Auf die steigenden Aktienpreise reagieren vor allem Pessimisten mit Glattstellungen. Zwangsweise vermutet Joachim Goldberg.
DIe fünfte Woche in Folge mit steigenden DAX-Preisen schlägt sich auch in steigendem Optimismus nieder. Der Sentiment-Index der Profis steigt um 8 Punkte auf die Nulllinie. Weil 6 Prozent ihre Short-Positionen schließen mussten, vermutet Goldberg. Schließlich erreichten deutsche Bluechips im Verlauf sogar einen neuen Rekordstand. Private Investorinne nund Investoren haben sich dagegen kaum bewegt. Deren Sentiment-Index steht mit +21 Punkten weiter deutlich höher.
Insgesamt wertet der Verhaltensökonom die Marktstimmung als ausgeglichen. Die Investoren warteten wohl auf einen deutlichen Impuls nach oben oder nach unten. Er weist darauf hin, dass internationale Investoren weiter den Markt prägen würden. Von den heimischen Anlegern erwartet Goldberg erst unter 23.000 DAX-Punkten Nachfrage.
14. Mai 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Dass sich die USA und China im Handelsstreit darauf einigen würden, die gegeneinander verhängten Zölle für 90 Tage um jeweils 115 Prozentpunkte abzusenken, dürften selbst die größten Optimisten unter den Börsianern nicht erwartet haben. Auch wenn erst einmal weiter verhandelt werden muss und die Zölle immer noch höher sind als vor dem 20. Januar, als Trump die ersten „America First“-Handelsmaßnahmen anordnete, haben die Teilnehmer an den Kapitalmärkten mehrheitlich applaudiert. Und auch der DAX konnte noch einmal gegenüber der vergangenen Sentiment-Erhebung um rund 1,5 Prozent zulegen – immerhin der fünfte Anstieg in Folge. Außerdem markierte das Börsenbarometer während dieser Zeit zwei neue Allzeithochs.
Aber auch die internationalen Fondsmanager haben gemäß der Mai-Umfrage der Bank of America deutlich weniger Pessimismus gezeigt, als dies noch im April der Fall war. Damals gingen 82 Prozent der Befragten davon aus, dass die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten schlechter dastehen würde, jetzt sind es nur noch 59 Prozent.
Die Notbremse gezogen
Unterdessen hat sich auch die Stimmung unter den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont verbessert. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index stieg gegenüber der Vorwoche um 8 Punkte und liegt nun auf der neutralen Nulllinie. Aber nicht, weil großer neuer Optimismus entstanden wäre. Es fällt nämlich auf, dass die Hälfte der jungen Bären aus der Vorwoche wieder ihre Segel gestrichen hat, weswegen die Gruppe der Pessimisten um 6 Prozentpunkte geschrumpft ist. Nur ein Drittel von ihnen hat sich direkt auf die Bullenseite gedreht, während die Mehrheit vermutlich die Notbremse ziehen musste und sich somit erst einmal zu den neutral gestimmten Akteuren gesellt hat. Dafür spricht auch der kurze DAX-Ausflug am vergangenen Montag, als das Börsenbarometer zeitweise rund 2,8 Prozent gegenüber dem Erhebungszeitpunkt vom vergangenen Mittwoch zulegen konnte.
Wenig Veränderung gab es vordergründig wieder einmal bei den Privatanlegern, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um 2 Punkte auf einen neuen Stand von +21 gefallen ist. Hinter dieser kleinen Veränderung stecken allerdings größere Verschiebungen, wenn man diejenigen Anlegenden, die wir über Social Media befragt haben, von den übrigen trennt. Diese waren zunächst bullish positioniert, haben dann aber einen größeren Teil ihrer Engagements profitabel abgebaut und sich in einer Größenordnung von zwei Dritteln dieser vormals bullishen Positionen direkt auf die Bärenseite begeben. Damit liegt der Börse Frankfurt Sentiment-Index nur für diese Untergruppe bei derzeit -2. Und weil es bei den Social-Media-Anlegenden eine Bewegung in die entgegengesetzte Richtung gab, sind diese nicht unerheblichen Veränderungen unter dem Strich kaum sichtbar.
Aktien der Eurozone wieder gesucht
Per Saldo bewegt sich also der Börse Frankfurt Sentiment-Index der Investoren mit höherem Commitment im neutralen Bereich, wobei bei den institutionellen Investoren die Gruppen von Bullen, Bären und neutral gestimmten Teilnehmern fast ausgeglichen sind. Man könnte auch sagen, dass die Investoren auf einen deutlichen Impuls nach oben oder nach unten warten.
Somit bleibt das „Spielfeld“ weitgehend den internationalen Investoren überlassen. Diese haben sich übrigens gemäß der vorgenannten Umfrage der Bank of America, die am 8. Mai abgeschlossen wurde (75 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben ihr Votum bereits vor Ankündigung der US-chinesischen Handelsgespräche in Genf ab), wieder stärker für Aktien der Eurozone interessiert. Netto 35 Prozent (Vormonat 22 Prozent) der Vermögensverwalter gaben nämlich an, dort übergewichtet zu sein. Zwar handelt es sich dabei noch nicht um einen Extremwert, aber weitere Zugewinne sind nun etwas weniger wahrscheinlich. Für den DAX sind das dennoch keine schlechten Nachrichten, aber die heimischen Investoren tun sich schwer, auf dem vergleichsweise hohen Niveau neue bullishe Engagements zu etablieren. Dies würde im Falle eines nicht zu scharfen Rücksetzers leichter fallen, weswegen wir erste Nachfrage aus diesen Quellen vermutlich knapp unter 23.000 DAX-Zählern erwarten.
von Joachim Goldberg
14. Mai 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 34% | 34% | 32% |
ggü. letzter Erhebung | -2% | -6% | +4% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.600 Punkte (+350 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: 0 Punkte (unv. Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 51% | 30% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | +1% | +0% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 23.600 Punkte (+350 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: +21 Punkte (-2 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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