Auf die starken Kurssteigerungen reagieren fast ausschließlich professionelle Anlegerinnen und Anleger, und zwar mit einem Wechsel auf die Short-Seite.
Auf die erstaunliche Erholung des DAX mit der vierten Woche im Plus reagieren professionelle Anlegerinnen und Anleger mit Short-Positionen. 12 Prozent sind auf die Bärenseite gewechselt seit vergangenem Mittwoch. Der Sentiment-Index fällt auf -8 Punkte. Goldberg erinnert an das nahe Allzeithoch und bemerkt, dass zwischen einer ähnlichen Stimmungslage vor drei Wochen 2.000 DAX-Punkte liegen. Für viele scheine die eindrucksvolle DAX-Erholung vorbei zu sein. Private haben sich dagegen kaum bewegt und behaupten sich auf dem bullishen Stand von +23 Punkten.
Der Verhaltensökonom macht vor allem langfristige Kapitalströme, auch aus dem Ausland, für die gute Nachfrage aus. Die Pessimisten von heute sieht er ab 22.550/600 DAX-Punkten wieder als Käufer. Insgesamt ein positives Szenario.
7. Mai 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Auch während der vergangenen Tage konnte der DAX seinen eindrucksvollen Höhenflug fortsetzen und seit dem Tiefpunkt im Gefolge des US-Liberation Day, gerechnet vom 7. April, zeitweise ein Plus von über 26 Prozent verbuchen. Allein seit unserer letzten Stimmungserhebung schlägt ein Plus von 3,1 Prozent zu Buche, es handelt sich um den vierten Wochengewinn hintereinander. Dabei gab es während des Berichtszeitraums gerade einmal zwei Rücksetzer, die allerdings bei vielen Akteuren eher ein Achselzucken als ernsthafte Besorgnis verursacht haben dürften.
Natürlich steht heute in den USA die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank an, wobei weithin erwartet wird, dass es beim Leitzins keine Veränderung geben wird. Viel wichtiger dürfte für einige Akteure daher sein, wie US-Präsident Donald Trump auf das höchstwahrscheinliche „non event“ reagieren wird. Allerdings dürften sich die meisten wohl an seine Tiraden gegenüber Fed-Chef Jerome Powell bereits gewöhnt haben. Genauso wie an die von den USA noch zu verhängenden Handelszölle, die im Vergleich zu den ursprünglichen Extremforderungen wahrscheinlich geringer ausfallen werden als ursprünglich befürchtet. In der Wahrnehmung der Finanzmarktteilnehmer fühlt sich das sogar wie ein relativer Gewinn an.
Verlockendes Allzeithoch
Allerdings haben sich die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont in der Summe ganz anders verhalten. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche um 22 Punkte auf einen neuen Stand von -8 gefallen. Dabei ist nicht gesichert, ob der Zuwachs um 12 Prozentpunkte im Bärenlager auf die gestern mit Hindernissen erfolgte Kanzlerwahl von Friedrich Merz zurückzuführen ist. Das Gros von per Saldo über 80 Prozent aller Wechselwilligen hat seine Position um 180 Grad von bullish auf bearish gedreht, während nicht einmal ein Fünftel von vormals neutral eingestellten Investoren gestellt wurde. Dabei dürfte die Nähe zum Allzeithoch beim DAX als Referenzpunkt für Verkäufe gedient haben, genauso wie die Tatsache, dass das Börsenbarometer für viele Akteure in zu kurzer Zeit zu schnell gestiegen sein mag.
Erstaunlich wenig hat sich bei den Privatanlegern getan, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index gegenüber der Vorwoche um einen Punkt auf einen neuen Stand von +23 gestiegen ist. Dass sich das Bärenlager unter dem Strich um einen Prozentpunkt reduziert hat, ist dieses Mal nicht auf privat Anlegende, die wir über Social Media befragt haben, zurückzuführen, sondern auf kleinere Positionsverschiebungen der übrigen Panelteilnehmer. Am Ende ist auch heute wieder einmal deutlich geworden, dass die Zugehörigen zu dieser Untergruppe schon seit einigen Wochen tendenziell eher langfristig agieren.
Ordentlich Kasse gemacht
Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass die Stimmung bei den institutionellen Investoren bereits zum zweiten Mal in Folge so deutlich gelitten hat, dass sich nun die Verteilung von Bullen und Bären praktisch auf dem Niveau von vor drei Wochen befindet. Zwischen diesen beiden Erhebungen liegen in der Stichtagsbetrachtung über 2000 DAX Zähler, die vielen Optimisten zugute gekommen sein dürften. Mit dem heutigen Ergebnis wird gleichzeitig deutlich, dass sich für viele Akteure die eindrucksvolle DAX-Erholung nunmehr dem Ende zuneigt: Für eine kleine bearishe Mehrheit liegen die Risiken jetzt an der Unterseite.
Auf der anderen Seite muss man feststellen, dass der DAX auch unter den jüngsten Abgaben heimischer Investoren kaum gelitten hat, möglicherweise weil langfristige Kapitalströme, auch aus dem Ausland, auf der anderen Seite für gute Nachfrage gesorgt haben dürften. Auch ist anzunehmen, dass die Pessimisten von heute bei entsprechenden Rücksetzern (vermutlich erstmals bei 22.550/600 DAX-Zählern) wieder als Nachfrager auftreten werden und dem DAX nicht wirklich den Rücken gedreht haben. Insgesamt also keine schlechte Ausgangssituation für den DAX.
von Joachim Goldberg
7. Mai 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 32% | 40% | 28% |
ggü. letzter Erhebung | -10% | +12% | -2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.250 Punkte (+700 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: +6 Punkte (-8 Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 52% | 29% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | +0% | -1% | +1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.250 Punkte (+700 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +45 Punkte (+23 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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