Anleger lassen sich offensichtlich von der Geldpolitik beeindrucken, was den Markt aber aus verhaltenstechnischer Sicht nicht in Bedrängnis bringt.
Mit der ersten Korrektur seit einigen Wochen hat sich die Stimmung der von uns befragten professionellen Anleger nochmal deutlich verschlechtert: 9 Prozent sind aus dem neutralen Lager zu den Bären gewechselt und short gegangen. Das drückt den Sentiment-Index dieser Gruppe auf -24 Punkte. Joachim Goldberg findet es bemerkenswert, dass sich die bisherigen Bären nicht zu Gewinnmitnahmen haben hinreißen lassen. Er vermutet, dass sich die Profis zu großen Teilen auf eine Straffung der US-Geldpolitik einstellen. Anders als die privaten Anleger, von denen 5 Prozent von der Pessimisten- zur Optimistenseite gewechselt sind.
Unterm Strich sieht der Verhaltensökonom trotz der Erwartung einer "erhöhten Risikoprämie" seitens vieler institutioneller Investoren, noch ausreichend Nachfragepotenzial bei niedrigerem Niveau. Dieses Potenzial könnte auf der anderen Seite in einer Squeeze die Preise nach oben treiben.
5. Mai 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Für manchen Börsianer mag sie gestern aus dem Nichts gekommen sein: die recht deutliche Korrektur an den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks. Eine Reaktion, die natürlich einen Kontrast zu der engen Bandbreite bildet, die der DAX den Akteuren seit unserer vergangenen Stimmungserhebung, aber auch in den Wochen zuvor präsentierte. Dabei tat man sich mancherorts trotz des höchsten Tagesverlusts seit Jahresbeginn zunächst schwer, eine stichhaltige Begründung für den Abverkauf zu finden. Am plausibelsten dürfte dabei wohl noch das Allzweckargument „Gewinnmitnahmen“ geklungen haben.
Wie so oft fand man schließlich doch noch einen guten Grund, warum selbst der DAX hierzulande einen so deutlichen Rücksetzer erfahren musste: Ein Interview mit US-Finanzministerin Janet Yellen, in dem diese einräumte, dass die US-Zinsen möglicherweise etwas steigen müssten, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern, sorgte für Furore. Auch wenn sich die Finanzministerin offenkundig nicht in die Belange der US-Notenbank einmischen möchte, war mit Yellens Einlassungen ein wunder Punkt bei den Akteuren getroffen: die Angst vor einer bislang vor allen seitens der Fed vermiedenen Diskussion über eine Änderung der ultra-lockeren Geldpolitik.
Bären deutlich in der Mehrheit
Auf jeden Fall hat sich die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche wieder deutlich verschlechtert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 9 Punkte auf einen neuen Stand von -24 und damit beinahe auf das Niveau von vor zwei Wochen gefallen. Auffällig ist, dass die neuen Bären per Saldo vollumfänglich aus dem Lager vormals neutral eingestellter Marktteilnehmer gekommen sind. Auf der anderen Seite zeigt sich, dass sich auch die „älteren“ Pessimisten der Vorwochen nicht zu Gewinnmitnahmen durchringen konnten. Vielmehr befindet sich das Bärenlager mit einem Anteil von 52 Prozent aller Befragten auf dem höchsten Stand seit dem 22. Juli 2020.
Ein ganz anderes Stimmungsbild präsentieren indes die Privatanleger. Dort befindet sich der Börse Frankfurt Sentiment-Index unverändert gegenüber der Vorwoche auf einem Stand von -8. Allerdings ist die Polarisierung zwischen Bullen und Bären deutlich gestiegen: Beide Gruppen haben sich gegenüber der vergangenen Befragung um jeweils 5 Prozentpunkte erhöht.
Eingefleischte Pessimisten möchten mehr
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren deutlich vergrößert. Dabei tritt vor allen Dingen bei Ersteren die Sorge zutage, dass sich die Diskussion um einen möglichen Tapering-Fahrplan, eine geldpolitische Straffung der US-Notenbank, trotz aller anderslautenden Beteuerungen wohl doch nicht mehr so leicht verdrängen lässt. Dies mag auch ein Grund sein, warum sich gerade der Kern der Pessimisten aus den vergangenen Wochen – im Durchschnitt handelt es sich um die Hälfte aller Pessimisten – noch nicht zu Gewinnmitnahmen aus ihren bearishen Positionen in Form von Rückkäufen entschieden hat.
Per Saldo sind dies alleine jedoch keine nachhaltig schlechten Nachrichten für den DAX. Auch wenn die pessimistische Mehrheit des Panels angesichts der jüngsten geldpolitischen Diskussionen offenbar eine erhöhte Risikoprämie fordert, bilden deren Short-Positionen bzw. Absicherungen gutes Nachfragepotenzial in Form von Rückkäufen auf niedrigerem Niveau (14.600 Zähler?). Potenzial, das sich auf der anderen Seite im Falle einer deutlichen Erholung des DAX in Form einer veritablen Squeeze entladen könnte.
5. Mai 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 28% | 52% | 20% |
ggü. letzter Erhebung | +0% | +9% | -9% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.030 (-260 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -24 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -15 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 35% | 43% | 22% |
ggü. letzter Erhebung | +5% | +5% | -10% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 15.030 (-260 Pkt.)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -8 Punkte (Stand vergangene Erhebung: -8 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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