Besonders professionelle Anleger greifen zu Aktien, trotz aller Turbulenzen. Der plötzlich sehr hohe Optimismus belastet aus verhaltensorientierter Perspektive den Markt.
Stimmungswechsel bei professionellen Anlegern: 15 Prozent haben Aktien gekauft, 12 Prozent die Short-Engagements geschlossen. Der Sentiment-Index seht mit +32 Punkten so hoch wie seit gut zwei Jahren nicht mehr und das Bärenlager ist ziemlich leer geräumt. Private Anleger haben sich in die selbe Richtung bewegt, jedoch nicht ganz so weit. Ihr Sentiment-Index steht bei +20 Punkten.
Joachim Goldberg vermutet, dass sie Akteure die starke Kursdelle des DAX von 3,5 Prozent im Verlauf genutzt haben, günstig einzusteigen, völlig unbeeindruckt von den Geschehnissen in den USA und teilweise auch hierzulande. Für den Verhaltensökonom ist das eine belastete Ausgangslage für weitere Kursgewinne. Gewinnmitnahmen erwartet er nun zwischen 14.150 und 14 200 Punkten. Und nach unten fehlten potentielle Käufer als Stütze.
3. Februar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es dürfte nicht Wenige geben, die die Woche seit unserer vergangenen Sentiment- Erhebung an den Aktienmärkten als „verrückt“ erlebt haben. Sicherlich könnte man auch noch andere Adjektive, wenn nicht sogar Superlative für den viel zitierten Kampf der Anleger-Communities gegen die Hedgefonds im Internet finden.
Da war es schon fast eine Nebensache, dass nicht nur der breitgestreute US-Aktienindex S&P 500, sondern auch der hiesige DAX noch am vergangenen Freitag den größten Wochenverlust seit Ende Oktober 2020 hinnehmen musste. Vermutlich hätte diese Korrektur, die seit dem vergangenen Mittwoch einen DAX-Verlust von 3,5 Prozent der Spitze zeitigte, auch ohne den „Aufstand der Internet-Privatanleger“ stattfinden können. Denn es ist noch nicht allzu lange her, da sprach man an den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks ohnehin von ungesunden Blasenbildungen.
Und wenn man genau hinguckt, hat sich ein Großteil der Abwärtsbewegung in der vorherigen Woche bereits direkt nach unserer letzten Sentiment-Erhebung, im Vorfeld der Sitzung der US-Notenbank am vergangenen Mittwoch, vollzogen. Indes: Mittlerweile hat das Börsenbarometer die zwischenzeitlichen Verluste vollends aufgeholt und präsentiert gegenüber der vergangenen Sentiment-Erhebung sogar einen kleinen Gewinn von 0,9 Prozent – als ob nichts gewesen wäre.
Richtig zugelangt
Mit der Erholung des DAX seit Beginn der Woche ist auch, nicht ganz unerwartet, ein Stimmungswechsel bei den von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren einhergegangen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat deutlich um 27 Punkte angezogen und liegt nun bei +32 – man muss bis zum 28. November 2018 zurückgehen, um einen noch höheren Indexstand zu finden. Dieser starke Stimmungswechsel geht in erster Linie auf ehemaligen Pessimisten zurück, die den Rücksetzer des DAX genutzt haben, um ihre bearishen Positionen um 180 Grad auf bullish zu drehen. Dabei hat sich das Bärenlager um fast 40 Prozent reduziert. Das Hauptmotiv für die zugrunde liegenden Käufe dürfte dabei in erster Linie in den relativ günstigen Einstiegspreisen begründet gewesen sein.
Auch bei den Privatanlegern gab es – wenn auch längst nicht so stark – eine ähnliche Tendenz. Auch hier fanden Käufe von ehemaligen Pessimisten in die Schwäche statt, die so ihre Positionen um 180 Grad drehten. Allerdings ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels nur um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +20 gestiegen. Gut möglich, dass man mancherorts doch nicht so stark ins Risiko gehen wollte.
Unbeeindruckt von GameStop und Co.
Die Ergebnisse der heutigen Befragung zeigen, dass sich vor allem die institutionellen Investoren vom „Aufstand der Reddit-Massen“ gegen das sogenannte „Wall-Street-Establishment“ kaum haben beeindrucken lassen. Vielmehr nutzte man vielerorts den Rücksetzer beim DAX, um verpasste Käufe nachzuholen. Der gleichzeitig gestiegene Börse Frankfurt Sentiment-Index ist damit allerdings in Sphären vorgestoßen, die zwar noch nicht als euphorisch, aber dennoch für den DAX als nicht ganz unbedenklich einzustufen sind. In der relativen Betrachtung auf sechs Monate stellt der Indexstand von +32 ebenfalls noch keinen extrem hohen Wert dar. Aber im Vergleich zum Jahresanfang, als wir einen Börse Frankfurt Sentiment-Index von -16 feststellten, ist die Differenz doch recht beachtlich.
Der jüngste Optimismus könnte sich insofern als Belastung für den DAX erweisen, da im Falle weiterer Kurssteigerungen mit Gewinnmitnahmen, vor allem zwischen 14.150 und 14 200 Zählern, zu rechnen wäre. Gleichzeitig ist die Unterseite durch die Käufe der vergangenen Tage nicht mehr allzu gut abgesichert. Denn ein großer Teil zu erwartenden Nachfrage bei einem erneuten Abgleiten des DAX wäre dann bereits gesättigt. Zusätzlicher Druck könnte überdies entstehen, falls internationale Investoren ihre vermutlich noch deutliche Übergewichtung in Aktien der Eurozone verringern sollten.
3. Februar 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 51% | 19% | 30% |
ggü. letzter Erhebung | +15% | -12% | -3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.920 (+120 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: +32 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +5 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 49% | 29% | 22% |
ggü. letzter Erhebung | +6% | -5% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 13.920 (+120 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: +20 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +9 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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