Der jüngste Sprung des DAX auf neue Allzeithochs dürfte vor allen Dingen internationalen Fondsmanagern zu verdanken sein. Hiesige institutionelle Investoren bleiben mehrheitlich skeptisch.
Der für viele Investoren deutliche Sprung des DAX auf neue Allzeithochs dürfte in erster Linie, so die jüngste Umfrage der Bank of America, internationalen Fondsmanagern zu verdanken sein, die anscheinend ihre Liebe zu Aktien der Eurozone neu entdeckt haben. Auf der anderen Seite steht nun eine pessimistische Mehrheit heimischer Investoren, die sicherlich aus wichtigem Grund (u.a. drohende US-Zölle) neue bearishe Engagements im steigenden Markt gegen den internationalen Kapitalstrom etabliert haben dürften. Für Joachim Goldberg ein Grund, weiterhin auf einen stabilen DAX zu setzen.
22. Januar 2025. FRANKFURT (Goldberg & Goldberg). Dass ausgerechnet Aktien der Eurozone angesichts der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump am vergangenen Montag besonders gefragt waren, dürfte viele Börsianer überrascht haben. Und dass der DAX seit unserer vergangenen Stimmungserhebung rund 4,5 Prozent, verbunden mit neuen Rekordhochs, zulegen konnte, dürfte vermutlich nur zu einem Teil dem Umstand zuzuschreiben gewesen sein, dass die EU zumindest nicht wie befürchtet gleich am Tag eins der Präsidentschaft Trumps mit Zöllen überzogen wurde. Vielmehr entstand die Nachfrage nach Aktien der Eurozone bereits zu Beginn unseres Berichtszeitraums.
Diesen Eindruck hinterlässt zumindest die gestern publizierte Umfrage der Bank of America (BofA), wonach die internationalen Fondsmanager besonders Aktien der Eurozone favorisierten: Dort gab es gegenüber Dezember eine drastische Veränderung. Gaben vor Monatsfrist noch netto 25 Prozent der Befragten an, in Aktien der Eurozone untergewichtet zu sein, zeigte sich nun bei der jüngsten Umfrage sogar eine leichte Übergewichtung (+1) zu Gunsten dieser Papiere. Und wenn man bedenkt, dass gleichzeitig die Übergewichtung in US-Aktien (netto 19 Prozent der Vermögensverwalter gaben eine Übergewichtung an, nach 36 Prozent in Dezember) zurückgenommen wurde, wird nachvollziehbar, warum der DAX gegenüber den großen US-Indices seit vergangenem Mittwoch sogar deutlich stärker zulegen konnte. Mit anderen Worten: Die ersten DAX-Impulse in diesem Jahr wurden von internationalen Kapitalströmen begünstigt, wenn nicht sogar ausgelöst.
Skepsis bei den heimischen Investoren
Allerdings zeigt die heutige Erhebung, dass die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont diese Meinung nicht teilen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 9 Punkte auf einen neuen Stand von -7 gefallen. Dabei geht die größte Bewegung zu Lasten vormals neutral eingestellter Investoren, deren Anteil um 15 Prozentpunkte gesunken ist. So haben sich 80 Prozent der Wechselwilligen auf die Bärenseite geschlagen, während die Gruppe der Bullen lediglich von einem Fünftel dieses Stroms profitieren konnte. Die Motivation für die neuen bearishen Engagements im steigenden Markt dürfte dabei sowohl auf politische (USA) als auch auf makroökonomische Befürchtungen, gepaart mit scheinbar günstigen Verkaufsniveaus, zurückgehen.
Eine entgegengesetzte Tendenz zeigt sich bei den Privatanlegern. Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel steigt um 10 Punkte auf einen neuen Stand von +12. Dabei ergibt sich auf den ersten Blick eine Wanderung von den Bären zu den Bullen in einer Größenordnung von 6 Prozent aller Befragten. Allerdings geht diese Verschiebung in erster Linie auf Anlegende zurück, die wir über Social Media befragen. Die übrigen Privatanleger zeigen dagegen eine Tendenz, die wir auch bei den institutionellen Investoren vorfinden: Das Bärenlager nimmt unter dem Strich um 4 Prozentpunkte (zu gleichen Teilen zu Lasten der beiden übrigen Gruppen) zu.
Gegen die Kapitalströme
Mit der heutigen Befragung hat sich wieder eine Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren aufgetan. Gerade Letztere waren bei unserer vergangenen Befragung zu großen Teilen unentschlossen und nicht gewillt, auf steigende Kurse zu setzen. Und eine Woche später zeigt sich gegenüber der jüngsten Aufwärtsbewegung des DAX mehrheitlich eine große Skepsis, ganz im Gegensatz zu den internationalen Fondsmanagern oben genannter BofA-Umfrage.
Auch wenn der Pessimismus der von uns befragten Investoren noch nicht besonders ausgeprägt ist, weist jedoch dessen Entstehung in einem deutlich steigenden Markt auf das Risiko einer ersten Schieflage in diesem Jahr hin. Denn die jüngsten Verkäufe dürften bereits vor einiger Zeit getätigt worden sein. Deswegen können wir uns durchaus vorstellen, dass die im Schnitt vermutlich unter Wasser befindlichen bearishen Positionen bei einem Rücksetzer im Bereich von 20.700/750 erstmals wieder eingedeckt werden dürften. Unter dem Strich jedenfalls hat sich die Sentiment-technische Situation für den DAX verbessert.
Von Joachim Goldberg
22. Januar 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 37% | 44% | 19% |
ggü. letzter Erhebung | +3% | +12% | -15% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.250 Punkte (+890 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index institutionell Anlegende: -7 Punkte ( -9 Punkte zur letzten Erhebung)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 42% | 40% | 18% |
ggü. letzter Erhebung | -1% | +2% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 21.250 Punkte (+890 Punkte zur letzten Erhebung)
Börse Frankfurt Sentiment-Index privat Anlegende: 12 Punkte (+10 Punkte zur letzten Erhebung)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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