So schnell wie er gekommen war, scheint der Spuk auch schon wieder vorbei. Man wertet die Kursschwäche als vorübergehend und nimmt Gewinne aus den Dip-Käufen mit.
Während die massiven Kursverluste der vergangenen Woche zu einem großen Teil wieder eingeholt worden sind, haben viele mittelfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger, die den günstigen Einstieg genutzt haben, Gewinne mitkommen. 16 bzw. 7 Prozent haben Aktien verkauft. Wobei die Profis fast alle an die Seitenlinie gezogen sind, wie Joachim Goldberg betont. Zumindest einige der Privaten haben sich auf die Short-Seite gewagt. Die beiden Sentiment-Indizes stehen mit -2 und +13 Punkten jetzt ziemlich weit auseinander.
Für den Verhaltensökonom ist dies ein Zeichen, dass zumindest die Institutionellen die anfängliche August-Schwäche als überstanden betrachten. Das verbessert die Marktlage für Optimisten, denn viel Verkaufspotential an der Oberseite ist fort. Allerdings hält Goldberg das Momentum für zu gering. Nach unten sieht er ab 17.300/350 Untestützungskäufe.
14. August 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Mittlerweile gibt es viele Kommentatoren, die den deutlichen Einbruch des DAX Anfang des Monats als gesunde Korrektur einschätzen. Zumindest konnte sich das Börsenbarometer zwischenzeitlich erholen und etwas mehr als die Hälfte des massiven Kursrückgangs wettmachen, der während der ersten Augusttage entstanden war. Allerdings haben diese volatilen Börsenwochen ihre Spuren hinterlassen, wie die gestern publizierte Fondsmanagerumfrage der Bank of America verrät, die vom 2. bis 8. August erhoben wurde. Denn die internationalen Vermögensverwalter nahmen deutliche Umschichtungen zugunsten von Anleihen und Kassehaltung bzw. zulasten von Aktien vor. Hatten noch im Juli netto 33 Prozent der Befragten erklärt, global in Aktien übergewichtet zu sein, so ist dieser Saldo nun auf 11 Prozent geschrumpft. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch bei Aktien der Eurozone ab. Hier wurde ebenfalls während der vergangenen beiden Monate der Bestand deutlich zurückgefahren – zuletzt gaben nur noch netto 4 Prozent der Fondsmanager an, in europäischen Aktien übergewichtet zu sein.
Unterdessen hat sich – allerdings wahrscheinlich aus anderen Gründen – die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche, gemessen an unserem Börse Frankfurt Sentiment-Index, um 15 Punkte auf einen neuen Stand von -2 verschlechtert. Man könnte fast schon von einem drehbuchmäßigen Verlauf für die mutigen Optimisten der vergangenen Tage sprechen, von denen sich ein Drittel von denen sich ein Drittel nach einem erwartet kurzfristigen Intermezzo wieder von seinen Engagements getrennt hat.
Nur eine gesunde Korrektur
Interessanterweise hat sich – wie es sonst häufig nach stärkeren Rebounds und vorangegangenen drastischen Kursrückgängen geschieht – praktisch niemand auf die Short-Seite gewagt. Tatsächlich kam es „nur“ zu Gewinnmitnahmen, vermutlich überwiegend kurz vor oder in der von uns in der Vorwoche avisierten Zone zwischen 17.800 und 17.850 Zählern. Gleichzeitig ist der Anteil der neutral gestimmten Investoren mit einem Anteil von 34 Prozent aller Befragten doppelt so hoch wie vor Wochenfrist.
Eine ähnliche Entwicklung ergibt sich bei den Privatanlegern, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index ebenfalls einen Rückgang verbuchen musste: Er fiel um 11 Punkte auf einen neuen Stand von +13. In diesem Panel hat sich die Gruppe der Optimisten um 7 Prozentpunkte verringert. Etwa die Hälfte der Auswanderer hat sich sogar direkt auf die Bärenseite gewagt, die Engagements also um 180 Grad gedreht. Wie gewohnt sind die über Social Media befragten Anleger optimistischer als die übrigen Anlegenden eingestellt, aber die Differenz zwischen den beiden Untergruppen hat sich merklich verringert.
Optimisten in der Warteschleife
In der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und ihren institutionellen Pendants etwas verringert, wobei die Stimmungsveränderungen wie bereits in der Vorwoche in die gleiche Richtung zeigen. Interessant ist jedoch nicht nur, dass sich die institutionellen Investoren bei der heutigen Befragung nicht auf die Short-Seite gewagt haben, was wir als Indiz dafür werten, dass man vielerorts auch unter den Investoren davon ausgeht, dass die anfängliche August-Schwäche nunmehr überstanden ist. Ihre Abgaben haben überdies dem DAX bislang nicht sichtbar geschadet, zumal das Börsenbarometer stichtagsbezogen gegenüber vergangenem Mittwoch um 2,1 Prozent zulegen konnte.
Damit ist ein großer Teil des an der Oberseite im Wege stehenden möglichen Angebots neutralisiert worden. Auch wenn dem DAX damit für weitere Anstiege nicht viel im Wege steht, dürfte das zugrunde liegende Momentum ohne die Hilfe langfristiger Kapitalströme zumindest aus heimischer Sicht nicht wirklich überzeugen. Denn das heutige Sentiment (und damit die Positionierungen) ist auch auf Sicht von drei und sechs Monaten ausgeglichen und zeigt nur geringe Schieflagen. Insgesamt hat sich die Situation für den DAX allerdings gebessert, zumal sich die heute ausgeschiedenen Optimisten bei einem halbwegs interessanten Rücksetzer (vermutlich im Bereich 17.300/350) als Käufer zurückmelden könnten.
Von Joachim Goldberg
14. August, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 32% | 34% | 34% |
ggü. letzter Erhebung | -16% | -1% | +17% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 17.850 (+370 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende:-2 Punkte (-15 zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 48% | 35% | 17% |
ggü. letzter Erhebung | -7% | +4% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 17,850 (+370 zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +13 Punkte (-11 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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