleichartiger ETFs mit demselben Anlageuniversum und identischer Ertragsverwendung, die Performance zu vergleichen. In ihr zeigt sich die Qualität des passiven Managements.
Die Gesamtkostenquote der ETFs finden Anleger auf den Datenblättern bei boerse-frankfurt.de.
W wie Währungssicherung
ETFs mit ausländischen Aktien bringen ein Währungsrisiko mit sich. Egal wie sich der S&P 500 bewegt, aus Sicht von EU-Inländern, die in Euro denken, verliert das Investment an Wert, wenn der US-Dollar fällt. Davor kann man sich mit ETFs schützen, die währungsgesichert sind. Für wen könnte das in welcher Anlagesituation Sinn ergeben?
An der Börse bezieht sich Hedging auf Strategien, mit denen Investoren ihr Risiko reduzieren. Dies kann durch den Kauf von Optionen, Futures-Kontrakten oder Diversifikation des Portfolios erreicht werden, um potenzielle Verluste in volatilen Märkten abzusichern. Das Hauptziel ist, das Risiko von Preisbewegungen zu minimieren.
In Bezug auf Indexfonds bedeutet Währungsabsicherung, dass der ETF Maßnahmen ergreift, um Wechselkursschwankungen zu minimieren. Dies kann passiv, meist über automatische Devisentermingeschäfte in Höhe der Fremdwährungsanteile, oder aktiv mit prognosebasierten Absicherungsgeschäften geschehen.
Etwa 10 Prozent aller ETFs werden inzwischen in einer Variante mit Währungssicherung angeboten. Ziel ist, Schwankungen der Devisenkurs auszublenden. Wie sinnvoll das ist, hängt u.a. von der Anlageklasse, der Region und dem Zeithorizont ab. Die wichtige Frage für Anlegende an der Stelle: Was sichert der Hedge ab und welchen Preis zahlen sie dafür? Langfristig folgen die Währungen der Industrienationen der "Mean Reversion". Das heißt, sie schwanken in strukturell stabilen Zeiten um einen Mittelwert. Damit sind Anlegende zeitweise Gewinner und zeitweise Verlierer, die Absicherung verursacht Kosten ohne echten langfristigen Nutzen.
Diese Kosten sind nicht unerheblich, viele gesicherte ETF-Klassen haben höhere Gesamtkosten, im Schnitt etwa 0,3 bis 0,4 Prozent. Zudem könnten Teile der Hedge-Kosten zu einer negativen Tracking-Differenz gegenüber dem Index führen. Beides schlägt besonders bei Engagements mit langem Zeithorizont zunehmend auf die Performance durch. Langfristig orientierte Anleger erkaufen sich die Ausschaltung kurzfristiger Schwankungen mit nicht unerheblichen Performance-Verlusten.
Wer zur Stabilisierung des Depots in ETFs in internationale Staatsanleihen investiert, tauscht vermutlich gerne Renditepunkte gegen Volatilität im Depot. Und wer ETFs mit sehr kurzlaufenden Anleihen zum Parken von Cash nutzt, will sicherlich auch das Währungsrisiko ausschalten.
Z wie Zeichnen
Zwei Aktienemissionen und zwei Anleihen sind in dieser Woche in der Zeichnung über die Frankfurter Börse. Anlass für das Börsenwort der Woche.
Wenn Unternehmen an die Börse gehen, bieten sie häufig (aber nicht immer) Aktien vor Handelsstart zur Zeichnung an. Dafür geben sie meist eine Preisspanne vor. Innerhalb dieser können Anleger*innen verbindlich ihre Kaufabsicht für eine bestimmte Anzahl an Aktien kundtun. Mit der Angabe eines Preislimits legen sie fest, wie viel sie maximal bezahlen wollen. Gelegentlich wählt das Unternehmen auch ein Festpreisverfahren, dann ist der Preis von vorne herein bekannt.
Je nach Nachfrage legt das Unternehmen vor Handelsstart an der Börse den Ausgabepreis fest und teilt die Aktien den Anleger*innen zu diesem Preis zu. Das Unternehmen möchte einerseits möglichst viele Aktien abgeben, anderseits einen möglichst hohen Preis erzielen. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, kann das Unternehmen wählen, welche Anlegergruppen wie viel Prozent vom Platzierungsvolumen bekommen, so nennt man die Anzahl der ausgegebenen Aktien.
Aktien zeichnen – so geht es
Privatanleger können Aktien meist über ihre Depotbank zeichnen. Allerdings sind nicht alle Neuemissionen immer verfügbar. Insbesondere „attraktive“ Börsengänge mit viel medialer Aufmerksamkeit werden nur bei den Banken im Konsortium angeboten, das vom Unternehmen mit der Betreuung beauftragt worden ist.
Eine Alternative ist die Zeichnung über die Frankfurter Börse. Die kann über jede Depotbank abgewickelt werden, die den Handelsplatz Frankfurt anbietet (mit wenigen Ausnahmen, die den Service für ihre Kunden gesperrt haben). Während der Zeichnungsphase geben Sie einfach eine Kauforder mit Limit auf. Sollte Ihr Limit zu hoch sein oder Sie bekommen keine Zuteilung, keine Sorge. Alle Orders werden vor Handelsstart gelöscht.
Meist ein oder zwei Tage nach Zeichnungsende kommen die Aktien in den Handel. Dann wird im Rahmen einer IPO-Auktion auf Xetra und parallel auf dem Parkett, seltener nur im Parketthandel, der erste Börsenpreis festgestellt.
Ein spannender Moment, denn ab dann bewertet der Markt, also Anleger*innen wie Sie, das Unternehmen. Dann haben sie entweder einen Zeichnungsgewinn oder einen -verlust gemacht, je nachdem ob der erste Preis über oder unter dem Emissionspreis liegt. Für die meisten sollte es ein Buchgewinn oder -verlust sein, wenn sie in das Unternehmen investiert bleiben wollen. Erste Handelstage verlaufen oft sehr volatil, behalten Sie das im Hinterkopf.
Von Edda Vogt, 2022, © Deutsche Börse AG
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