Trotz aller Unwägbarkeiten, die sich aus der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und dem Ende der hiesigen Ampel-Koalition ergeben, bleiben die Börsianer mehrheitlich optimistisch.
Es sind vor allen Dingen die institutionellen Investoren, die sich in unserer jüngsten Stimmungsumfrage so optimistisch wie zuletzt vor knapp einem Jahr zeigten. Und ja, auch die Privatanleger sind wieder bullisher geworden. Allerdings vermutet Joachim Goldberg hinter dem jüngsten Optimismus der institutionellen Investoren keinen nachhaltigen Glauben an einen Aufwärtstrend des DAX. Vielmehr nimmt der Verhaltensökonom an, dass die jüngsten Käufer an der in der vergangenen Woche eingesetzten Seitwärtsentwicklung des DAX weiter erfolgreich teilhaben wollen. Dies allerdings birgt ein nicht unerhebliches Risiko.
13. November 2024. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Nun hatten die Börsianer hierzulande seit unserer vergangenen Stimmungserhebung einiges zu verarbeiten. Sei es die US-Wahl, die mit dem beeindruckenden Sieg Donald Trumps endete, oder das noch am selben Mittwoch verkündete Ende der Ampel-Koalition hierzulande. Während die US-Aktienmärkte eine beeindruckende „Trump-Rallye“ hinlegten, mussten sich die Akteure hierzulande innerhalb einer Seitwärtsbewegung mit einer Achterbahnfahrt des DAX zufrieden geben. Am Ende produzierte das Börsenbarometer eine Handelsbandbreite von 2,8 Prozent während des Berichtszeitraums, im Ergebnis schlägt allerdings auch ein Verlust von 2,2 Prozent zu Buche.
Während sich die Anlegenden hierzulande auf Neuwahlen und auf die Unsicherheiten, die von der neuen Trump-Administration ausgehen könnten, einstellen müssen, hat sich die Aktienstimmung in den USA nach dem Sieg Donald Trumps drastisch verbessert. Dies zeigt etwa die jüngste Umfrage der Bank of America unter internationalen Fondsmanagern (Erhebung vom 1. bis 7. November, gut ein Fünftel von ihnen wurde nach der Wahl interviewt), bei der netto 29 Prozent der Befragten angaben, in US-Aktien übergewichtet zu sein. Das waren so viele wie zuletzt im August 2013. Vor der Wahl hatte dieses Plus nur 13 Prozent betragen. Gleichzeitig ist die Übergewichtung in Aktien global von 34 auf 24 Prozent zurückgegangen.
Mehrere Kehrtwenden
Unterdessen hat sich die Stimmung hierzulande gegenüber der Vorwoche ebenfalls verbessert. So stieg unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont unser Börse Frankfurt Sentiment-Index um 17 Punkte auf einen neuen Stand von +14. Das Bullenlager ist nämlich um 9 Prozentpunkte angewachsen, und bei knapp 90 Prozent der neuen Optimisten handelt es sich um ehemalige Bären, die ihre Position (möglicherweise zum wiederholten Male) um 180° gedreht haben. Nicht zuletzt, um noch einmal erfolgreich an oben genannter Achterbahnfahrt teilzunehmen.
Auch bei den Privatanlegern hat sich der Optimismus gegenüber der Vorwoche wieder erhöht, so dass wir eine Zunahme im Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel um 9 Punkte auf einen neuen Stand von +24 vermelden können. Der dahinter stehende Rückgang im Bärenlager um 6 Prozentpunkte geht zu gleichen Teilen zu Gunsten der Optimisten bzw. der neutral eingestellten Akteure. Auch sehen wir wieder eine deutlichere Kluft zwischen den über Social Media befragten Privatanlegern und den übrigen Akteuren in diesem Panel: Erstere sind deutlich bullisher eingestellt als die anderen.
Ausländisches Angebot gegen heimische Nachfrage?
Mit der heutigen Befragung hat sich die Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und institutionellen Investoren etwas vergrößert. Während Erstere hinter dem Stimmungshoch dieses Jahres etwas zurückbleiben, zeigt sich bei den institutionellen Investoren der höchste Optimismus seit knapp einem Jahr. Legt man die Seitwärtsentwicklung zugrunde, die der DAX während der vergangenen Woche zurückgelegt hat, drängt sich einem fast der Verdacht auf, dass viele Akteure nicht auf eine nachhaltige DAX-Rallye setzen, sondern von einer fortgesetzten Seitwärtsbewegung (vgl. vorgenannte Achterbahnfahrt) profitieren möchten. Vermutlich möchten viele dieser Investoren knapp oberhalb von 19.500 Zählern ihre Engagements wieder auf die Short-Seite drehen.
Allerdings hat sich das Börsenbarometer trotz der jüngsten Käufe nicht wieder befestigt – ein Indiz, dass Angebot aus langfristig orientierten Quellen – vorzugsweise aus dem Ausland im Rahmen von Umschichtungen weg von der Eurozone in Richtung USA – der inländischen Nachfrage gegenüberstand und möglicherweise immer noch fortbesteht. Dafür spricht auch der zuletzt gefallene Euro gegenüber dem US-Dollar. Mit anderen Worten: Der jüngste Optimismus der heimischen Investoren kann sich am Ende als Belastung für den DAX herausstellen. Vor allem, wenn die jüngsten Käufer deutlicher unter Druck geraten sollten.
Von Joachim Goldberg
13. November, 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 48% | 34% | 18% |
ggü. letzter Erhebung | +9% | -8% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.070 Punkte (-430 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +14 Punkte ( +17 Punkte zur Vorwoche)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 55% | 31% | 14% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | -6% | +3% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 19.070 Punkte (-430 Punkte zur Vorwoche)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 24 Punkte (+9 Punkte zur Vorwoche)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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